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Heidelberg

Christoph Nestor und die Frage "Wie wollen wir leben?"

Zivi, Sponti, Wirt, Stadtrat, Bürger: Nestor mischt seit 45 Jahren Heidelberg auf. Jetzt geht der 68-Jährige als Organisationsleiter des Mietervereins in Ruhestand.

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20.12.2020, 06:00 Uhr

Mitte der 90er besetzt Nestor eine Linde. Am Ende wird sie gefällt, er weint gemeinsam mit dem Gutachter. Foto: Berger

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Wenn Christoph Nestor an seinen Ruhestand denkt, klingt das so: "Ich wach am 1. Januar auf und muss nix mehr. Ich muss nicht mehr nachts im Bett nachdenken über den nächsten Tag, über meine Termine. Ich hab’ 45 Jahre Heidelberg hinter mir – jetzt bin ich mal dran!" Der 68-Jährige hört nach 31 Jahren als Organisationsleiter des Mietervereins Heidelberg auf. Es ist eine Zäsur, wenn Nestor sich zurückzieht, nicht nur für ihn, nicht nur für den Mieterverein.

Nestor war Stadtrat, rettete Bäume und Kindergärten, wollte Oberbürgermeister werden, war Kneipenwirt, Taxifahrer, organisierte die wohl größte Protestaktion gegen Rechtsradikalismus in der Geschichte der Stadt mit – und kämpfte unermüdlich für eine andere Wohnungspolitik im teuren Heidelberg. "Eigentlich ging es mir immer um die gleiche Frage", sagt er: "Wie wollen wir leben?" Das Gemeinwohl sei es, das ihn immer interessiert habe.

Nach Heidelberg kommt Nestor 1974, mit 21 Jahren, als Zivildienstleistender. Er weiß noch, wie er damals am Adenauerplatz zusieht, wie die prächtige alte Hauptpost abgerissen wird. "Sind die wahnsinnig in dieser Stadt?", denkt er – und kann noch nicht wissen, wie häufig und heftig er noch mit dem Mann, der das verantwortet, SPD-OB und Chef-Altstadt-Sanierer Reinhold Zundel, aneinandergeraten wird.

Sein Zivildienst in einem Kindergarten für Kinder mit Körperbehinderung im Hasenleiser prägt Nestor. "Da habe ich so viel gelernt, so viel gelacht und so viel Freude gehabt", sagt er. Auch abends kommt der Spaß nicht zu kurz: Wenn er nachts heimfährt, per Anhalter vom Weinloch in der Altstadt nach Rohrbach in das Altenheim, in dem ihm das Deutsche Rote Kreuz ein Zimmer gegeben hat, wird dort oft noch lange weitergefeiert.

Dass er überhaupt Zivi werden durfte, hat Nestor auch seinem rhetorischen Talent zu verdanken. Er verweigert den Wehrdienst zunächst erfolglos, wird eingezogen. In der Kaserne in Achern schreibt er seinem Vorgesetzten: Er werde keine Waffe anfassen, niemals. Der Hauptmann bittet ihn zum Gespräch, zwei Stunden später sagt er zu ihm: "Sie haben mich überzeugt." Fortan fegt Nestor nur noch den Flur, der Vorgesetzte schreibt ihm eine Beurteilung, ein paar Wochen später gewinnt Nestor seinen Prozess, wird als Verweigerer anerkannt, kann die Kaserne für immer verlassen.

Nestor heiratet früh, mit 23. In der Woche, in der er erfährt, dass er Vater seiner Tochter Julia werden wird, hat sein Vater, der im Zweiten Weltkrieg am Kopf verletzt wurde, einen Schlaganfall. "Er lag da, ich beugte mich zu ihm und er flüsterte: Es tut mir leid, dass ich euch geschlagen habe." Nestor schmerzt das noch immer. Er wischt eine Träne aus dem Auge: "Deshalb hasse ich diesen Krieg bis heute, er hat mir meinen Vater gestohlen." Richtig aussprechen können sie sich nie. Der Vater stirbt ein paar Jahre nach dem Schlaganfall an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzung.

