„Corona-Pause“ herrscht am Skatepark im Wiesental und rund um den beliebten Bauwagen-Treff. Fotos: Berthold Jürriens
Sinsheim. (bju) Schule zu, Clubs zu, kein Vereinssport und keine Freunde treffen. Kinder und Jugendliche leiden unter dem Lockdown. Das weiß auch Laura Olbert von der "JuMo", der Mobilen Jugendarbeit in Sinsheim. "Die Jugendlichen vermissen die Freiheit, einfach machen zu können, worauf sie Lust haben", sagt die Sozialarbeiterin, und ergänzt: "Gerade weil diese Personengruppe kaum gehört wird, muss man besonders auf sie achten."
Deswegen sei die "Jugendarbeit Mobil – Soziales auf der Straße" mit ihren Angeboten weiterhin ein wichtiger Bestandteil, auch wenn sich nun der virtuelle Raum dazu gesellt hat. "Die Pandemie hat unserer Sozialarbeit vielleicht ein Bein gestellt, aber sie hat uns nicht gelähmt." Olbert ist trotz Lockdown sehr aktiv und hat das "JuMo"-Angebot den Umständen angepasst. "Und wir arbeiten an weiteren Formaten für das Jahr 2021", blickt sie voraus. Denn junge Erwachsene und Jugendliche brauchen ihre Räume, sowohl öffentliche als auch ihre "Frei-Räume". Olbert selbst sehe sich dabei immer als "Gast", die "einen Blick auf diese Räume hat oder auf die jungen Menschen achtet."
Die mobile Jugendarbeit basiere auf Freiwilligkeit und Flexibilität. Selbstverantwortung und Eigeninitiative gehören zu ihrem Verständnis von erfolgreicher Jugendarbeit, die sich im Wiesental auch durch die "herzliche Nachbarschaft" mit anderen Institutionen und Vereinen sehr gut entwickelt habe. Hinzu käme die gute Kooperation mit der Stadtverwaltung.
„Corona-Pause“ herrscht am Skatepark im Wiesental und rund um den beliebten Bauwagen-Treff (Foto). Fotos: Berthold JürriensIn Pandemiezeiten gäbe es nun auch "virtuelle Räume." Mit dem "Streetwalk und Realtalk" sei man weiterhin auf der Straße und im Netz verlässlich erreichbar und möchte damit auch den Kontakt aufrechterhalten. Verzichten müsse man, nicht nur wegen Corona, auf den bunten Bauwagen, der als beliebter Treff von jungen Erwachsenen und der Skaterszene im Wiesental gilt. Dieser war im November 2020 Vandalismus zum Opfer gefallen und wird aktuell vom städtischen Bauhof repariert. Dennoch, Kontakt unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen gibt es weiterhin. "Im Stadtgebiet und im Wiesental bin ich dienstags, mittwochs und donnerstags unterwegs", berichtet Olbert, die seit Beginn des Projekts "JuMo – Soziales auf der Straße" dabei ist. Das Projekt wird in Trägerschaft der Diakonischen Jugendhilfe Region Heilbronn umgesetzt. Ganz unterschiedlich sei die Resonanz beim virtuellen Szenetreff, bei dem sich unter anderem Sprayer und Skater austauschen können. Gute Musik hören, Skizzen malen und "a bissl schwätzen" gehören dazu. Dieser "Meeting-Mittwoch" soll das offene Angebot am Bauwagen ersetzen, der auch legaler Sprayspot für Graffiti und Szenetreff ist.
Die virtuelle Plattform dient auch für bevorstehende Planungen von Aktionen nach der Krise. "Die Resonanz ist aber sehr unterschiedlich. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen vermissen die echten sozialen Kontakte und das Miteinander. Skater, Sprayer oder Akteure des Kreativlabors möchten aktiv und nicht nur virtuell unterwegs sein." Individuelle Sprechzeiten zu Themen aller Lebenslagen, Online-Beratung oder das Graffiti-Angebot mit dem legalen Sprayspot, wie den OSB-Platten am Zaun, gehören ebenfalls weiterhin zum festen Bestandteil der mobilen Sozialarbeit. Auch beim Homeschooling unterstützt Olbert, wenn es notwendig sei. Ein großes Anliegen sei weiterhin die offizielle Einweihungsfeier des Skateparks "im tollen Areal im Wiesental", die im April 2020 Corona zum Opfer fiel. "Die Jugendlichen fiebern schon ein wenig darauf hin", sagt Olbert, die aber weiß, dass so eine Veranstaltung wohl noch warten muss.
Ein weiteres Thema ist die "U18-Jugendwahl" in Baden-Württemberg, denn die bevorstehenden Landtagswahlen sind erst ab 18 Jahren möglich. "Bis zu neun Tage vor der eigentlichen Landtagswahl dürfen landesweit alle Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren ihre Stimme abgeben – und zwar unter nur leicht veränderten Bedingungen", erklärt Olbert, die mit "JuMo Sinsheim" ein digitales Wahllokal anbieten wird, damit sich junge Menschen vermehrt mit Politik auseinandersetzen.
Die Frage, welche langfristige Folge die Pandemie für die Jugend habe, hänge auch von der Dauer des Lockdowns ab. "Ganz spurlos wird das nicht vorübergehen", ist sich Olbert sicher, die mit den Jugendlichen einen großen Wunsch hegt: ein wenig mehr Normalität.
Info: Bei Kanälen wie "YouTube", Instagram und Facebook präsentiert sich "JuMo" Sinsheim. Telefonisch ist Laura Olbert unter 0176 / 16910176 zu erreichen.