1899 Hoffenheim

Robert Skov ist aus "Hoffes" Elf nicht mehr wegzudenken

Auf der Überholspur - Stammspieler, Fanliebling, Linksverteidiger? Däne kam als Torjäger

19.04.2020 UPDATE: 20.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Robert Skov wie man ihn in Hoffenheim kennt, beim Gastspiel in Berlin mit viel Dynamik über die linke Seite, den Ball fest im Blick. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Robert Skov hat sich schick gemacht. Zwar finden Interviews in Zeiten von Corona zumeist übers Telefon statt. Das Gespräch mit der RNZ führt der Däne dennoch frisch gestylt mit neuer Frisur. Das gelockte Haar fiel dem Rasierer zum Opfer. Bruun Larsen war’s. Der Kamerad von der TSG Hoffenheim und der dänischen Nationalelf hat Hand angelegt und den 23-Jährigen frisiert. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen.

Skov führt seit seiner Ankunft im Kraichgau ein Leben auf der Überholspur. Nach dem Wechsel vom FC Kopenhagen, den er als Torschützenkönig verließ, ging es in der Bundesliga weiter rasend schnell bergauf. Bis jetzt. Die Pandemie hat auch Skovs Leben entschleunigt. "Ich nutze die Zeit für andere Projekte", berichtet der sympathische Linksfuß. Eines davon: den Balkon seiner Wohnung in Heidelberg auf den Sommer vorbereiten. Die Sitzgarnitur ist schon da, die Hängematte zumindest bestellt. Skov schmunzelt: "Und viel Unkraut hatte ich zu rupfen."

Er wolle einfach das Beste aus der Situation machen, betont Skov während des Gesprächs immer wieder. Dass die momentanen Umstände auch für ihn eine große Herausforderung sind, daraus macht er aber keinen Hehl. "Natürlich vermisse ich meine Familie, meine Freunde und auch meine Freundin in Dänemark sehr", sagt er. Und natürlich fehlt der Fußball.

Das Training findet in Zweiergruppen statt. Zuletzt war Toptalent Armindo Sieb, dessen bevorstehender Wechsel zu Bayern München vergangene Woche für Schlagzeilen sorgte, sein Partner. Für einen Mannschaftssportler ist das jedoch kein adäquater Ersatz. "Als Fußballer willst du immer am liebsten elf gegen elf spielen, Zweikämpfe führen, aber natürlich steht die Gesundheit über allem anderen." Aktuell bliebe eben keine andere Möglichkeit, als auf eine Entscheidung zu warten, ob, wann und wie es weitergehen kann.

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Mögliche "Geisterspiele" wären für Skov eine neue Erfahrung. Wie es wohl sein mag, in einer leeren Arena aufzulaufen, kann er sich nur schwer vorstellen: "Jeder Fußballer liebt es, vor Fans zu spielen. Zumal die Bundesliga in ganz Europa bekannt für die unglaubliche Stimmung in den Stadien ist."

Erstmals in den Genuss dieser ganz besonderen Atmosphäre, die – normalerweise – in den Arenen des deutschen Fußball-Oberhauses vorherrscht, kam Skov in Hamburg. Mit seinem Vater war der junge Robert immer wieder mal zu Besuch im Volksparkstadion, erlebte tolle Siege, schmerzhafte Niederlagen, zitterte mit dem Rautenklub in der Relegation.

Davon geträumt, irgendwann einmal selbst in der Bundesliga zu spielen, hat Skov also schon recht früh. Nach einer Fabel-Saison in Dänemark, als er in 34 Ligaspielen 30 Treffer erzielte – darunter acht (!) Freistoßtore – und zehn weitere vorbereitete, kam er für neun Millionen Euro als frischgebackener dänischer Meister nach Hoffenheim.

"Die Umstellung war schon sehr groß", erinnert sich Skov (Dänisch für "Wald"). Dennoch wurde er unter Trainer Alfred Schreuder schnell zum Stammspieler und Publikumsliebling. "Er ist ein super Trainer, ehrlich, direkt – und immer mit einem offenen Ohr für die Spieler", sagt der gelernte Rechtsaußen über seinen Coach, der ihn momentan lieber links hinten agieren sieht. Ein Positionswechsel, den sich Skov nicht unbedingt gewünscht hat, den er aber ohne Murren akzeptiert: "Das Spiel ist so flexibel und dynamisch geworden, da musst du das machen, was der Coach von dir sehen will."

Seine Abschlussstärke und seinen gefährlichen linken Fuß kann Skov nach wie vor zur Geltung bringen. Etwa bei seinem Traumtor – natürlich per Freistoß – im Heimspiel gegen Paderborn. Oder aber bei seiner Vorlage zum entscheidenden 2:1 von Sargis Adamyan beim Auswärtscoup bei den Bayern. "In München war das sicherlich ein großer Moment, aber auch der Sieg in Köln mit dem Elfmeter in der Nachspielzeit war sehr emotional."

In der Tat: Der Mann, der nach seiner aktiven Karriere eventuell seinem Großvater nacheifern und Jura studieren will, hat in seiner ersten Spielzeit im TSG-Trikot schon jede Menge erlebt. Eine historische Siegesserie im Herbst, einen Positionswechsel, zwei denkwürdige Partien gegen Bayern München und nun die Saisonunterbrechung. Ein persönliches Zwischenfazit möchte er dennoch nicht ziehen: "Ich will in vielen Situationen besser werden – und wir haben noch neun Spiele", sagt Skov: "Da können wir nach der Runde drüber sprechen." Ein Angebot, auf das die RNZ gerne zurückkommen wird.

Robert Skov, wie man ihn noch nicht gesehen hat: Mit rasiertem Kopf auf dem Trainingsplatz in Zuzenhausen. Foto: TSG
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