Der junge Nestor, zu spät geboren, um 68er zu sein, wird Sponti. "Parteien und K-Gruppen waren igitt!" Der verheiratete Vater zieht in eine Sechs-Zimmer-WG in der Schillerstraße, er hat den Dogmatismus satt – den der Elterngeneration ebenso wie den der 68er. Er schreibt sich an der Uni für Geschichte, Politik und Geografie ein – aber das Studium läuft eher nebenher. "Ich habe vor lauter Einmischen das Studieren vernachlässigt", sagt er heute.

In seinem ersten selbstverwalteten Projekt, dem Kinderhaus Heidelberg, ecken seine Mitstreiter und Nestor an. Auch weil die Kinder der Frau des Terroristen Siegfried Haag dort betreut werden, streicht die Stadt die Zuschüsse, Zundel spricht vom "RAF-Kindergarten", das Studentenwerk schmeißt sie aus dem Haus in Neuenheim. Sie klagen, gewinnen, kaufen auf Basis eines Gemeinwohl-Modells aus Privatkrediten ein neues Haus in Ziegelhausen – das Kinderhaus in der Neckarhelle gibt es bis heute.

Als das selbstverwaltete Collegium Academicum – für Zundel "ein Hort der Linksradikalen" – 1978 geräumt wird, sind die hiesigen Spontis heimatlos. Zum alternativen Treffpunkt wird eine Kneipe – selbstverwaltet natürlich. Nestor ist einer der 35 Wirte, die im Löwenkeller und später der Jägerlust in der Weststadt hinter – und vor – der Theke stehen.

Aber bei allen Projekten, der massive Widerstand des Establishments gegen die jungen Gemeinwohl-Ritter lässt in Nestor eine Erkenntnis wachsen: "Um wirklich was zu bewegen, muss man selbst in den Gemeinderat." 1980 zerbricht Nestors Ehe, er bleibt in der WG, wird "Besuchsvater", wie er sagt. Nestor bricht das Studium ab, lernt Anwaltsgehilfe, nebenher fährt er Taxi. Parallel beginnt, was sein Marsch durch die Institutionen hätte werden können: Nestor gründet mit anderen die Grün-Alternative Liste (GAL). Und 1984 gelingt das Unglaubliche: "Wir zogen mit acht Leuten in den Gemeinderat ein." OB Zundel begrüßt die Neuen mit dem Spruch: "Die Steinewerfer sind ja jetzt im Gemeinderat angekommen."

Christoph Nestor am Bismarckplatz, im Herzen der Stadt, in der er in den vergangenen 45 Jahren so einige Kämpfe ausgefochten hat. Einst kam er als Zivildienstleistender, jetzt geht er nach 31 Jahren beim Mieterverein in den Ruhestand. Foto: Philipp Rothe

Nestor rückt 1987 in die Fraktion nach, darf noch einige Zeit Zundel zur Weißglut treiben, bis der 1990 abtritt. In der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl 1989, die zu Zundels Rücktritt führen wird, macht Nestor das, was in den USA "Filibuster" heißt – eine Dauerrede, um einen Beschluss zum Umbau eines Teilstücks der Berliner Straße zu verhindern. "Ich hatte Stoff für zweieinhalb Stunden." Ausdauer, die hat Nestor schon immer ("Etwas aushalten, dass ich das kann, hat auch mit meinem Vater zu tun."). Er liest die 40-seitige Vorlage der Verwaltung vor, dann einen Spiegel-Artikel über Verkehrspolitik. "Alle vier Sätze habe ich gesagt: ,Wie hier in Heidelberg’, damit Zundel mir nicht das Mikro abdrehen kann." Weit nach 23 Uhr reicht es dem OB, er schließt die Sitzung, der Straßenumbau kommt nie.

