Einzigartiges Portal soll Windkraftausbau beschleunigen
Bis 2030 soll der gesamte Strom in Rheinland-Pfalz aus erneuerbaren Energien kommen. Bei der Windkraft hinkt das Land aber hinterher. Ein Portal soll den Ausbau beschleunigen
Grenderich/Mainz (dpa/lrs) - Rheinland-Pfalz macht Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien: Ein neues Flächenserviceportal soll die Windenergie voranbringen, bei deren Zuwachs es nicht so schnell geht wie beim Solarstrom. Unter Berücksichtigung von 65 Kriterien werden in dem digitalen Portal Flächen ausgewiesen, die sich für Windkraftanlagen eignen, ohne und mit Einschränkungen, wie Innenminister Michael Ebling in Mainz sagte. Der SPD-Politiker sprach von einem bundesweit einzigartigen Portal.
Das Flächenportal erneuerbare Energien (FPEE) mit zoomfähigen Karten bis auf Parzellenebene ist von diesem Freitag an online: www.fpee.rlp.de. "Alle, die sich mit Windenergie beschäftigen, können auf einen Blick erkennen, wo sind die Hürden gering", sagte der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Wolfgang Treis, der das Portal gemeinsam mit einem Trierer Unternehmen maßgeblich mitentwickelt hat.
Riesiger Freiflächen-Solarpark im Kreis Cochem-Zell
In Grenderich im Kreis Cochem-Zell ist zugleich eines der größten Solar-Cluster in Rheinland-Pfalz nach drei Jahren Bauzeit offiziell an den Start gegangen. Der Freiflächen-Solarpark mit neun Einzelanlagen soll rund 39.000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. Das Großprojekt zeige, dass Solarstromproduktion im großen Maßstab unter Beachtung der gegebenen Landschaft durchaus funktioniere, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne).
Bis 2030 soll der Strom komplett aus erneuerbaren Energien kommen
Bis 2030 will Rheinland-Pfalz den gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien decken. Das sieht der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vor. Dafür muss das Land sowohl bei der Solar- als auch bei der Windenergie jährlich um 500 Megawatt zulegen.
Beim Ausbauziel Solarenergie hat das Bundesland sein selbst gestecktes Ziel für das laufende Jahr laut Klimaschutzministerium bereits erreicht. Der Netto-Zuwachs in den ersten neun Monaten liegt demnach bereits bei fast 660 Megawatt. Bei der Windkraft betrug das Plus im selben Zeitraum nur knapp 114 Megawatt.
Mehr Windkraftanlagen werden gebraucht - aber "keine Verspargelung"
"Wir wollen den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen", sagte Ebling. Von 2025 bis 2030 soll nach der Landesgesetzgebung Windkraft auf 2,2 Prozent der Fläche erzeugt werden.
Nach den 65 Kriterien in dem neuen Portal sind etwa 1,64 Prozent der Landesfläche uneingeschränkt für Windkrafträder geeignet. Die Spannweite reicht von 0,7 Prozent im Westerwald bis 4,6 Prozent in Rheinhessen-Nahe.
Das Portal, in dem 14 Datenbanken zusammengeführt wurden, weist auch Flächen aus, die grundsätzlich geeignet sind, aber unter bestimmten Einschränkungen, sodass Einzelfallprüfungen notwendig sind. Das sind etwa 8,7 Prozent der Landesfläche. Von 3,2 Prozent im Raum Rhein-Neckar bis 13,8 Prozent in der Region Trier.
14 Datenbanken fließen in dem Portal zusammen
Alle anderen Flächen sind demnach für Windenergie ungeeignet. "Wir werden Rheinland-Pfalz nicht verspargeln", sagte Ebling
Zu den Ausschlussgründen im Kriterienkatalog gehören beispielsweise Vogelschutzgebiete, regionale Grünzüge, Artenschutz oder ein Naturpark. Beschränkungen ergäben sich durch Rotmilan-Dichtezentren, Fledermaus-Kolonien oder Brunnen, erläutert das Innenministerium. Fließgewässer seien ein Ausschlusskriterium.
Genehmigungsverfahren ersetzt das Portal aber nicht
Nicht berücksichtigt werden konnten in den 65 Parametern Ausschlussgründe wie über 120 Jahre alte Laubholzbestände und gesetzlich geschützte Biotope, wie Ebling sagte.
"Das Portal ist kein Freifahrtschein", betonte der Minister. Die Genehmigungsfähigkeit der Flächen sei aber sehr hoch, ergänzte Treis. Es biete auch die Möglichkeit, unmittelbar per Mail eine Eigentümerabfrage an Liegenschaftskataster zu stellen. Das Angebot verkürzte die Vorbereitungsphase, ersetze aber nicht die Genehmigungsprozesse, bei denen im optimalen Fall noch 30 Beteiligungen einzufordern seien.
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