Die No Angels wagen nach zehn Jahren Pause ein Comeback

Beste Freundinnen

Die No Angels siegten vor 20 Jahren bei "Popstars”, der ersten Castingshow im deutschsprachigen Fernsehen. Sie wurden die erfolgreichste Mädchenband des europäischen Kontinents – bis sie beim Grand Prix 2008 gnadenlos floppten. Nach langjähriger Pause melden sie sich jetzt mit dem Jubiläumsalbum "20" zurück. Die Sängerinnen Sandy Mölling, 40, und Nadja Benaissa, 39, standen Olaf Neumann Rede und Antwort.

27.05.2021 UPDATE: 02.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 55 Sekunden
No Angels (v.l.): Nadja Benaissa, Sandy Mölling, Lucy Diakovska und Jessica Wahls. Foto: Ben Wolf

Von Olaf Neumann

Angeblich hat der Tod von Lucy Diakovskas Mutter die No Angels wieder zusammengeführt. Ist das wahr?

Nadja Benaissa: Es war auf jeden Fall ein Auslöser, dass wir vier wieder miteinander in Kontakt gekommen sind. Allerdings waren wir das teilweise auch schon vorher. Ich denke aber, dass es für Lucy persönlich eine große Rolle für dieses Comeback gespielt hat. Sie ist gerade sehr glücklich, dass an die Stelle des weggebrochenen Stücks Familie ein anderes getreten ist.

Wie war Ihr erstes Treffen nach der Bandpause?

Sandy Mölling: Alle zusammen haben sich fast zehn Jahre nicht gesehen. Beim ersten Treffen waren wir natürlich sehr aufgeregt. Man weiß ja nicht, wie es nach so langer Zeit auf einem Haufen sein wird. Hat man sofort wieder dieses vertraute Gefühl? Und das war Gott sei Dank auch der Fall. Nach fünf Minuten schien alles wieder beim Alten zu sein.

Ein gängiges Klischee lautet, Freundschaft hält eine Band zusammen. Wie eng waren Sie wirklich hinter den Kulissen?

Sandy: (lacht) Wir waren wirklich sehr eng! Wir sind alle sehr offene Menschen. Das ist eine Gottesgabe. Wir interessieren uns für andere. Das ist dringend notwendig, wenn man in einer Band ist. Wir waren anfangs wie ein Hühnerhaufen und sind heute wie eine Familie. Bei uns gab es auch Meinungsverschiedenheiten, aber das macht eine Band aus. Dadurch, dass wir so viel und so nah zusammen waren, haben wir uns sehr gut kennengelernt. Wir sind definitiv die besten Freundinnen, die man haben kann.

Vanessa Petruo, die sich nicht an der Reunion beteiligt, forscht heute an einer Universität in Los Angeles. Haben Sie auch mit ihr gesprochen?

Nadja: Vanessa hat in den letzten Jahren eine Wahnsinnskarriere hingelegt. Sie ist ja schon ziemlich früh aus der Band ausgestiegen und wollte auch schon bei unserer ersten Reunion nicht mehr dabei sein. Wir haben mit ihr mal mehr, mal weniger Kontakt. Wir vermissen sie, ihr Charisma und ihre Klangfarbe manchmal, aber wir respektieren, dass sie sich für einen anderen Weg entschieden hat. Es scheint ihr dabei sehr gut zu gehen.

Hintergrund

No Angels

Nadja Benaissa, Lucy Diakovska, Sandy Mölling, Vanessa Petruo und Jessica Wahls alias No Angels waren einer der ersten im Fernsehen gecasteten Acts. Mit vier Nummer-Eins-Hits, drei Nummer-Eins-Alben und mehr als fünf Millionen verkauften

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No Angels

Nadja Benaissa, Lucy Diakovska, Sandy Mölling, Vanessa Petruo und Jessica Wahls alias No Angels waren einer der ersten im Fernsehen gecasteten Acts. Mit vier Nummer-Eins-Hits, drei Nummer-Eins-Alben und mehr als fünf Millionen verkauften Tonträgern wurden sie zu einer der erfolgreichsten Bands der deutschen Musikgeschichte und gewannen die wichtigsten Musikpreise. 2008 vertrat die Gruppe Deutschland beim Eurovision Song Contest in Belgrad/Serbien, wo sie mit ihrem Song "Disappear" den 23. Platz belegte.

