Die Bilder in der Unterführung dürfen bleiben
Ohne Genehmigung angebrachte Werke offiziell anerkannt - Teil des "Metropolink-Festivals"

Den Sommer über verschönerte Marina Volkova die Unterführung am Adenauerplatz. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Es war eine für alle Seiten schwierige Situation: Eine renommierte Künstlerin hatte die Unterführung unter dem Adenauerplatz verschönert - ohne zu wissen, dass sie das dort nicht darf. Für die Stadt war die Lage kompliziert, da man einerseits klare Regeln für den Umgang mit illegaler Kunst (und "Kunst") hat - nämlich: schnell entfernen, Strafanzeige, Schadensersatz fordern.
Andererseits ist das, was Marina Volkova auf die Kacheln der Passage gemalt hatte, eben keine Schmiererei. Und es wäre kaum zu vermitteln, ihr Werk wie eine solche zu behandeln.
Nun gibt es eine Lösung, mit der alle zufrieden sind. Die wichtigste Nachricht: Die Bilder dürfen bleiben. Aber weil die Stadt nicht einfach nachträglich illegale Kunst legalisieren möchte, nahm sie das Metropolink-Festival mit ins Boot.
Die Passage wurde kurzerhand zum Teil des Straßenkunst-Festivals erklärt. Volkova muss nun also nicht für die Reinigung bezahlen. Und auch strafrechtliche Schritte sind für die Stadt kein Thema.
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"Wir haben einen Weg gefunden, der für alle Beteiligten eine gute Lösung darstellt", zeigte sich Bürgermeister Wolfgang Erichson, zu dessen Dezernat die Stadtreinigung gehört, nach einem Gespräch mit Volkova zufrieden. "Ich danke dem Leiter des Metropolink-Festivals, Pascal Baumgärtner, der sich die Bilder kurzfristig anschauen konnte.
Seine Einschätzung, dass die Arbeiten künstlerische Qualität haben, war für uns sehr wichtig", so Erichson. Auch das Tiefbauamt und Bürgermeister Jürgen Odszuck hatten sich für die Beibehaltung ausgesprochen.
Neben dem künstlerischen Wert waren es wohl zwei Punkte, die zu dieser Lösung führten: Zunächst einmal konnte die Künstlerin glaubhaft darlegen, dass sie aus Versehen an der falschen Stelle gemalt hat. Zudem gestand sie den Fehler ein und ging gleich auf die Stadt zu.
"Die Behörden sind sehr freundlich und behutsam mit mir umgegangen", berichtete die Künstlerin der RNZ. Sie ist nun verpflichtet, die verbliebenen Flächen auf eigene Kosten zu gestalten, so dass ein durchgehendes Kunstwerk entsteht. Was wie eine Strafe klingt, war ihr größter Wunsch.
Jedoch betont die Verwaltung, dass es keine "Ewigkeitsgarantie" für das Werk gebe. Schließlich ist die Philosophie des Metropolink-Festivals, dass Flächen regelmäßig übermalt werden. Bis dahin setzt man auf einen anderen Effekt: "Die Hoffnung ist, dass bei einer künstlerisch hochwertigen Gestaltung der Unterführung die sonst üblichen Schmierereien zurückgehen", erklärt Erichson.
Es gebe Studien, die genau das belegen. Und doch stellt man bei der Stadt klar, dass es sich nicht um einen Präzedenzfall handele: "Wer nicht sicher ist, ob Graffiti an einer Stelle legal ist oder nicht, sollte in jedem Fall zunächst die Stadtverwaltung fragen."