Vier Comedians sorgen in neuem Papperlapapp-Comedy-Club für Lacher
Vom Selbstbedienungskassen-Überwacher bis zum Ex-Polizisten: Ein lustiger Abend in lauschig-intimer Atmosphäre.

Von Marco Partner
Mannheim. Seine Haare sind länger als die Mähne Bülent Ceylans, die Sprüche kommen weich daher – und sitzen. Wie Frisur und Künstler. Der iranisch-deutsche Komiker Masud Akbardazeh wirkt bei seinen Auftritten immer so, als würde er gleich einnicken. Dabei erweist er sich bei seinem Gastspiel im Papperlapapp-Comedy-Club als aufgeweckter Alltagsbeobachter, der im Gegensatz zu vieler seiner Kollegen ohne Gags unter der Gürtellinie auskommt.
Schon mit seinem Nachnamen kann er eine halbe Show füllen. Solange sich niemand die Zunge dabei verrenkt. Manchmal klingt es nach Abrakadabra, ein anderes Mal, als ob sich gleich jemand in die Luft sprengt. "Dabei ist es eigentlich ganz einfach", meint Masud Akbardazeh – und holt mit typischer Langsamkeit aus: "Wie man es spricht: A wie Anton und dann halt das ganze Alphabet", sagt er plötzlich blitzschnell – nur um den Versuch der akrobatischen Buchstaben-Aneinanderreihung wieder abzuwinken.
Der Sohn iranischer Eltern ist trotz seines Outfits (rapunzellanger Pferdezopf, überweite Haremshosen) gewiss kein geheimnisvoller Zauberer aus dem Orient. Vielmehr beugt er gerne gegen Vorurteile vor. Statt auf typische Migranten-Klischees mit Erzählungen vom harten Aufwachsen in Kreuzberg-Mitte setzt der tatsächlich in Berlin lebende Komiker auf ungeahnte Wendungen – und nimmt die Deutschen unter die Lupe beziehungsweise aufs Korn.
Sein Markenzeichen: eine bekifft-gelangweilte Aura, aus der die Gags dann doch nur so heraussprudeln. Als "observierender Comedian" bezeichnet sich Akbardazeh, der im Alltag alles aufsaugt – vom Krümel unterm Couchtisch bis hin zum undankbarsten aller Supermarktjobs: dem Überwachen von Selbstbedienungskassen. Für seine Geschichten braucht der Comedian kein aufgeregtes "Kennste, kennste?!"
Es genügt, dass er so relaxt am Hocker lehnt, als habe er kurz vor der Show noch einen Joint durchgezogen. Die Hände ans Kinn gestützt, fast am Einschlafen – aber doch immer hellwach, wenn‘s drauf ankommt. "Was ist Viertel Fünf? Ich komme einfach um Vier – und warte", hat er sich mit den Jahren seinen eigenen Umgang mit deutschen Eigenarten zugelegt.
Pünktlich auf die Minute sind hingegen die anderen drei Comedians, die sich beim Flash-Format im neuen Stand-Up-Comedy-Club in der Mannheimer Industriestraße die Bühne teilen. Doch eigentlich hat Akbardazeh als Star des Abends diesmal vier (leider nur männliche) Kollegen. Denn Dennis Boyette ist alles in Personalunion: Gastgeber, Hausmeister, eben noch am Einlass, steht er plötzlich als Moderator vor dem Publikum. Es ist eine kuschelig-intime Atmosphäre mit knapp 70 Gästen. Alles wirkt nah und direkt. Das Publikum ist Teil der Show. Lacher an der richtigen oder falschen Stelle haben eine unmittelbare Wirkung.
Mit augenzwinkernden Anekdoten aus seinem früheren Berufsleben füllt Boyette eine Comedy-Lücke. Als Polizeibeamter war er zehn Jahre in Mannheim auf Streife. Aufgrund seiner Körpergröße bei Fahrzeugkontrollen für SUV-Fahrer aber nicht immer sichtbar. Wie der junge Künstler Pascal Gutzeit nimmt sich der Neu-Comedian, der erst seit zwei Jahren "Vollzeit" für Lacher sorgt und sich mit dem Papperlapapp einen Traum erfüllt hat, selbst auf die Schippe.
Und bietet in seiner neuen Location Raum für Newcomer: Christopher David Udwari (kurz CDU) flirtet bei Dates wie Friedrich Merz in den Koalitionsverhandlungen und rät dringend von einem Banküberfall mit Fahrschülern am Steuer ab. Es ist diese absurd-komische Überspitzung des Alltags, von denen die Gags leben.
Wie beim Storb aus Münster. Mit Kappe und Brille pendelt der 40-Jährige zwischen ewigem Kind und nörgelndem Opa und streift mit Max & Moritz an einem fast politikfreien Abend dann doch kurz die Cancel-Culture-Debatte. Beim neuen, alternativen Happy-End sollen die Lausbuben überleben und sich für ihre üblen Streiche entschuldigen.
"Aber sie waren echt fies. Als Kind habe ich mir gedacht: Ja, sie sterben zurecht! Wird die Moral wirklich besser, wenn Taten keine Konsequenzen haben?", wirft der Comedian in den Raum. Quasi als Gegenentwurf hat er mit Jens Wienand (bekannt vom Mannheimer Impro-Theater) den Comic "Papa ist jetzt arbeitslos" geschrieben – gewiss kein Märchen, aber trotz des ernsten Themas echt witzig.