Kreuzfahrt durch die Theaterwelt
Auf dem "Sonnendeck" mit einem bunten Mix und dem Schwerpunkt Ukraine.

Von Heribert Vogt
Von Fluchterfahrungen bis zu sommerlicher Leichtigkeit reicht das Programm des "Sonnendecks", das ab dem 14. Juni auf der Bäderterrasse bei den Heidelberger Schlossfestspielen über die Bühne geht. Geboten wird bei dieser Kreuzfahrt durch die Theaterwelt ein bunter Mix mit Produktionen aus der Ukraine, der freien Szene in und um Heidelberg sowie aus dem eigenen Haus. Intendant Holger Schultze unterstrich, dass die nunmehr zweite Ausgabe des "Sonnendecks" im Schlossgarten eigentlich ein "Kind der Pandemie" ist, jedoch ein "großartiges, zusätzliches Format" zu den Aufführungen etwa im Schlosshof darstellt.
Schultze betonte, dass am Theater Heidelberg inzwischen sieben Stellen mit ukrainischen Staatsangehörigen besetzt seien – quer durch die Abteilungen. Es gelte, die kulturelle Identität der Menschen, "die gerade von Putin vernichtet werden soll", weiterhin zu bewahren. Deshalb wird beim Ukraine-Schwerpunkt des "Sonnendecks" ein sehenswertes Spektrum geboten. So ist etwa der "Nationale Ukrainische Volkschor Vervovka" – ein traditionelles Vokal- und Tanzensemble aus der ukrainischen Millionenmetropole Charkiw, das auch beim gerade laufenden G7-Treffen auftreten wird – in Quartett-Besetzung zu erleben.
Darüber hinaus steht die zweisprachige Lesung "Vom Krieg" von Autorinnen und Autoren des Theatre of Playrights Kiew auf dem Programm (gerade waren sie auch in Mannheim zu Gast). Die Flucht- und Kriegsberichte aus Tagebüchern sowie Protokollen enthalten persönliche Einblicke und sind auch in Gastspielen am Maxim Gorki Theater in Berlin sowie in London zu erleben.
Neben diesen beiden Highlights erwartet das Publikum zudem der Performance- und Liederabend "Little world war" über Fluchterlebnisse sowie die Lesung "Schaurige Legenden" von Julia Mostva. Schultze: "Man hat die Chance, momentane Eindrücke zu erhalten."
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Zudem kommt es im "verträumten Ambiente" des Schlossgartens zu einem "Tête-à-Tête" mit der freien Kunstszene in ganz unterschiedlicher Gestalt. Dabei gibt es Bands, Poetry Slam, Performances – Begegnungen mit neuen Gesichtern und "alte Freunden", die schon aufgetreten sind. Darunter sind die Tanz-Performance "Why should be a dancer a role model for future?" oder die Rock’n-Roll-Show "Krüger rockt!", auf die sich der Intendant schon freut.
Weitere Programmpunkte sind "Tante Polly", "Kavalier der Zukunft" oder auch Musikkabarett. Angesichts der immer noch raren Auftrittsmöglichkeiten bieten das Theater und Orchester Heidelberg der freien Szene eine Bühne. Schließlich runden Eigenproduktionen des Theaters den farbigen Strauß der Veranstaltungen ab.
Als Highlight kehrt nunmehr "Souvenirs, Souvenirs!" zurück. In der Erfolgsrevue aus dem letzten Sommer sind Mitglieder des Theaterchors solistisch mit den unterschiedlichsten "musikalischen Leckerbissen" zu erleben. Zu den mehr als 30 "Sonnendeck"-Veranstaltungen mit insgesamt über 6000 Plätzen sagte Holger Schultze: "Ein bisschen erinnert mich das Programm an eine Freilichtkleinkunstbühne". Sie startet schon einige Tage vor dem offiziellen Beginn der Schlossfestspiele am 19. Juni und soll diese bereichern. Pro Abend stehen rund 200 Plätze zur Verfügung, der Beginn ist jeweils 19 Uhr. Für aus der Ukraine geflohene Personen ist der Eintritt kostenlos.
Der Vorverkauf hat begonnen. Eine Verlegungsmöglichkeit bei schlechtem Wetter besteht nicht. Auf die Schlossfestspiele selbst gibt es bereits einen starken Run. Schultze: "Die Sehnsucht nach analogen Veranstaltungen ist groß."
Info: Karten für die "Sonnendeck"-Veranstaltungen unter Tel. 06221 / 58.200 00, www.theaterheidelberg.de oder tickets@theater.heidelberg.de