Von Micha Hörnle
Schriesheim. Am Montagmorgen endeten 13 Jahre Leerstand und endlose (Um-)Planungen beim ehemaligen Hotel-Restaurant "Adler" an der B 3: Da setzten Bauherr Peter Ujjobbagy und Armin Weller von Kraichgau-Immobilien den ersten Spatenstich für den Neubau, der den Namen "Adlerhof" tragen wird. Im Juni 2022 soll das Gebäude mit seinen 17 Wohnungen fertig sein. Drei davon, zwei Maisonettewohnungen mit 122 und 160 Quadratmetern, sowie eine Drei-Zimmer-Einheit mit 87 Quadratmetern, sind noch zu haben, die letztere ist aber reserviert. Ganz billig wird es nicht, so zentral zu wohnen: Ein Quadratmeter kostet 4500 Euro, so Weller.
Für Samina Shazi-König, die mit ihrem Mann eine neurologische Praxis in der Hübsch’schen Mühle betreibt, kein Hinderungsgrund: Das Ehepaar hat sich kurz vor Weihnachten zwei Erdgeschoss-Wohnungen im "Adlerhof" gekauft, die verbunden werden sollen – "als Alterswohnsitz und eventuell auch Praxis", sagt Shazi-König. Aber ist es ihr direkt an der B 3 nicht doch etwas laut? "Wenn man zentral wohnen will, muss man Abstriche machen. Außerdem wird sich das Leben hauptsächlich im Innenhof abspielen." Schließlich gehen alle Balkone nach Westen, Richtung Ladenburg. An der Landstraße gibt es keinen, nur einen sogenannten Austritt.
Kraichgau-Immobilien betritt mit diesem Projekt Neuland – und zwar in mehrfacher Hinsicht: Denn erstens war bisher das Angelbacher Unternehmen, eine Tochter der Volksbank Kraichgau mit Sitz in Sinsheim und Wiesloch, an der Bergstraße noch nicht aktiv. Dass die Immobilienfirma den "Adlerhof" vermarktet, liegt daran, dass die Volksbank Kraichgau den Bau Ujjobbagys finanziert. Und zweitens waren die Angelbacher ganz überrascht, wie schnell sie die nicht ganz günstigen Wohnungen losbekamen: "Das sind wir sonst im Kraichgau nicht so gewohnt. Aber je näher man an Heidelberg ist, desto schneller geht es", so Weller. Seit einem knappen Jahr hat er den "Adlerhof" unter seinen Fittichen.
Auch Ujjobbagy kam eher aus Zufall nach Schriesheim. Denn eigentlich ist er Logistikunternehmer und kommt aus dem Ruhrgebiet, genauer: aus Waltrop, nordwestlich von Dortmund. Sein Mitarbeiter Thorsten Wettermann hat in Heidelberg studiert und fuhr damals öfters mit dem Rad die Bergstraße entlang. Und als ihm sein Kompagnon von dem Projekt in Schriesheim berichtete, kam ihm der Name der Stadt bekannt vor. Und so kaufte Ujjobbagy 2019 von dem Vorbesitzer das Ensemble. Dass die ursprünglichen Planungen mehrfach vor dem Ausschuss für Technik und Umwelt durchfielen – vor allem wegen der massiven Anmutung des Neubaus samt seiner großen Gauben –, hat ihn nicht mürbe gemacht: "Aufgeben war keine Option, ich denke lieber in Lösungen. Aber manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich nicht masochistische Züge habe." Denn auch wenn es jetzt nach einem halbwegs guten Ende für Ujjobbagy aussieht, so bemängelt er doch die schleppende Kommunikation aus dem Rathaus: "Uns wurde immer gesagt, was nicht geht. Aber nicht, was die Marschrichtung sein soll." Käuferin Shazi-König fand beispielsweise "die Gauben gar nicht so schlecht", und Ujjobbagy meint: "Die Architektur passt."
Was seiner Meinung nach nicht ging: der Erhalt der historischen Fassade. In den Neubauplänen von 2015 war zumindest noch die Rede davon, dass man Teile hätte retten können. Das ist aus Ujjobbagys Sicht unmöglich: "Das war eine Ruine, die man unmöglich aufbauen konnte, das wäre auch mit dem Brandschutz nicht vereinbar gewesen. Und der Mehraufwand wäre auch nicht gerechtfertigt – allein schon wegen der Fenster und der versetzten Höhen im Gebäude. Hätte man auf den Erhalt der alten Fassade bestanden, wäre das für mich ein Ausschlusskriterium gewesen."
Und so wird im Grunde kaum mehr etwas an die alte Geschichte des "Schwarzen Adlers" erinnern: Die Gewölbekeller werden zugeschüttet oder umgebaut, selbst das Holzfass, das so lange die "Adler"-Fassade an der Landstraße prägte, wird nicht mehr an den angestammten Ort kommen: "Was wir damit machen, weiß ich noch nicht." Immerhin bleibt die alte Einfahrt zum Parkplatz an der Ladenburger Straße stehen; am Tor prangt jetzt schon das "Adlerhof"-Logo. Auf dem alten Parkplatz werden auch die Stellplätze ausgewiesen, eine Tiefgarage gibt es nicht. Käuferin Shazi-König jedenfalls ist froh, "dass dieser Schandfleck jetzt verschwindet."
Und Bauherr Ujjobbagy hat als Westfale Gefallen an der Region gefunden: "Das hat auch mit den Menschen hier zu tun." Sein nächstes Projekt hat auch mit der Neunutzung eines alten Gasthofs zu tun: Anstelle des 2015 geschlossenen "Goldenen Pflugs" in Eiterbach will er zwölf Doppelhäuser bauen. Ujjobbagy meint: "Das ist nicht mein letztes Objekt hier."