Die Berufung von Jennifer Morgan zur Co-Chefin von Europas größtem Softwarekonzern SAP, zur ersten Chefin eines Dax 30-Unternehmens überhaupt, machte weltweit Schlagzeilen.
Damit sei der Durchbruch geschafft, meinten viele, die sich mehr Frauen in Führungspositionen wünschen. Jennifer Morgan könne zum Vorbild werden. Zumal sie nicht müde wurde zu betonen, dass sie sich für mehr weibliche Führungskräfte einsetzen wolle – sowohl bei SAP als auch weltweit.
Doch nun verlässt Morgan (48) den Softwarekonzern nach gut einem halben Jahr an der Spitze. Sie ist nicht die erste Frau, die eine Führungsposition schnell wieder aufgeben muss. Auch bei SAP nicht.
Text: Barbara Klauß / Foto: dpa
2010 berief der Softwarekonzern mit Angelika Dammann erstmals eine Frau in den Vorstand. Bereits ein Jahr später musste die damals 51-jährige Personalvorständin wieder gehen, nachdem bekannt geworden war, dass sie regelmäßig mit dem Firmenjet vom Konzernsitz in Walldorf zu ihrem Wohnsitz nach Hamburg geflogen war. Foto: dpa
Dammanns Nachfolgerin, die Schweizerin Luisa Deplazes Delgado, spürte schon vor ihrem Amtsantritt im September 2012 heftigen Gegenwind. Unter anderem warf ihr der Betriebsrat vor, sie habe „keine Erfahrung in unserer Industrie und im deutschen Mitbestimmungsrecht“.
Nach nicht einmal einem Jahr musste auch sie ihren Posten wieder aufgeben. Sie verlasse den Konzern aus persönlichen Gründen, hieß es damals. SAP habe scheinbar genug von der Suche nach einer Frau für den Personalvorstandsposten, schrieb die RNZ. Finanzvorstand Werner Brandt übernahm den Bereich Personal.
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Im vergangenen Sommer „servierte“ die Bundesagentur für Arbeit ihre obersten Finanz- und Personalchefin Valerie Holsboer, damals 42, nach gut zwei Jahren „ab“, wie es die „Welt“ nannte. Die Rede war von einem „zerrütteten Vertrauen“ und einem Zerwürfnis mit Arbeitgeber-Vertretern.
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Für großes Aufsehen sorgte der Abgang der Siemens-Personalchefin Janina Kugel (50) Anfang des Jahres nach fünf Jahren im Vorstand.
Kugel, die „Star-Managerin“, hatte im Konzern eine steile Karriere hingelegt. Sie selbst sprach nicht über die Gründe ihres Ausscheidens, doch beklagten andere, sie sei Opfer einer männerdominierten Unternehmenskultur geworden.
Auch die beiden ersten Frauen im Siemens-Vorstand, Brigitte Ederer und Barbara Kux, waren vorzeitig abberufen worden.