Auf dem Ladenburger Stellplatz stehen die Wohnmobile dicht an dicht. Inhaberin Manuela Mehrmann ist sich aber nicht so sicher, ob das über den Sommer hinweg so bleibt. Sie fürchtet, dass die Urlauber aus dem Ausland dieses Jahr nicht kommen – immerhin bis zu 20 Prozent ihrer Kundschaft. Foto: Dorn
Von Katharina Schröder
Ladenburg. Es sind Feiertage, es ist Urlaubszeit. Und: Es ist Pandemie. Irgendwann muss man sich freinehmen, doch wohin dann mit und in der freien Zeit? Hoch gehandelt wird derzeit Camping in Deutschland. Viele erwarten dieses Jahr einen Boom in der Branche. Die Wohnmobilstellplatz-Inhaberin Manuela Mehrmann ist sich da noch nicht so sicher. "In den Sommermonaten hatten wir immer zwischen 10 und 20 Prozent Urlauber aus dem europäischen Ausland", sagt sie. Die könnten nun ausbleiben. "Ob sich das durch mehr Wohnmobilisten aus Deutschland wieder ausgleicht, können wir jetzt noch nicht sagen."
Mehrmann gehört der Stellplatz für Wohnmobile in Ladenburg. Beim Blick über die Anlage fällt es schwer, zu glauben, was die Inhaberin sagt, aber es ist ja auch Ferienzeit und verlängertes Wochenende. Ein Wohnmobil steht neben dem anderen, der Platz ist voll. Während die einen ankommen, reisen die anderen ab, und wieder andere machen ihre Fahrräder bereit für einen Tagesausflug. Ab und an weht eine Fahne vom Entleeren der chemischen Toilette hinüber, dann gewinnt wieder die Idylle vom Feld.
"Normalerweise wären wir gerade für sechs Wochen an der Algarve", erzählt Camper Werner Morjan. "Aber das geht ja jetzt nicht." Der Rentner und seine Frau kommen aus Mönchengladbach, und statt Portugal schauen sie sich jetzt eben die Römerstadt und ihre Umgebung an. "Wir machen das Beste draus", meint der 70-Jährige. Mit dem eigenen Wohnmobil sei schließlich der Weg das Ziel. "Wir halten an, wo es uns gefällt", sagt er. Heute soll es nach Heidelberg gehen.
Ähnlich geht es Dagmar Fleps. Auch sie und ihr Mann sind gerne im rollenden Zuhause unterwegs. "Letztes Jahr sind wir in zwei Wochen 5000 Kilometer Richtung Schwarzes Meer gefahren", erzählt sie. Corona habe das verändert. Zwar sei man im Vergleich zu einem Hotel- oder Ferienhausurlaub recht autark im Wohnmobil, aber Bedenken fahren trotzdem mit. "Wir würden jetzt nicht an die Nordsee fahren, das wäre zu weit weg", meint sie. Die Fleps haben sich entschieden, nur in einem Radius von 300 Kilometern zu verreisen. "Man weiß ja nicht, ob man nicht doch krank wird und dann irgendwo strandet."
Der wohl größte Vorteil an der Unterkunft auf Rädern ist die Flexibilität. Jeden Tag an einem anderen Ort, aber trotzdem für sich sein. Das ist besonders in Zeiten von Corona eine verlockende Verheißung.
So dachte auch Familie Greif, und hat sich ein Wohnmobil gemietet. "Das war eine spontane Idee, weil ja gerade nichts anderes möglich ist", erklärt Daniel Greif. "Es ist auf jeden Fall ein Abenteuer", erzählt der Vater und muss lachen. "Ich denke, wir machen das danach nicht mehr." Da stimmt ihm auch die achtjährige Tochter zu. "Es war eine gute Erfahrung für mich, auch mal woanders zu schlafen", erzählt sie ganz erwachsen und schaut aus dem Alkoven-Fenster heraus. "Aber es reicht dann auch." Daniel Greif schmunzelt. "Entweder man liebt es, oder man hasst es."
Familie Fischer machte das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung. "Wir haben das Wohnmobil vor einem halben Jahr gekauft und wollten jetzt eigentlich acht Wochen eine größere Tour machen", erzählt das Paar. Frankreich, Spanien und Portugal standen auf der Liste. "Jetzt heißt es eben Kurzurlaub." Und bevor es losgeht, werden erst einmal die Fallzahlen am Zielort geprüft und dann entschieden, wohin es geht. Gemütlich sieht es trotzdem aus. Fischers sitzen unter ihrer ausgefahrenen Markise vor dem Wohnmobil, daneben liegt entspannt ihr Hund.
Die Pandemie schränke zwar die Reiseziele ein, berge aber auch ungeahnte Vorteile, findet Camperin Anita Baier und lacht. "Als die Sanitäranlagen noch alle gesperrt waren, blieben die ganzen Zelter weg, und es war mal ruhiger auf den Campingplätzen."