Stadt soll TSG Rohrbach ein Millionenprojekt zahlen
Der Verein plant ein Kinder-, Jugend- und Seniorensportzentrum, für das der Gemeinderat 5,8 Millionen Euro bereitstellen soll

Die städtische Sporthalle im Rohrbacher Erlenweg ist in die Jahre gekommen. Und seit Jahren drängt Heidelbergs größter Sportverein TSG Rohrbach auf einen Neubau. Jetzt scheint es so weit zu sein: Im Sportausschuss soll am Mittwoch hinter verschlossenen Türen ein Millionenprojekt auf den Weg gebracht werden, das fast gänzlich aus der Stadtkasse finanziert würde. So zumindest sieht es die vertrauliche Beschlussvorlage vor.
Noch bevor Oberbürgermeister Eckart Würzner Ende Oktober seinen Haushaltsentwurf für die kommenden beiden Jahre vorstellt, soll der Sportausschuss des Gemeinderates morgen Abend Nägel mit Köpfen machen. Der Gemeinderat soll 5,8 Millionen Euro Investitionskostenzuschuss für ein Projekt bereitstellen, das insgesamt sieben Millionen Euro kostet. Anstelle der laut Vorlage "stark sanierungsbedürftigen" Erlenweghalle und eines Umkleidegebäudes mit "Sanierungsbedarf" plant die TSG Rohrbach Großes: ein Kinder-, Jugend- und Seniorensportzentrum mit einer großen Halle, Umkleiden, Duschen sowie Toiletten, einer Kletterhalle, einer Fechthalle sowie Räumen für Büros, Geräte, Werkstätten und Schiedsrichterkabinen.
Mit dem Projekt gäbe es auch einen Paradigmenwechsel in der städtischen Sportpolitik, bestätigt Sportamtschef Gert Bartmann. Das sieben Millionen Euro teure Gebäude soll nicht mehr im städtischen, sondern im Vereinsbesitz sein. Das sei notwendig, damit der Badische Sportbund einen Zuschuss von 300.000 Euro gewähre, heißt es in der Vorlage.
Unter dem Strich erhielte die TSG Rohrbach ein Sportzentrum, das zu fast 83 Prozent von der Allgemeinheit gezahlt wird. Der Eigenanteil des Vereins beliefe sich auf 900.000 Euro plus 600.000 Euro Zinslasten. Damit die TSG Kredite zur Vorfinanzierung aufnehmen kann, soll der Gemeinderat zusätzlich eine Ausfallbürgschaft über sieben Millionen Euro übernehmen, die bis zum Jahre 2023 Bestand hätte.
Sportamtschef Bartmann begründet den Vorstoß vor den offiziellen Haushaltsverhandlungen damit, dass der Verein zu Baubeginn im Frühjahr Sicherheit, gerade gegenüber den Banken, benötige. Außerdem: Bei der Erlenweghalle käme man mit den Reparaturen kaum mehr hinterher. "Das Ding ist von vorne bis hinten marode." Die Alternative sei, dass die Stadt selbst baue, da müsse man mit gut vier Millionen Euro an Kosten rechnen. Auch wenn nach den bisherigen Planungen die TSG Hausherr im neuen Sportzentrum wäre, so sollen doch freie Gruppen die Möglichkeit haben, dort zu trainieren, so Bartmann. Immerhin finanziere man ja auch den Löwenanteil. Zudem sei das TSG-Projekt eng mit der Internationalen Gesamtschule im Hasenleiser abgestimmt.
Bei der Frage, ob man bei den frei werdenden Liegenschaften der US-Armee nicht auch Platz für ein TSG-Sportzentrum fände, ist Bartmann skeptisch: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Hallen so zu benutzen sind." Bis Juni 2013 treiben noch US-Schüler in den Sporthallen in Mark Twain Village Sport.
Von Vereinsseite war gestern niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Dort rechnet man aber offenbar mit einer Zustimmung des Gemeinderates. Für den 16. November wurde vergangene Woche zu einer außerordentlichen Mitgliedervertreter-Versammlung eingeladen. Hauptthema: "Bau eines Kinder-, Jugend- und Seniorensportzentrums im Erlenweg 24".