Bei Bekleidungsgeschäften muss der Termin nicht vorab im Internet vereinbart werden, das geht auch spontan vor der Ladentür. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Auf den Planken ist am Nachmittag nicht viel mehr los, also in den vergangenen Wochen. Aber wer genau hinschaut, erkennt den Unterschied. Viele Passanten haben Blumensträuße oder Einkaufstüten bekannter Planken-Händler in der Hand. Denn: Die Geschäfte dürfen unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen. Termin-Einkaufen ist angesagt. Zum Beispiel beim Modehaus Appelrath & Cüpper.
Freudig betreten zwei Seniorinnen den Eingangsbereich. Sie haben einen Termin ausgemacht. Nachdem sie sich in die Liste eingetragen und ihre Hände desinfiziert haben, dürfen sie eine Stunde lang durch die Abteilungen schlendern. "Bei den Terminen für Montag waren die Kunden noch etwas verhalten", erzählt die Mitarbeiterin am Eingang. "Aber für die kommenden Tage wird das Angebot gut angenommen."
Doch nicht nur Kunden mit Vorab-Termin können in die Läden. Viele Geschäfte fahren zweigleisig und erlauben auch spontan den Besuch in ihren Räumlichkeiten. Jeder muss sich allerdings in eine Liste eintragen. So handhabt es auch "Galeria Karstadt Kaufhof" am Paradeplatz. Ein automatischer Sensor erfasst jeden Kunden. "Wenn das Maximum erreicht ist, bekommen wir einen Telefonanruf, dann müssen die Leute kurz warten", erklärt einer der "Türsteher", der am einzigen passierbaren Eingang des Kaufhauses postiert ist.
Die Freude über die Öffnung ist groß: "Mega", betont Veronika Frey, die mit ihrer Freundin in der Taschenabteilung hängen geblieben ist. "Endlich mal eine Abwechslung im Corona-Alltag." Sie ist aus Grünstadt gekommen, obwohl in Rheinland-Pfalz die Geschäfte ebenfalls geöffnet haben. "Aber Mannheim ist einfach ein Mittelpunkt für uns, wenn es ums Shoppen geht." Eine Einkaufsliste haben die Frauen nicht. Sie genießen es, einfach mal wieder durch die Geschäfte ziehen zu können. Denn überall hängt die neue Frühjahrsware.
So geht es auch zwei Frauen aus Heppenheim, die vor dem Bekleidungsgeschäft Zara in der Schlange stehen. Auch hier ist Spontan-Shoppen möglich. Derzeit ist allerdings die Maximalkundenzahl erreicht, deshalb müssen sie warten. "Man kommt endlich raus und unter Leute", erklären sie. Zudem wollen sie die lokalen Geschäfte unterstützen. "Ich habe nichts im Internet bestellt", erzählt eine der beiden.
Für einen Besuch in der Buchhandlung müssen sich die Kunden weder vorher anmelden noch in eine Liste eintragen. Foto: GeroldGanz ohne Termine dürfen die Buchhandlungen agieren. Aber auch bei Bücher Bender wird genau darauf geachtet, wie viele Personen im Laden sind. Mehr als neun geht nicht. "Wir freuen uns, dass wir wieder echten Kundenverkehr haben", sagt Inhaber Stefan Heeg. Zuvor konnte nur bestellte Ware abgeholt werden. Am Wochenende haben er und seine Mitarbeiter neu dekoriert. "Jetzt hoffen wir, dass das nicht nur ein kurzes Zwischenspiel ist", so Heeg.
Das hofft Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City, ebenfalls. "Ich freue mich, dass die Spontan-Termine so gut angenommen werden", erklärt er. Noch haben nicht alle Läden geöffnet, doch große Häuser wie Engelhorn oder Peek & Cloppenburg folgen laut Pauels am Mittwoch. "Die Inzidenzzahl liegt bei 92 und ist damit wieder gesunken", betont er erleichtert. Jetzt müsse man schauen, was die nächsten Tage bringen. Eine erneute Schließung wäre fatal. Einen Ansturm für das kommende Wochenende befürchtet Pauels aufgrund der geöffneten Geschäfte in Rheinland-Pfalz nicht. Ihn beschäftigt etwas anderes: "Jetzt müssen wir sehen, dass die Gastronomie in zwei Wochen wieder öffnen kann."