Wenn Nestor solche Geschichten erzählt, leuchten seine Augen. "Es hat schon Spaß gemacht", sagt er dann. Auch als Stadtrat bleibt er außerparlamentarisch engagiert. Nach den ausländerfeindlichen Ausschreitungen, Brandanschlägen und Morden von Mölln und Rostock-Lichtenhagen organisiert er "Heidelberg zeigt Courage" mit: Tausende gehen gegen Rassismus auf die Straße, feiern bei einem Rock-gegen-Rechts in der Stadthalle, in allen Stadtteilen gibt es Aktionen, die RNZ ist mit im Boot.

Auch das Ökologische verliert Nestor nie aus den Augen: Mitte der 90er will er eine einzelne Linde in der Schillerstraße retten. Sie soll gefällt werden, bloß weil ein Randstein versetzt wird. Nestor sitzt mit einem Schild auf dem Baum: "Dieser Baum ist besetzt." Erst hat er Erfolg, ein Gutachter wird bestellt. Der findet heraus: Die Linde ist innen faul. "Der Gutachter und ich, wir haben beide geweint", erzählt Nestor. Heute muss er darüber lachen.

Zehn Jahre sitzt Nestor im Gemeinderat, kämpft um den Erhalt des Alten Hallenbads, um einen Verkehrsentwicklungsplan und den Neubau der Synagoge ("Für mich war das unerträglich: Meine Vorfahren haben die Synagoge angezündet und wir kriegen es nicht hin, eine neue zu bauen."). Er versucht, undogmatisch zu bleiben, merkt, dass man auch mit (manchen) CDUlern vernünftig reden kann. Und er erlebt die anfängliche Euphorie mit, als SPD und GAL mit der neuen Oberbürgermeisterin Beate Weber endlich die Mehrheit haben. "Zu Beginn haben wir ernsthaft geglaubt, wir regieren da mit." Nestor erarbeitet sich einen Ruf als Weber-Kritiker. Er scheut keinen Konflikt, hört etwa in der Dauerfehde der OB mit HSB-Vorstand Norbert Vornehm nicht auf, Fragen zu stellen – mit Nestors eigenen Worten: "Im Gemeinderat hatte ich immer eine große Klappe."

Im Jahr 1996 stellt ihn die Fraktion kalt, 1997 verlässt er den Gemeinderat. Er sei ein Störfaktor bei der Etablierung von Rot-Grün, habe der einstige Fraktionskollege und damals aufstrebende spätere Grünen-Bundeschef Reinhard Bütikofer ihm gesagt. Im Nachhinein, so Nestor, ein Glücksfall: "Ich musste auch mal wieder an mich denken, habe mich zu sehr aufgerieben." Er habe nicht, wie viele Grüne damals, nach Stuttgart oder Berlin gewollt, um Karriere machen. "Ich wollte an der Basis bleiben, in Heidelberg, hier ist mein Nährboden."

Schon 1990 ist Nestor Organisationsleiter beim Mieterverein geworden. Der damalige Vorstand suchte jemand "politisch Engagierten". Nestor weiß, wie man einen Verein leitet, sorgt für "gute Beratung zu vernünftigen Preisen für alle Mieter" – und kümmert sich parallel um Wohnungspolitik. Er nennt das: "Einfach die Wahrheit sagen." Diese Wahrheit ist für Nestor: Der Markt regelt es eben nicht, der Staat muss der Immobilienwirtschaft Schranken setzen.

Nestor feiert viele kleine Erfolge, etwa, als er den Gemeinderat von der Einführung des Mietspiegels überzeugt ("Kein perfektes Instrument, aber ohne den Mietspiegel würden die Wohnungen in Heidelberg heute alle noch einen Euro pro Quadratmeter mehr kosten"). Der größte Erfolg aber ist der MTV-Beschluss 2015. Erstmals schreibt die Stadt Heidelberg Miethöhen fest – in Mark-Twain-Village soll es 40 Prozent preiswerte Miet-, 30 Prozent bezahlbare Eigentumswohnungen geben.

Doch sein Job beim Mieterverein bedeutet nicht, dass er nur noch Wohnungspolitik macht. Im Hintergrund zieht Nestor bei der GAL weiter mit die Fäden – und will es dann 2006 richtig wissen: Er bewirbt sich als OB-Kandidat der Grünen. "Das wollte ich immer", sagt er. Er scheitert recht knapp, GAL- und Grünen-Mitglieder geben Caja Thimm 71 und ihm nur 56 Stimmen.

