Vedad Ibisevic ist schon in Bad Rappenau
Der Hoffenheimer Torjäger auf dem Weg zum VfB Stuttgart? – Es gibt mehr Gründe, die für als gegen einen Wechsel sprechen

Der Hoffenheimer Torjäger auf dem Weg zum VfB Stuttgart? – Es gibt mehr Gründe, die für als gegen einen Wechsel sprechen
Für den 21. Dezember dieses Jahres wird der Weltuntergang prophezeit. Holger Stanislawski findet das nicht nur schlecht. Es bleibe einem die Mühe erspart, Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Zu einem anderen kaum minder wichtigen Ereignis mochte sich der Trainer von 1899 Hoffenheim gestern weniger konkret äußern. Nämlich zum möglichen Wechsel von Vedad Ibisevic (27) nach Stuttgart. Es habe bereits ein Gespräch mit dem Kollegen Fredi Bobic gegeben, bestätigte Manager Ernst Tanner.
Nachdem sich der VfL Wolfsburg im Poker um Srdjan Lakic hartleibig zeigt, ist der Hoffenheimer Angreifer auf der schwäbischen Wunschliste an die erste Stelle gerückt. Möglich sogar, dass Stuttgart sogar beide Angreifer holt – falls es gelingt, Pavel Pogrebnyak und Zdravko Kuzmanovic an den Mann zu bringen.
Für einen Wechsel sprechen mehrere Gründe. In eineinhalb Jahren läuft der Vertrag des bosnischen Nationalspielers aus, jetzt ist die letzte Gelegenheit, richtig Kasse zu machen. In den ersten Saisonspielen, in denen Hoffenheim den besten Start seiner Bundesliga-Geschichte hinlegte, ging’s auch ohne Ibisevic. Der Strafraumspieler passt nicht hundertprozentig in Stanislawskis Konzept. "Vedo" hat seinen eigenen Kopf, hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg.
Auch für Ibisevic könnte nach viereinhalb Jahren im Kraichgau eine Luftveränderung belebend wirken. Zwar versichert er, dass er sich wohl fühle bei 1899, was aber nicht ausschließt, dass er sich beim VfB noch wohler fühlen könnte. Auch wenn er dort kaum mehr als in Hoffenheim – geschätzt rund 2,5 Millionen - verdienen dürfte, so würde sein Vertrag wahrscheinlich zwei Jahre länger laufen und ist auch die Chance größer, international zu spielen. Dass Ibisevic erst kürzlich nach Bad Rappenau umzog, kann man im Nachhinein als erste Etappe auf dem Weg in die Landeshauptstadt ansehen.
Andererseits: 49 Tore in 115 Bundesliga-Spielen müssen einen Preis haben. Das Risiko, das ein Transfer des neben Firmino besten Torschützen in sich birgt, muss sich Hoffenheim bezahlen lassen. Unter vier, fünf Millionen wird man den Stürmer nicht ziehen lassen, zumal ein Ersatz jetzt im Winter nicht billig sein wird. Die entscheidende Frage ist: Kann Stuttgart den Wechsel stemmen?
Mit Ibisevic wird möglicherweise der nächste Herbstmeister von 2008 den Kraichgau verlassen. Der Umbruch wird weitergehen. Die Helden von damals haben zwar die Gunst der Stunde genutzt und dicke Verträge unterschrieben, die hohen Gehälter konnten sie jedoch nicht rechtfertigen. Hoffenheim versank im Mittelmaß. "Wir werden im Sommer den nächsten Schnitt machen", kündigte denn auch Stanislawski gestern vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 an. Dabei, so spekulierte der kicker, werden selbst etablierte Profis wie Sejad Salihovic, Marvin Compper, Andreas Beck, Isaac Vorsah und Tobias Weis auf dem Prüfstand stehen. Damit das Herz nicht in die Hose rutscht, beruhigte Stanislawski: "Wie in Wolfsburg wird es nicht werden. Wir schicken keine zehn Spieler weg." Wie groß die Fluktuation sein wird, hängt auch vom Verlauf der Rückrunde ab. Schon das heutige Spiel hat weichenstellende Bedeutung. Mit einem Sieg kann Hoffenheim auf den siebten Platz klettern, bei einer Niederlage auf Rang elf abrutschen.