Die amtierende Moosbrunner Sauerkrautkönigin Carola Scholl in ihrer Küche in Pleutersbach, wo sie ihr Brot in einem alten gusseisernen Topf selber bäckt. Foto: Wanda Irob
Von Wanda Irob
Pleutersbach. "Als ich zur Sauerkrautkönigin von Moosbrunn gekürt wurde, schlupfte ich geschwind in ein Dirndl", erzählt Carola Scholl aus Pleutersbach mit einem Lächeln im Gesicht. Das Sauerkrautfest ist Familientradition und findet immer im November auf dem Anwesen ihres Schwiegervaters Peter Scholl in Moosbrunn statt. Und als Höhepunkt der Feier vollzieht Ritter Friedrich alias Hans Waibel aus Hirschhorn die Krönung der Sauerkrautkönigin per Schwertschlag. Eine Idee, die aus Überlegungen heraus entstand, diesen Tag unterhaltsam zu gestalten. "Das Amt zieht keine Verpflichtungen nach sich, wie bei einer Weinkönigin", erzählt Carola Scholl. "Um den Spaß mitzumachen, muss man offen sein und über sich selber lachen können", sagt sie, "und man sollte nicht so verbissen sein, das Leben ist ernst genug."
Der Festtag an sich und die Vorbereitungen hierzu sind mit viel Arbeit verbunden. Als Familienmitglied muss auch die Majestät mit anpacken. Während Peter Scholl für die Zubereitung des Sauerkrautes, der Schlachtplatte und der Wurstsuppe zuständig ist, hilft sie bei der Essensausgabe. "Dies im Dirndl zu bewältigen, das ist mir zu unbequem. Deshalb zog ich mich kurz vor dem Festakt um", verrät sie. Im nächsten Jahr, so die Planung, werden sie voraussichtlich bei den 750-Jahr-Feiern Moosbrunns beteiligt sein.
Im Gespräch mit ihr wird deutlich, dass Carola Scholl eine sehr aktive Frau ist und sich engagiert am Gemeindeleben beteiligt. Sie ist nicht nur Ehefrau und Mutter zweier Söhne, 11 und 5 Jahre alt, sondern auch berufstätig. Als Industriefachwirtin geht sie an zwei Tagen in der Woche arbeiten. Die Bürotätigkeit in einer großen Firma in Eberbach hilft ihr, nicht ganz den Anschluss an die Arbeitsabläufe zu verlieren.
Zu Hause ist Carola Scholl eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig. Sie achtet darauf, dass die Produkte so naturbelassen wie möglich und regional hergestellt sind. Im Sommer letzten Jahres fing sie mit ihrem Mann und ihren Söhnen an, ein Gartengrundstück herzurichten, um Gemüse und Salat selbst anzubauen. Ein Hügelbeet wurde aufgeschichtet. "Neben schwarzem Rettich, Radieschen und Salat gediehen tatsächlich auch Rot- und Weißkraut", berichtet sie stolz. Zweimal in der Woche bäckt sie Brot für ihre Familie, mit selbst angesetztem Sauerteig und ganz wenig Hefe. "Solch ein Brot bekommt man heute nirgendwo zu kaufen, ganz ohne weitere Zusätze", meint sie. "Und nur dadurch, dass ich den Teig insgesamt 48 Stunden ruhen lasse, bekommt es diesen kräftigen Geschmack", schwärmt sie. Gebacken wird in einem alten gusseisernen Topf, den sie auf einem Flohmarkt entdeckte. Die Kostprobe bestätigt einen unglaublichen angenehm intensiven Brotgeschmack.
Beim Erzählen kommt Carola Scholl immer wieder auf das Pleutersbacher Mostfest zurück. Denn das hat sie mit ihrem Mann Timo in Zusammenarbeit mit dem Ortsvorsteher Daniel Rupp und einem Freund vor drei Jahren ins Leben gerufen. Dahinter stand der Wunsch, das alte Mosthaus des Dorfes wieder nutzen zu wollen. Mittlerweile hat sich ein ganzes Helferteam aus Familienangehörigen und Freunden gebildet. Zu Süßmost gibt es gebackenen Flammkuchen. Kreiert wurde der "Pleutersbacher Saukuchen". Ein klassischer Flammkuchen mit einem Klecks Sauerkraut, wie es sich für die Vorzeigefrau des gesunden Gemüses gehört!
"Die Bevölkerung nimmt dieses Fest so gut an, dass noch zwei weitere Backöfen angeschafft wurden", so Carola Scholl mit leuchtenden Augen, "wir sind noch in den Anfängen, versuchen aber die Abläufe immer weiter zu optimieren, damit die Leute nicht so lange auf ihr Essen warten müssen." Das "Most-Team" beteiligt sich mittlerweile auch an der Kerwe in Pleutersbach. Hier gibt es dann auch Bratwurst vom Schwenkgrill mit selbst hergestelltem Apfelsenf in verschiedenen Genussvarianten: mal mit Preiselbeeren, mal mit Curry.