Koscher tindern

Wie Dating-Apps gläubige Singles verkuppeln

Jüdische Singles in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Katar können nun online Partner finden. Dabei müssen sie offenlegen, welche Rolle Religion in ihrem Leben spielt.

10.11.2021 UPDATE: 14.11.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden
Die Plattform JSG vermittelt jüdische Singles in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten. Foto: dpa

Dubai. (dpa) Der Anfang ist schnell gemacht, wie bei den meisten Dating-Plattformen: ein paar Fragen zur eigenen Person beantworten, zu Hobbys und Charakter, Alter und Beruf, Foto hochladen, fertig. Schon ist man im Pool derjenigen Singles aufgenommen, die auf der Suche sind nach einem Partner – vielleicht dem fürs Leben. Aber die neue Plattform JSG geht mit ihren Fragen einen Schritt weiter. "Sind deine Mutter und Großmutter mütterlicherseits jüdisch? Lebst du koscher? Feierst du Sabbat?" JSG, gestartet vor wenigen Tagen vom Verband Jüdischer Gemeinden am Golf (AGJC), vermittelt jüdische Singles in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Katar. Wer die Dienste nutzen will, muss offenlegen, welche Rolle Religion in seinem oder ihrem Leben spielt.

War Online-Dating noch vor zehn oder 20 Jahren eher ein Randphänomen, setzt sich die Partnersuche über das Internet immer weiter durch. Große Anbieter wie Tinder, Badoo, Bumble und OK Cupid gelten in vielen Ländern als Mainstream. Zugleich sprießen immer mehr spezialisierte Dienste aus den App Stores. Es gibt heute Dating-Plattformen für sportlich Aktive (TeamUp) und Hundefreunde (Dig), ebenso wie für Landwirte (Landwirt Flirt) und Vegetarier (Veggly). Der große Teich aus Singles wird dabei gefiltert, etwa mit Blick auf deren Sportlichkeit, Grunderkrankungen, sexuelle Orientierung, Tierliebe oder eben den Glauben.

"Jüdisches Dating ist selbst unter idealen Bedingungen schwierig, erst recht während Covid-19", sagt Benjamin, der seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen will. Das Leben in den Golf-Ländern, wo vergleichsweise wenige Menschen jüdischen Glaubens leben, mache es "noch komplexer". Benjamin zog 2019 für seinen Job im Finanzbereich von London nach Dubai und ist seit ein paar Tagen bei JSG angemeldet. Jüdisch Leben bedeutet für den 28-Jährigen vor allem gemeinsame "Werte, Interessen und Traditionen".

"Halal, kostenlos und witzig"

Vier Millionen Mitglieder zählt das 2015 gegründete Muzmatch, die nach eigenen Angaben größte Plattform für muslimische Singles weltweit. Nutzer können aus 16 Sprachen auswählen und ihr Gegenüber etwa nach Religiösität und Kleidung filtern. "Beginne deine Reise in Richtung Hochzeit noch heute", wirbt die App, die sich als "halal, kostenlos und witzig" beschreibt.

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Noch älter ist Christian Mingle, das als Website in den USA schon 2001 startete und heute 15 Millionen Mitglieder zählt. Ziel sei, christliche Frauen und Männer in eine "liebende Beziehung zu führen mit Gott im Zentrum ihres Lebens, beruhend auf gemeinsamem Glauben und Liebe", schreiben die Entwickler. Erfolgsgeschichten Hunderter glücklicher Paare sollen dort diejenigen überzeugen, die zweifeln, ob das Internet wirklich eine Sammelstelle für wahre Liebe sein kann.