Was danach passiert, reißt bei Nestor tiefe Wunden. Denn langjährige Wegbegleiter hätten sich plötzlich von ihm abgewandt. Er erzählt das so: "Reinhard Bütikofer, Dieter Salomon, Fritz Kuhn – die kannten mich alle plötzlich nicht mehr." Am Abend der OB-Wahl (Thimm hatte gegen Würzner verloren), habe er bei der Wahlparty festgestellt: "Hier redet ja gar niemand mehr mit mir." Der Schock sitzt noch heute tief. "So kalt", ruft Nestor, sei Kuhn gewesen. Im Vorbeigehen habe der ihm "Wir reden nachher!" zugerufen. "Es war der letzte Satz, den Kuhn jemals zu mir gesagt hat." Nestor weiß: "Politik ist keine Veranstaltung zur Gewinnung von Freunden." Diese Erfahrung bestätigte sich, als GAL und Grüne sich ein paar Jahre später trennten. "Theresia Bauer hat mich persönlich bekämpft wie die Schweden im 30-jährigen Krieg Wallenstein." Und dennoch ist Nestor bis heute Grünen-Mitglied.

Dass er nicht OB wurde, nicht einmal Kandidat, schmerze ihn heute nicht mehr. Aus dem Kommunalpolitiker ist ein Bürger geworden, der sich an vielen Stellen engagiert. Aber dass der, der stattdessen Oberbürgermeister wurde, "keine Strategie für eine soziale Wohnungspolitik" habe, das ärgert ihn. Schon Zundel, dann Weber und jetzt Würzner hätten "die Ankündigung zum Erfolg" erhoben. "Erfolg aber gibt es nur in der Umsetzung." Manchmal könnte er daran verzweifeln, aber dann besinnt er sich: "So ist halt die Realität und ich habe noch immer keinen Ort gefunden, wohin ich auswandern wollen würde."

Christoph Nestor, gebürtiger Freiburger, aufgewachsen in Baden-Baden, und seit 45 Jahren in Heidelberg – ist schon lange kein Heidelberger mehr, jedenfalls auf dem Papier. 2000 verließ er nach einem Vierteljahrhundert die Weststadt-WG, und kaufte mit seiner frischgebackenen zweiten Ehefrau Andrea Knobloch ein Haus in Dossenheim. Ein Jahr später kam seine zweite Tochter Clara zur Welt. "Auch damals galt es, ein Dogma zu brechen", lacht Nestor. Denn mit der Kleinfamilie ins Eigenheim, das war für den Sponti lange unvorstellbar. "Aber als aus der WG immer wieder alle aus- und in Kleinfamilien gezogen sind, habe ich gemerkt: Also das reicht jetzt."

Nestors Kleinfamilie ist Teil einer weitverzweigten Patchwork-Familie mit vielen Halbgeschwistern, auch Andrea hat einen Sohn aus einer früheren Beziehung. "Wir waren mal als Muster-Patchwork-Familie im dm-Magazin", lacht er. Nestor ist ein Familienmensch. In Dossenheim zogen auch seine Mutter und später die Schwiegermutter ein. Inzwischen sind beide verstorben. Clara hat gerade Abi gemacht, im Haus wird es bald ruhiger sein.

Davor hat Nestor keine Angst, er freut sich aufs Lesen, aufs Rudern, aufs Nachdenken – und auf noch mehr Zeit mit seinen Enkelkindern Rosa (16), Lotta (11) und Titus (4). Die Frage "Wie wollen wir leben?" – die wird Christoph Nestor weiter beschäftigen. Einen letzten Pfeil hat er noch kurz vor dem Ruhestand abgeschossen: den Einwohnerantrag zur Wohnungspolitik, der 2021 weiter im Gemeinderat behandelt wird. Nestor mischt dann nicht mehr mit. "Beim Kampf fürs Gemeinwohl müssen jetzt andere ran."

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