Der Winzer Philipp Plag schnitt kürzlich die letzten Riesling-Trauben vom Rebstock. Daraus entsteht ein Wein, der zu süßen Nachspeisen gut munden soll. Foto: Detlef Brötzmann
Von Detlef Brötzmann
Kürnbach. Als erfahrener Winzer hat Philipp Plag (34) immer ein gutes Gespür für besondere Weine. Vor fünf Jahren übernahm er in der vierten Generation das Weingut seiner Eltern am Leiberger Weg. Doch seine kreativen Ideen, aus Trauben etwas Besonderes zu machen, reichen viel weiter zurück. Er ist ein profunder Macher mit allen Sinnen, im Weinberg ebenso, wie im Weinkeller.
"Ich probiere gerne neue Sachen aus", sagt Plag und erzählt von seinem Praktikum, das er vor 15 Jahren in Australien absolviert hat. "Dort hatte jedes Weingut einen Portwein im Sortiment und ich dachte mir, wenn es vom Jahrgang her passt, möchte ich das auch machen." Im sonnenverwöhnten Jahr 2015 konnte eine entsprechende Traubenqualität gelesen werden. Nach zwei Jahren Reife im Holzfass, brachte Plag seinen ersten Likörwein nach dem Portweinverfahren in den Verkauf. Der Wein unter dem Namen "Elloui" ist nach seiner zweiten Tochter Ella-Louise benannt.
Dass Plag weitaus mehr als den bekannten Kürnbacher Schwarzriesling kann, hat er schon lang unter Beweis gestellt. Beim Deutschen Lembergerpreis, dem Vaihinger Löwen, holte er zwischen 2011 und 2017 drei Mal den ersten und zwei Mal den zweiten Platz. Doch was er in Rot kann, das kann er ebenso in Weiß, denn in dieser Kategorie kam es in diesem Jahr zu einem Novum. Ein Grauburgunder Premium des Jahrgangs 2017 geht nun als Sonderedition nach Berlin. Dort wird er in den kommenden zwei Jahren den etwa 40.000 Besuchern der Landesvertretung Baden-Württemberg am Berliner Tiergarten ausgeschenkt.
Den gleichen Erfolg hatte der aus Kürnbach stammende David Klenert, der in Kraichtal-Münzesheim seit 2015 sein eigenes Weingut betreibt. Mit einem Rotwein-Cuveé des Jahrgangs 2016 aus Dornfelder, Lemberger und Spätburgunder schaffte der Jungwinzer den Sprung in die Hauptstadt. Vorausgegangen war die Blindverkostung einer Fachjury, bei der 140 Wein angestellt wurden. Zum Zuge kamen jeweils drei Weine aus Baden und aus Württemberg.
Der Erfolg der beiden Kraichgau-Winzer blieb den Medien von Radio und Fernsehen nicht verborgen. Die SWR-Landesschau berichtete über Plag und Klenert und auch das SWR-4-Radio sendete ein Interview. Das zog Kreise. "Ich wurde zehn bis 20 Mal am Tag von Neu- und Altkunden darauf angesprochen", sagt Philipp Plag nicht ohne Stolz.
Auf dem Tisch liegen weitere Auszeichnungen, die er in diesem Jahr bei verschieden Wettbewerben errungen hat. Auch im renommierten Weinführer "Eichelmann" ist das Weingut Plag als Weinerzeuger seit 2007 durchgehend gelistet. Das Weinjahr 2018 bezeichnet der Kürnbacher Winzer als ein Jahr der Extreme. Die Trockenheit machte zu schaffen. Vier Wochen lang musste er die Junganlagen nachts mit Tröpfchenbewässerung pflegen.
Die gesammelten Erfahrungen aus den trockenen Jahren 2013 und 2015 kamen ihm dabei zugute. Herausgekommen seien kräftige, gehaltvolle Rotweine mit reifen Tanninen sowie facettenreiche, frische und fruchtige Weißweine in wie er sagt Top-Qualität.
Trotzdem lässt ihn sein kreatives Gespür nicht los. Zum Abschluss stand er kürzlich noch einmal im Weinberg und schneidet den letzten grün-bläulich schimmernden Riesling mit 120 Grad Öchsle vom Rebstock. Im Keller wird daraus eine süße Beerenauslese entstehen, die zu kulinarischen Desserts passen soll. Erwartungsvoll unterstreicht er sein Handeln mit den Worten: "Beerenauslese ist ein spannendes Thema."