Gemeinderat beschloss Wechsel des Investors für Hotelprojekt
Firma Tröndle soll Bau an Mannheimer Straße entwickeln - Gespräche mit Hotelbetreiber laufen bereits

Von Philipp Weber
Weinheim. Die Firma Tröndle glaubt an den Hotelstandort an der Mannheimer Straße – und darf ihn nun entwickeln: Der Gemeinderat hat dem Investorenwechsel am Mittwoch sein einstimmiges Plazet erteilt. Lediglich ein Stadtrat enthielt sich seiner Stimme. Zur Erinnerung: Ende 2019 hatte das Gremium noch mehrheitlich beschlossen, eine andere Firma zu beauftragen. Die Vereinbarungen mit diesem Investor sollen nun aufgrund mangelnder Mitwirkung abgewickelt werden. Stattdessen kommt nun der "zweite Sieger" von damals zum Zuge: Tröndle.
Das Unternehmen Tröndle sei auf Hochbau-Thematiken verschiedener Art spezialisiert, habe aber auch ein Hotelprojekt im Schwarzwald im Portfolio, so ein Vertreter des Familienunternehmens im RNZ-Gespräch. Die Firma habe an ihrem Interesse für den Weinheimer Standort festgehalten, weil sie weiter an ein Tagungs- und Übernachtungshaus vor den Toren des Technologiekonzerns Freudenberg glaube. Aktuell liefen Verhandlungen mit einem weiteren Unternehmen, welches das Hotel betreiben soll, so der Firmenvertreter. Die Verhandlungen sollen spätestens Ende März abgeschlossen sein. Die Firma Tröndle wäre auch bereit gewesen, sich erneut im Gemeinderat vorzustellen, beteuert er; die Verwaltung habe jedoch erklärt, dass dies nicht nötig sei.
Die Ratsmehrheit stand denn auch schnell. Offenbar hatte Justs "Anmoderation" überzeugt: Die Kooperation mit dem 2019 ausgewählten Investor müsse man als "geplatzt" bezeichnen, sagte der OB. Die Verwaltung habe die Firma mehrfach aufgefordert, das Projekt zu forcieren: "Aber die Kommunikation blieb weitgehend einseitig." Er sehe auch kein rechtliches Problem darin, die bisherigen Vereinbarungen zu lösen. Danach ging Just auf die Bedenken der eingesessenen Hoteliers ein: Er versprach, auch diese Hotelbetriebe nicht aus dem Blick zu verlieren. Allerdings ließ er deren Argumentation mit der Corona-Pandemie nicht ganz kommentarlos stehen: Bis das Bebauungsplanverfahren endet, die Baugenehmigung vorliegt und das 100-Betten-Hotel an der Mannheimer Straße errichtet ist, würden wohl noch um die drei Jahre vergehen, so der OB. Im Jahr 2024 sei die Lage sicherlich eine andere.
Auch die Fraktionen sahen keinen Anlass, den Grundsatzbeschluss für ein Hotel an der Mannheimer Straße zurückzunehmen. "Wir haben Verständnis für die schwierige Lage der Weinheimer Hoteliers und sind ebenso wie sie verärgert über die zögerliche Auszahlung von Hilfsgeldern", sagte Thomas Ott (CDU): "Aber wir müssen auch an die Zeit nach der Pandemie denken." Ebenso wie die Vertreter weiterer Fraktionen forderte er die Firma Tröndle dazu auf, die architektonische Gestaltung des geplanten Baukörpers zu verbessern. Hubert Bayer (GAL) wurde wohl am deutlichsten: Tröndle habe sich beim ersten Anlauf 2019 wenig Mühe gegeben – die architektonischen Ideen und deren Präsentation hätten nicht überzeugt. Klaus Ditzen (Freie Wähler) erkannte an, "dass wir mit diesem Beschluss keine Freude unter den etablierten Hoteliers auslösen". Angesichts der Pandemie und deren langfristigen Folgen müssten die Studien zum Bedarf an Hotelbetten in Weinheim wohl fortgeschrieben werden.
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Stella Kirgiane-Efremidou (SPD), im Hauptberuf selbst Gastronomin, brach eine Lanze für die Eingesessenen: Mehrere Hotelbetriebe in der Umgebung stünden vor der Aufgabe, der Hotel- und Gaststättenverband schlage seit Monaten Alarm: "Aber die Argumente dieses Verbandes haben die Mehrheit schon 2019 nicht interessiert." Dennoch sei die Fraktion entschlossen, die Investorensuche zu unterstützen – und votiere dementsprechend pro Tröndle.
Mit Matthias Hördt (Die Linke) und Wolfgang Wetzel (FDP) stimmten auch die Vertreter der Weinheimer "Zwei-Mann-Fraktionen" für Tröndle. Nach den ersten Eindrücken der RNZ dürfte die Kommunikation dieses Mal nicht zur Einbahnstraße geraten.