Personalwechsel bei 1899 Hoffenheim

Zurückhaltend auf dem Transfermarkt

Hoffenheim verzichtete auf aberwitzig teure Neuzugänge und dürfte dennoch einen international konkurrenzfähigen Kader besitzen

18.08.2017 UPDATE: 18.08.2017 15:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Leihspieler Serge Gnabry ist ein Jahr für die TSG am Ball. Foto: APF

Von Frank Enzenauer

Heidelberg. Eine Schnapszahl beschwipste in diesem verrückten Sommer. 222 Millionen Euro ließ der Scheichstaat Katar über seine Investorengruppe Quatar Sports Investments (QSI) an den FC Barcelona überweisen, damit der brasilianische Olympiasieger Neymar für Paris St. Germain und dessen Präsidenten Nasser Al-Khelaifi antritt. So teuer darf ein Spielzeug sein ...

Für Ablösegrenze

222 Millionen. Damit könnten auf Status bedachte Menschen einen Thermomix, einen Lamborghini und obendrein ein Apartment in Manhattan als Zweitwohnsitz kaufen - und man hätte immer noch über 220 Millionen Euro zum Verprassen übrig. Gewöhnliche Leute irritiert das, und sogar Bundesliga-Trainer führen plötzlich Umverteilungsdiskussionen und reden wie linke Gewerkschaftsfunktionäre. "Am besten wäre eine Ablösegrenze von einer Million Euro. Und die restlichen Millionen - wie jetzt 221 - gehen an bedürftige Kinder, Behinderte oder Obdachlose", sagte jüngst Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann - und schob, nun ganz wie ein Realpolitiker, hinterher: "Aber diese Umverteilung wird es wohl nie geben. Deshalb nützt es auch nichts, sich aufzuregen. Denn mit oder ohne Neymar-Transfer - das Geld wird nicht umverteilt."

In Hoffenheim aber erspart man sich mittlerweile lästige Geldverschwendungsdebatten. Klubeigner Dietmar Hopp hat das Financial Fairplay ausgerufen, und seit Sportdirektor Alexander Rosen für die Kadergestaltung verantwortlich ist, wird mit Ideenreichtum eingekauft.

Nordtveit für die Defensive

Auch heuer verhielten sich die Hoffenheimer zurückhaltend auf dem Transfermarkt, mit rund sieben Millionen Ablöse - also grob ein Einunddreißigstel Neymar - ist Havard Nordtveid kostspieligster Neuzugang. Der Norweger kam von West Ham United aus der englischen Premier League, wo er verletzungsbedingt keine so tragende Rolle spielte wie zuvor bei Borussia Mönchengladbach. Nordtveid, 27, ist jetzt für die Dreier-Abwehrkette neben Benjamin Hübner und Kevin Vogt vorgesehen, kann aber auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Dort könnte er die Lücke füllen, die Nationalspieler Sebastian Rudy durch seinen Wechsel zum FC Bayern hinterließ. Denkbar ist gleichwohl, dass sich die TSG bis zum Ende der Transferperiode (31. August) noch mit einem "Sechser" verstärkt.

Neben Rudy (ablösefrei) beförderte sich Niklas Süle (20 Millionen Euro) zum deutschen Rekordmeister nach München, doch ungeachtet des Verlustes zweier Spitzenkräfte sind Trainer Nagelsmann und Profifußballdirektor Rosen überzeugt, abermals eine begabte Mannschaft, einen auch international konkurrenzfähigen Kader zu haben. Dabei setzen sie große Hoffnungen in die Offensivqualitäten von Junioren-Europameister Serge Gnabry, 22, den der FC Bayern wenige Wochen nach seinem Einkauf bei Werder Bremen an den Kraichgauklub für diese Saison ausgeliehen hat - für eine Gebühr in Höhe von einer Million Euro, wie es hieß.

Wegen der erstmaligen Dreifach-Belastung der TSG - Bundesliga, DFB-Pokal, Europacup - rechnen sich auch die anderen "Neuen" reichlich Einsatzzeiten aus: Florian Grillitsch (Werder Bremen), Nico Schulz (Borussia Mönchengladbach), Justin Hoogma (Heracles Almelo), Robert Zulj (SpVgg Greuther Fürth), zudem die "Eigengewächse" Stefan Posch, Meris Skenderovic und Robin Hack.

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