Szenenbild: Hansi Burg (Picco von Groote, links) und Hans Albers (Ken Duken). Foto: NDR
Von André Wesche
Berlin. Als der Volksschauspieler und Sänger Hans Albers 1960 zu Grabe getragen wurde, säumten tausende trauernde Fans seinen letzten Weg. Über das Privatleben des "Blonden Hans", seine Dämonen und seine Beziehung zur Jüdin Hansi Burg, die in der Nazizeit einer schweren Prüfung unterzogen wurde, ist nur wenig bekannt. Das Doku-Drama "Die Liebe des Hans Albers" (Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD) bringt Licht ins Dunkel. In die Rolle des Hans Albers schlüpft Ken Duken (41, "Traumfabrik"). Ein Gespräch.
Herr Duken, haben Sie um die Rolle des Hans Albers kämpfen müssen oder wurde sie Ihnen angeboten?
Der Produzent Michael Souvignier und ich sind seit einigen Jahren befreundet. Wir haben ein paar Filme zusammen gemacht. Irgendwann rief er mich an und sagte, dass ich Hans Albers spielen soll. Ich habe erst gedacht, er will mich verarschen. Mir war nichts ferner. Aber ich sage ja immer, ich möchte mich aus meiner Komfortzone herausbewegen und etwas machen, was ich mir erst mal nicht zutraue. Ich habe angefangen zu recherchieren und die Figur auseinanderzupflücken. Dabei habe ich gemerkt, dass das Bild, das ich von Albers hatte, anders war als das, was mir da begegnet ist. Je mehr ich mich damit auseinandergesetzt habe, umso interessanter wurde es.
Sind Sie jemand, der sich akribisch mit der Geschichte einer Person des wahren Lebens auseinandersetzt, oder vertrauen Sie erst einmal dem Drehbuch?
In diesem Fall hat man für das Drehbuch schon sehr gründlich vorgelegt. Ich habe trotzdem viel gelesen, der Autor hat mir die Quellen seiner Nachforschungen anvertraut. Mir ging es in erster Linie darum, den Menschen Hans Albers zu fühlen. Das ging nur über seine Filme, denn es gibt nur wenige private Aufnahmen von ihm. Albers ist mir komplett anders begegnet als ich ihn kannte – als diesen schunkelnden Seebären, der seine Lieder trällert. Ich hätte ihn mit diesem Hamburger Dialekt spielen können, der mir sehr liegt. Aber Albers hat in seinen Filmen klassisches Deutsch gesprochen oder wenn überhaupt berlinert. Er war da flexibel. Viel von dem, was er gespielt hat, war abhängig von seiner Tagesform und davon, wie voll er war.
Welche neuen Erkenntnisse haben Sie besonders überrascht?
Diese unterschiedlichen Level, die er haben konnte. Er hat in einem einzigen Film zum Teil unterschiedliche Rollen gespielt, weil einfach sein Pegel unterschiedlich war. Und dann natürlich seine Beziehung zu Hansi Burg, die mir so nicht bewusst war. Da war dieser innere Kampf, der in ihm tobte: Von Narzissmus getrieben, vom deutschen Volk geliebt. Er hat das Naziregime gehasst, er war dagegen und ist nie in die Partei eingetreten. Er hat aber nicht komplett dagegen angekämpft, weil das bedeutet hätte, alles hinter sich zu lassen, was er sich erkämpft hatte. Das war eine Zwickmühle. Man muss seine Umgangsformen, die er in diesem Zusammenhang gepflegt hat, hinterfragen, aber sie sind menschlich auch irgendwie verständlich.
Sie versuchen Hans Albers nicht zu imitieren, Sie liefern eine eigene Interpretation der Figur. Hat Ihnen Regisseur Carsten Gutschmidt große Freiheiten eingeräumt?
Ja, die Arbeit mit dem Regisseur war toll. Ich wollte am Anfang ein anderes Bildnis von Albers darstellen, aber Carsten Gutschmidt wollte in die Richtung gehen, die man jetzt im Film sieht. Wir haben auch Maskentests gemacht. Aber mit der Zeit und dem Budget, die uns zur Verfügung standen, wäre eine aufwendige Maske unmöglich gewesen. Es hätte die Gefahr bestanden, dass es am Ende eine Maskerade wird. Das Wichtigste war doch die Essenz des Hans Albers, sein Charakter, seine Energie. Natürlich war es unabdingbar, die Haare blond zu färben. Und auch blaue Kontaktlinsen mussten sein. Allein dadurch habe ich mich schon von mir selbst entfernt. Ich wollte auch seinen Körper aufgreifen und habe mir dann acht Kilo draufgefressen. Ich wollte den jungen, dünnen Albers darstellen, aber auch den alternden Alkoholiker.
Der Film beinhaltet auch dokumentarisches Material. Hat Sie diese Vergleichsmöglichkeit nicht unter Druck gesetzt?
Nee. Ich hatte große Freude an dieser Figur. Es hat mir viel Spaß gemacht, mich mit diesem Menschen auseinanderzusetzten, auch mit seinen Abgründen. Ich habe mich sehr gefreut, dass mir schon mehrfach gesagt wurde, dass sich der echte und der gespielte Albers in ihrer Energie doch ähnlich sind.