Von Axel Sturm
Ladenburg. In gut einem Jahr, am 26. Mai 2019, wählen die Baden-Württemberger ihre Kommunalparlamente. Der Ladenburger Bürgermeister Stefan Schmutz, der selbst erst gut ein Jahr im Amt ist, erwartet einen Umbruch am Ratstisch, denn einige der 22 Stadträte haben intern bereits angekündigt, dass sie für eine weitere Legislaturperiode nicht zur Verfügung stehen.
Offiziell wollen die Parteivorsitzenden ein Jahr vor der Wahl noch nicht über Personalien sprechen. Da nicht wenige Ratsmitglieder aber über 70 Jahre alt und zum Teil gesundheitlich angeschlagen sind, werden Veränderungen erwartet. Die RNZ fragte bei den Vorsitzenden nach, wie sich die Parteien und Wählervereinigungen für die Kommunalwahl 2019 aufstellen werden:
Der Hoffnungsträger der CDU tritt nicht an: Mit einem Altersdurchschnitt von knapp 53 Jahren ist die siebenköpfige CDU-Fraktion die jüngste am Ratstisch. Ältester christdemokratischer Stadtrat ist der 74-jährige Meinhard Georg, der sich nicht mehr aufstellen lässt. Aus zuverlässiger Quelle hat die RNZ erfahren, dass auch Uwe Wagenfeld nicht erneut antritt. Der Fraktionssprecher Karl Martin Hoffmann und der 57-jährige Karl Meng sind noch in der "Überlegungsphase", ob sie in einer weiteren Periode "mitmischen" wollen.
Dementieren wollte der neue CDU-Vorsitzende Bastian Schneider die Spekulationen nicht: "Wir wollen es den Betroffenen selbst überlassen, ihre Entscheidungen mitzuteilen." Fakt ist, dass der Ortsvereinsvorsitzende selbst nicht auf der Liste stehen wird, da er in Edingen-Neckarhausen wohnt und in Ladenburg nicht wahlberechtigt ist. "Ich fühle mich auf der anderen Seite des Neckars wohl. Wegen der Kommunalwahl werde ich nicht umziehen, obwohl mir dies geraten wurde", sagte der angehende Staatsanwalt, den viele Christdemokraten als den großen Hoffnungsträger im Ortsverband sehen.
"Wir sind gut dabei und werden die Liste voll bekommen", so Schneider, der zufrieden wäre, wenn die CDU ihre sieben Sitze sieben halten könnte und stärkste Fraktion bleibt. Er glaubt, dass die großen Themen im Wahlkampf das Neubaugebiet Nordstadt, die Bildungsangebote, aber auch die fehlenden Hallenkapazitäten sein werden.
Kehrt Gerhard Kleinböck in den Gemeinderat zurück? Mit einem Fraktions-Altersdurchschnitt von fast 60 Jahren sind auch in der sechsköpfigen SPD-Fraktion Veränderungen zu erwarten. Ilse Schummer (75) hat der RNZ bestätigt, dass sie nicht mehr auf der Liste stehen wird. Auch die Kandidatur des stellvertretenden Bürgermeisters Bernd Garbaczok ist noch nicht sicher. Der 50-jährige Fraktionsvorsitzende Steffen Salinger wird wohl erneut antreten. Der Manager einer Designer-Lampenfirma wird von seinen Fraktionskollegen für seine analytische Vorgehensweise geschätzt.
Gerüchte wurden in den letzten Wochen laut, wonach es den langjährigen Stadtrat und Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck wieder in die Kommunalpolitik ziehen könnte. "Dazu sage ich nichts", hielt er sich jetzt auf RNZ-Anfrage bedeckt. Er sei allerdings froh, dass die SPD-Liste "zum erheblichen Teil steht". Anfang 2019 wird das Personaltableau dann den Parteimitgliedern präsentiert. Eine Ziel spricht Kleinböck offen aus. "Wir wollen den siebten Sitz wieder zurückgewinnen".
Dass Ladenburg einen Sozialdemokraten als Bürgermeister hat, ist auch dem Landtagsabgeordneten und Ortsvereinsvorsitzenden zu verdanken. Kleinböck war es, der den amtierenden Bürgermeister Stefan Schmutz ansprach, ob er kandidieren wolle.