Nach dem Ausstieg von Benaissa 2010 waren die No Angels noch kurzzeitig zu dritt aktiv, 2011 erfolgte die Auflösung zugunsten von Solokarrieren. Die erfolgreiche Musicaldarstellerin Sandy Mölling ist seit 2009 mit dem kanadischen Songwriter Nasri Tony Atweh liiert. Die Familie wohnt in Studio City, Los Angeles.

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Zum 20. Bandjubiläum veröffentlichen die No Angels ihr Comebackalbum "20" mit neuen Versionen ihrer Songs.

Sandy: Die Songs sind inzwischen bis zu 20 Jahre alt. Sie klingen aus heutiger Sicht natürlich anders, wir sind ja erwachsener, reifer und lebenserfahrener geworden. Ich fand es spannend, sie noch einmal in einem neuen Gewandt kennenzulernen. Sie lösen heute ganz andere Dinge in einem aus. Man kann hören, was da an Erfahrungen und Emotionen drinsteckt. Uns war wichtig, dass wir uns auch an ein paar neuen Songs ausprobieren.

Wie fühlte es sich an, Hits wie "Daylight In Your Eyes" oder "There Must Be An Angel" mit der Erfahrung von heute einzusingen?

Nadja: Ich habe gerade bei Balladen wie "Faith Can Move A Mountain" eine richtige Achterbahn der Gefühle erlebt. Ich habe in der Gesangskabine das Licht ausgemacht, und es kamen viele Erinnerungen wieder hoch. Es war ein richtiges Glücksgefühl, weil ich realisiert hatte, was für tolle Songs wir eigentlich gemacht haben. Auch bestimmte Bühnenmomente sind mir wieder eingefallen. In diesem nostalgischen Gefühl waren so viele Facetten und Nuancen drin.

"Diese Produktion war für mich die abenteuerlichste meines Lebens!", sagt Ihr Produzent und Manager Christian Geller. Können Sie das für sich unterschreiben?

Sandy: Ja! Es war halt ein bisschen anders aufgestellt. Eine von uns sitzt heute in Amerika, eine in Bulgarien und zwei in Deutschland. Und das noch in Zeiten der Pandemie, wo es eh nicht möglich gewesen wäre, gemeinsam ins Studio zu gehen. Es war schon eine andere Erfahrung. Aber wir haben uns durch die Songs und gemeinsamen Erinnerungen verbunden gefühlt. Ich habe bei den Balladen auch immer das Licht ausgeschaltet. Dann sind mir die Tränen gekommen und ich habe gelacht. Total verrückt! Dass es auch für Christian abenteuerlich war, kann ich verstehen, denn er musste schließlich die ganzen Gesangsspuren in kurzer Zeit zusammenbauen.

Wann fliegen Sie zum nächsten Bandtreffen in Deutschland?

Sandy: In zwei Wochen.

Nadja: Wir werden vier Wochen miteinander verbringen, in denen wir ziemlich viel vor haben. Zum Beispiel Fernsehauftritte und ein Streamingkonzert.

Nadja, seit 2020 sind Sie als Künstlerin im Deutschen Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music geführt. Fühlen Sie sich museumsreif?

Nadja: Ja warum nicht. Vor drei, vier Jahren habe ich in Berlin eine Musikaustellung gesehen, in der auch die No Angels einen Teil der deutscher Popkultur repräsentierten. Eine große Ehre für uns. Ich habe das gleich fotografiert und auf Instragram gepostet. Wir waren junge Hühner und 20 Jahre später sind wir im Museum.


Info: Das No Angels-Album "20" zum Bandjubiläum erscheint am 4. Juni. Aktuell noch keine Tourtermine.