Hettigenbeuern mit München verwechselt

Ein bemerkenswerter Irrläufer der Post

Brief an den Münchner Mieterverein landete in einem Briefkasten im Buchener Stadtteil

07.09.2018 UPDATE: 09.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Eigentlich ist die Anschrift gut lesbar. Und dennoch kam dieser Brief nicht wie gewünscht in München an, sondern in Hettigenbeuern. Foto: Rüdiger Busch

Buchen-Hettigenbeuern/München. (rüb) Hier das idyllische "Tal der Liebe", da die "Weltstadt mit Herz". Die eine Kommune ist die Landeshauptstadt Bayerns, die andere grenzt direkt an den Freistaat an. Es gibt also durchaus Verbindungen, und doch kann man Hettigenbeuern und München eigentlich nicht verwechseln. Schließlich zählt der Buchener Stadtteil nur etwa 510 Einwohner, während in München mehr als 1,4 Millionen Menschen leben. Umso rätselhafter ist es, dass ein an eine Anschrift in München adressierter und dort auch aufgegebener Brief ausgerechnet in Hettigenbeuern gelandet ist. Wir haben uns auf die Spuren dieses besonderen Irrläufers gemacht

Der Reihe nach: Als Christine Saring dieser Tage in Hettigenbeuern die Post ihres im Urlaub weilenden Sohnes sortierte, traute sie ihren Augen nicht: Mittendrin ein Brief, der nicht etwa an die Familie Mirtschink, sondern an den Mieterverein München adressiert war. Der Absender: eine Privatanschrift in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Mieterverein hat seinen Sitz in der Sonnenstraße 10 in 80331 München. Die Familie Mirtschink wohnt zwar in der Sonnenstraße 10, aber im beschaulichen Hettigenbeuern mit der Postleitzahl 74722.

Wie kann es zu so einer Verwechslung kommen, fragte sich Christine Saring und machte sich auf den Weg zur RNZ-Redaktion in Buchen: "Das ist doch ein Fall für die Zeitung!"

Das ist er in der Tat. Den anders, als man vielleicht vermuten wurde, kommen derartige Irrläufer nur äußerst selten vor, wie Gerold Beck von der Pressestelle Süd der Deutschen Post in Stuttgart im Gespräch mit der RNZ betont: "So eine kuriose Geschichte hatten wir die letzten Jahre nicht." Der Pressesprecher redet nicht um den heißen Brei herum: "Das war eindeutig unser Fehler, dazu stehen wir."

Aber er kann diesen Fehler auch erklären, und zwar mit Hilfe des aprikotfarbenen Strichcodes auf dem Briefumschlag. Dieser wird in den bundesweit 82 Briefzentren auf Briefe und Postkarten gedruckt. Dieser Adresscode ermöglicht eine schnellere maschinelle Weiterleitung und Sortierung der Sendungen. Die Technik ist ausgefeilt und sorgt - fast immer - für perfekte Resultate: Sogenannte Anschriftenlesemaschinen scannen die Adresse, gleichen Straße, Postleitzahl und Wohnort ab und übersetzen diese Information in einen Strichcode, der dann auf den Brief oder die Postkarte aufgedruckt wird. Rund 40.000 Sendungen verarbeitet eine solche Maschine pro Stunde - und das fast fehlerfrei.

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Tauchen Widersprüche in der Anschrift auf, oder ist etwas nicht lesbar, landen Fotos der entsprechenden Adressen automatisch auf dem Bildschirm eines Mitarbeiters, der für Klarheit sorgt.

Beim automatischen Einlesen der Adresse muss es im Briefzentrum München zum entscheidenden Fehler gekommen sein: Die Sonnenstraße 10 wurde von der Maschine richtig identifiziert, doch statt "München" hat sie "Buchen" gelesen. Die letzten vier Buchstaben sind ja gleich. Und was ist mit der Postleitzahl? Die passt ja nicht zu Buchen! "Wenn zwei von drei Adressbestandteilen übereinstimmen, wird das Ergebnis übernommen", erklärt Gerold Beck. Für den Computer ergaben Straße und Ort Sinn, die Postleitzahl habe dann nur noch eine nachrangige Bedeutung.

Der Ursprung des Irrläufers war also ein technischer Fehler. Doch irgendwann kommt auch der Mensch ins Spiel: "Der Briefträger hätte natürlich merken müssen, dass es die komplett falsche Anschrift ist", räumt Gerold Beck ein, macht aber gleichzeitig mildernde Umstände geltend: Die Zusteller bekämen die Sendungen automatisch sortiert, so dass sie eine Straße Hausnummer für Hausnummer abklappern können. Geht der Blick dann bei einem Brief nur auf die Straße und die Hausnummer - die in diesem Fall ja korrekt waren - dann können solche Fehler geschehen.

Und Fehler darf ja bekanntlich jeder machen, auch die Post, die durchschnittlich jeden Werktag 59 Millionen Briefe in Deutschland zustellt.

Folgen hat der Irrläufer in diesem Fall auch keine: Christine Saring hat die Fehlsendung gleich nach ihrem Besuch bei der RNZ an den richtigen Empfänger weitergeleitet. Und diesmal wird der Brief garantiert nicht in Hettigenbeuern landen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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