RNZ-Interview

John Watts ist kein Musik-Fanatiker

John Watts und Fischer-Z gehen mit dem neuen Album "Triptych" und den alten Songs von "Red Skies Over Paradise" auf Tour.

18.04.2024 UPDATE: 18.04.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden
Foto: dpa​

Von Peter Wiest

Fast fünf Jahrzehnte im Musikgeschäft, mehr als zwei Millionen verkaufte Alben, begeisternde Live-Konzerte: Fischer-Z bleibt eine so außergewöhnliche wie mitreißende Band. Dahinter steht John Watts, der die Gruppe gründete. Mit dem 69 Jahre alten Briten sprach Peter Wiest über seine Musik im Wandel der Zeit und die oft politischen Texte.

John, das neue Fischer-Z-Album heißt "Triptych". Hast du es so genannt, weil deine Band dreimal aufgelöst und danach immer wieder neu formiert wurde?

John Watts: Nein, das nicht. In meiner Band haben mittlerweile 164 Leute gespielt; ich habe sie gezählt, und tatsächlich sprechen nur zwei von ihnen nicht mehr mit mir (lacht). Das neue Album heißt "Triptych", weil es schlicht und ergreifend mit den drei großen Themen zu tun hat, über die ich eigentlich immer schreibe: Politik, persönliche Dinge und psychologische Angelegenheiten.

"Triptych" kommt fast fünf Jahrzehnte nach dem ersten Fischer-Z-Album raus, das "Word Salad" hieß. Gibt es Parallelen? Und fabrizierst du noch immer Wortsalat?

Die Songs, die ich schreibe und geschrieben haben, beschäftigen sich thematisch letztlich immer damit, wie eine bestimmte Person die Welt sieht, nämlich ich selbst. Ich bin im Grunde noch immer derselbe, habe aber natürlich im Lauf der Jahre immer mehr Erfahrungen gemacht und gesammelt. Insofern hat sich natürlich auch mein Blick auf die Welt und auf das Weltgeschehen verändert und damit auch die Songthematik. Allerdings sind die elementaren Dinge hinter allem doch noch immer sehr ähnlich. Und was den Wortsalat anbelangt: Aus diesem besteht die Welt da draußen, wenn man das so sehen will, heute noch viel mehr als damals, als das erste Album rauskam.

Ist denn tatsächlich alles schlimmer geworden?

Das kommt immer auf die Perspektive an. Wer heute in diese Welt hinein geboren wird, sieht und erlebt sie so, wie sie eben gerade ist. Aus der Sicht von uns Älteren hat sich allerdings natürlich einiges getan und auch verändert. So ist in den letzten Jahren alles immer schneller geworden, und die sozialen Medien haben mittlerweile die zwischenmenschliche Kommunikation überholt und hinter sich gelassen. Insofern ist derzeit auch die Realität nicht mehr real, die Wahrheit ist nicht mehr wahr, und Tatsachen sind keine Tatsachen mehr.

Aus den Songtexten auf "Triptych" spricht oft eher Verzweiflung als Zuversicht. Siehst du die Dinge so negativ?

Man muss Künstler immer von ihren Werken trennen und da einen Unterschied machen. Klar, einige Songs haben persönliche Hintergründe, aber am Ende des Tages ist alles doch erst mal Fiktion. Und ja, auch im "Triptych"-Album kommen textlich viele Dinge rüber, die ich erleben durfte oder musste und die mich intensiv beschäftigt haben. Wie du weißt, habe ich ja kein so schönes Jahr hinter mir, war sehr krank. Und gerade auch da ist es für einen Künstler toll, dass er sich gewissermaßen mit seinen Songs rausschreiben kann aus der Verzweiflung, die er erlebt hat.

Und wie sieht es mit der Musik aus?

Es gibt bei mir schon deutliche Unterschiede zwischen Studio-Aufnahmen, Solo-Konzerten und der Arbeit mit der Band, und das wissen meine Fans auch. Bei den Solokonzerten geht es leiser zu; mit der Band lauter. Allerdings waren wir nie eine Rock’n’Roll-Band. Was wir machen, ist schon eher Funk, und zwar mit der Energie, die von New Wave ausgeht.

Jetzt bist du seit bald fünf Jahrzehnten im Musik-Geschäft, wenn auch mit Unterbrechungen. Welche Bedeutung hat das für dich?

Ich bin kein Musik-Fanatiker. Glaub es oder nicht: Musik ist für mich gar keine so große Sache. Das Wichtigste ist für mich die Politik. Ich fühle mich im Übrigen bei dem, was ich mache, auch eher als Komponist denn als Musiker.

Du bist es zwar schon eine Million mal gefragt worden, aber was bedeutet eigentlich "Fischer-Z"?

Der Name bedeutet eigentlich gar nichts. Ich habe einfach einen Begriff gesucht, mit dem meine Fans meine Stimme und meine Musik verbinden würden, wenn sie ihn hörten. Auf den Namen gekommen bin ich, als ich erfuhr, Fischer Z sei ein Begriff aus dem Bereich der Algebra, des Logarithmus und der Geometrie, der eine Kurve bezeichne, die nicht normal verläuft. Und das schien mir dann doch genau der richtige Name zu sein für meine Band.

Wenn du jetzt auf Tour gehst, wer steht dann mit Dir auf der Bühne, und was wird es zu hören geben?

Auf der Bühne steht meine ganz normale Tour-Band, mehr braucht es nicht dazu zu sagen. Eine Setlist für die Auftritte habe ich früher nie vor einer Tour gemacht; dieses Mal gibt es aber eine. Es sind zwar nur vier Songs vom neuen Album drauf, aber viele ältere, unter andere fünf von "Red Skies". Außerdem wird es bei den Konzerten einen Solo-Part von mir geben. Es wird also alles drin sein, was ihr hören wollt; verlasst euch drauf!

Info: "Triptych" erscheint am Freitag, 26. April. Live in Stuttgart, 30. April, Wizemann (48,45 Euro) und Freiburg, 4. Mai, Jazzhaus (44,10 Euro).