Mehmet Bulut möchte im Schreinerdorf ein gewerbliches Tonstudio mit professionellen Ton- und Videoaufnahmen von Künstlern und Musikgruppen errichten. Die dafür erforderliche Bühne steht schon. Foto: Roland Wolf
Von Roland Wolf
Eschelbronn.Viele Jahre herrschte in der Produktionshalle der Firma Holzbau Uwe Dellinger in der Industriestraße emsiges Treiben, wenn die Mitarbeiter an den riesigen Holzbearbeitungsmaschinen das Bauholz für den Hausbau vorbereiteten. Das Geschäft wurde vor einiger Zeit aufgelöst und der Firmeninhaber verkaufte das 6000 Quadratmeter große Gelände mit Halle und angrenzendem Wohnhaus vor einem halben Jahr an Mehmet Bulut aus St. Leon-Rot.
Dieser kommt aus der Musik- und Kulturszene und vertritt damit eine ganz andere Branche. Nach einem Germanistik-Studium merkte er, dass er seine Leidenschaft, die Musik, zum Beruf machen muss. Er ist selbstständiger Konzertplaner und Tourneetechniker und will mit der Verwirklichung des Eschelbronner Projekts einer Reihe von namhaften Musikern und Künstlern zukünftig das ideale Umfeld bieten, um sich auf eine bevorstehende größere Tournee vorzubereiten. Gruppen wie "Saga", "Soulfinger", "Die Sweet Soul Music Revue" oder auch Thomas Anders, einst Sänger bei "Modern Talking" und "Apache 207", der momentan erfolgreichste deutsche Rapper, gehören zu seinen Geschäftspartnern.
Ursprünglich wollte Bulut die erworbene Immobilie ausschließlich für die Lagerung seiner technischen Ausrüstung nutzen, aber als er das riesige Potenzial der Fläche mit der komplett vorhandenen Infrastruktur erkannte, war ihm klar, dass daraus mehr zu machen ist. Da er für seine Technik nur ein Viertel der Gesamtfläche benötigt, errichtete er eine acht mal zwölf Meter große Bühne für die Auftritte der Künstler.
Ein Stockwerk höher unter dem Dach ist er gerade dabei, das Tonstudio einzurichten. Ebenso erledigt er die Arbeiten, die aus dem Lärmschutzgutachten resultieren. Eine geräumige Toilettenanlage für die Künstlerinnen und Künstler und für die Besucher ist bereits fertig. "Zusätzlich zum Erwerb des Grundstücks geht wohl noch einmal rund eine Million Euro für die weiteren Investitionen drauf", sagt der Unternehmer.
Eine große Hürde hat Mehmet Bulut bis zur Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pläne noch zu nehmen: Im Gemeinderat lag nun sein Antrag auf Nutzungsänderung der Halle in ein gewerbliches Tonstudio mit Probebühne vor. Nicht ganz unerwartet wurde dieser Tagesordnungspunkt ausführlich im Gremium diskutiert. Der Antragsteller war zusammen mit seinem Architekten Michael Merkel aus Neckargemünd zur Sitzung erschienen, um Rede und Antwort zu stehen.
Grundsätzlich war man sich unter den Räten darüber einig, dass eine neuerliche Gewerbeansiedlung in der Nachfolge des Zimmereigeschäfts sehr wünschenswert sei und dass Buluts Pläne, falls sie realisiert werden können, eine Bereicherung für den Ort darstellen. Aber die Gemeinde könne nur aus rein baurechtlicher Sicht eine Stellungnahme abgeben, wohingegen die Stellungnahmen der Fachbehörden abgewartet werden müssten. Bulut schilderte, dass die geplanten Veranstaltungen nur sporadisch über das Jahr verteilt stattfinden sollen und die Besucheranzahl bei 200 bis maximal 250 Gästen nach oben gedeckelt sei. Durch den zusätzlichen Kauf eines angrenzenden Grundstücks könnten auch ausreichend Parkplätze zur Verfügung gestellt werden.
Massive Bedenken kommen vor allem aus den Reihen der Anwohnerschaft. So befürchtet ein Gewerbetreibender aus der unmittelbaren Nachbarschaft, der dort mit seiner Familie wohnt, erhebliche Lärmbelästigungen, wenn dort Konzerte stattfinden. Er erinnerte dabei an eine zurückliegende sogenannte "Release-Party", als der Rapper "Apache 207" sein neues Album vorstellte und rund 450 Menschen der Veranstaltung beiwohnten. Und auch im Gemeinderat wurden diese Bedenken des Anwohners durchaus geteilt.
Daher einigte man sich am Ende der Diskussion mehrheitlich auf einen Beschluss mit dem Inhalt, dass grundsätzlich die Gewerbeansiedlung begrüßt wird, aber die vorliegenden Bedenken an einem "runden Tisch" mit allen Beteiligten, also mit Gemeinde, Antragsteller und mit den Anwohnern analysiert werden sollen, mit dem Ziel, einen zufriedenstellenden Konsens zu finden.
Die Aussichten, dass das Vorhaben zum Erfolg führt, sind nicht schlecht: Bulut ist in gutem Gespräch mit der Nachbarschaft, wie er sagt, und ist nicht auf Konfrontation aus. Das bestätigt auch der am meisten von diesem Projekt betroffene Anwohner. "Das Ganze könne künftig ja auch von den Eschelbronner Kulturschaffenden wie Musik- und Gesangvereinen, Theaterleuten und ähnlichen Organisationen genutzt werden", betont Bulut und hofft nun auf eine einvernehmliche Lösung.