Freie Wähler mit Problemen, genügend Kandidaten zu finden: Mit einem Altersdurchschnitt von 67 Jahren sind die Freien Wähler die mit Abstand älteste Fraktion. Erst vor Kurzem hat der 83-jährige Fritz Lüns den Vorsitz der FWV-Ortsgruppe kommissarisch übernommen, weil sich bei der Jahreshauptversammlung kein Nachfolger für den bisherigen Vorsitzenden Rolf Ziech finden ließ.
Lüns, der davon ausgeht, dass alle amtierenden FWV-Mitglieder auf der Liste stehen werden, teilte auf Anfrage mit, dass die Kommunalwahlen noch nicht im Vordergrund stehen. Er sieht allerdings große Schwierigkeiten, alle 22 Listenplätze zu besetzen.
"Wir hatten bisher immer Schwierigkeiten, und das wird sich auch in diesem Jahr nicht ändern", sagte Lüns. Er selbst will eigentlich in die kommunalpolitische Rente gehen, aber wohl erneut auf dem Stimmzettel stehen, wenn keine 22 Kandidaten gefunden werden. Lüns akzeptiert das damit verbundene Risiko. Die verdienstvollen FWV-Räte Hubald Schmitt und Karl Bommarius wurden nicht wieder gewählt, auch deswegen, weil sie das 80. Lebensjahr weit überschritten haben.
Positionen vor Posten bei den Grünen: Ortsverbandschef Denis Wermuth sagte auf Anfrage der RNZ, dass sich die Grünen in der Römerstadt derzeit inhaltlich aufstellen - erst danach werde über Personalien gesprochen. Der Vorsitzende glaubt, dass man mit den Themen bezahlbarer Wohnraum, Ökologie und dem Brennpunktthema Hallenlösung in der Bevölkerung punkten kann. Sicher würden auch die klassischen Grünen-Themen wie Bürgerbeteiligung, Ökologie und Fahrradstadt Ladenburg im Wahlprogramm nicht fehlen.
Wermuth ist zuversichtlich, dass die vier Plätze am Ratstisch gehalten werden können. Er hat Signale erhalten, dass das bisherige Quartett wieder auf der Liste erscheinen wird - auch der 72-jährige "Alterpräsident" Alexander Spangenberg. Die Grünen, die einen Fraktionsaltersdurchschnitt von 58 Jahren haben, setzen auch bei der Kommunalwahl 2019 auf junge Bewerber.
Man will das Programm den Mitgliedern des Jugendgemeinderates vorstellen, aber auch die neu gegründete "Grüne Jugend" soll bei den Kommunalwahlen inhaltlich wie personell eingebunden werden. Wermuth geht rechnet fest damit, dass es keine Probleme geben wird, 22 geeignete Persönlichkeiten zu finden, sodass die Grünen "eine starke Liste" präsentieren werden.
Verlieren die Liberalen ihr Aushängeschild? Die FDP-Gruppe stellt mit Wolfgang Luppe lediglich einen Einzelstadtrat. Von einer Gruppe spricht man im Gemeinderat, wenn die Partei keinen Fraktionsstatus hat. Luppe, zweitältester Stadtrat im Gemeinderat, hofft, dass die FDP wieder ein zweites Mandat gewinnt. "Bundespolitische Trends schlagen sich bei der FDP immer auf die Kommunalwahlergebnisse nieder", weiß Luppe und sehnt ein FDP-Hoch im Juni 2019 herbei.
Die FDP hat in Ladenburg zwar Mitgliederzuwächse, aber selbst, wenn alle 17 Parteiangehörigen auf der Liste stünden, wäre das Kandidatenangebot nicht ausgeschöpft. "Wir werden Schwierigkeiten haben, die Liste voll zu bekommen", redete Luppe auf RNZ-Anfrage nicht lange um den heißen Brei herum.
Ob der 77-Jährige selbst noch einmal antreten wird, ist längst nicht sicher. "Ich überlege noch und kann derzeit keine Aussage machen, ob ich mich noch einmal um ein Gemeinderatsmandat bewerbe", sagte der Stadtrat, der sich auch in der nächsten Periode eine starke liberale Handschrift am Ladenburger Ratstisch wünscht.