Taktikfuchs Nagelsmann

Beim TSG-Sieg gegen Freiburg alles richtig gemacht

Beim 3:1-Sieg im Baden-Derby gegen den SC Freiburg macht Hoffenheims Trainer wieder einmal alles richtig

02.09.2018 UPDATE: 03.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten

Der eingewechselte Vizeweltmeister hebt ab: Andrej Kramaric kam sah und traf. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Nicht wirklich gut sah es in der Halbzeitpause aus für 1899 Hoffenheim bei der Saison-Heimpremiere gegen den SC Freiburg. Mit 1:0 führten die Breisgauer am Samstagnachmittag im Derby bei den Kraichgauern, nachdem der zuvor eingewechselte Kevin Akpoguma per unfreiwilliger Vorlage Freiburgs Dominique Heintz seinen Treffer geschenkt hatte. (36. Minute).

Was den TSG-Anhängern unter den knapp 29.000 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Rhein-Neckar-Arena Sorgen bereitete war die Tatsache, dass mit Ermin Bicakcic (Achillessehnenreizung), Neueinkauf Kasim Adams (Knöchel- und Sprunggelenksverletzung) und ausgerechnet Akpoguma, der gleich wieder raus musste (Augenhöhlenbruch und Gehirnerschütterung), gleich drei Innenverteidiger nicht mehr weitermachen konnten. Doch Julian Nagelsmann hat auch in der Not immer eine passende Lösung parat. "Hoffes" Trainer setzte auf Kroatiens Vizeweltmeister Andrej Kramaraic trotz dessen Trainingsrückstandes und ließ fortan statt im 3-5-2-System in der 4-3-3-Variante agieren.

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Überzeugte gegen die alten Kameraden. Glück, dass bei seinem einzigen Fehler vor Petersens Kopfball die Latte aushalf.

Bicakcic: Die Achillessehne legte "Eisen-Ermin" lahm.

Vogt: So spielt ein Kapitän. Überragende Pass- und perfekte

[+] Lesen Sie mehr

Einzelkritik

Baumann: Überzeugte gegen die alten Kameraden. Glück, dass bei seinem einzigen Fehler vor Petersens Kopfball die Latte aushalf.

Bicakcic: Die Achillessehne legte "Eisen-Ermin" lahm.

Vogt: So spielt ein Kapitän. Überragende Pass- und perfekte Zweikampfquote.

Adams: Das sah nicht gut aus, wird der TSG wohl länger fehlen.

Kaderabek: Diesmal wieder defensiv eine Bank und offensiv immer zur Stelle.

Schulz: In Nationalmannschaftsform.

Grillitsch: Chef im "Hoffe"-Mittelfeld.

Zuber: Unauffällig, aber viel unterwegs.

Bittencourt: Pech beim vermeintlichen 1:0 und wenig später bei Schwolows Parade. Bereitete mit letzter Kraft das 3:1 vor - dann unter seinen Kollegen begraben.

Szalai: Dopingkontrolle nach dem Doppelpack. Stark!

Joelinton: Robust und engagiert, viel gelang diesmal aber nicht.

Akpoguma: Der Pechvogel übernahm früh für Bicakcic, patzte beim 0:1 und musste zur Pause verletzt wieder raus.

Kramaric: Kam für Adams. Torschütze beim Comeback, aber noch lange nicht bei 100 Prozent.

Nordtveit: So lala. nb

[-] Weniger anzeigen

"Wir haben mutig umgestellt", beurteilte der Taktikfuchs später seine eigene Maßnahme und durfte sich nach dem 3:1-Sieg im Stillen für sein Feingespür auf die Schultern klopfen. Die Tatsache, dass der ehemalige Sandhäuser Lucas Höler mit einer "Slapstick-Einlage", so SC-Trainer Lars Voßler, der erneut Christian Streich (Bandscheibenprobleme) vertrat, den Hoffenheimer Ausgleich durch Adam Szalai (50.) mustergültig vorbereitete, dürfte Nagelsmann dabei piepegal gewesen sein.

Wiederum der starke Szalai (63.) und wenige Sekunden vor Schluss Kramaric, der allein auf weiter Flur ins von SC-Torwart Alexander Schwolow verlassene Gehäuse einschob (90.+4) sorgten dafür, dass nach der 1:3-Auftaktniederlage in München und vor der Länderspielpause das erste Liga-Erfolgserlebnis ausgiebig vor der freudetrunkenen Bierkurve gefeiert werden durfte.

Auch interessant
Hoffenheim gegen Freiburg: Wenn der Torwart jubelt
Verletzungspech: Hoffenheim mehrere Wochen ohne Abwehrduo Adams und Akpoguma
Bundesliga: Bayern vorn - Frust in Frankfurt und Leverkusen
Reaktionen zum TSG-Sieg: Mutiger Nagelsmann spricht über den Schlüssel zum Erfolg
Sorgen um Duo: Szalai schießt Hoffenheim zum Sieg gegen Freiburg

Ende gut, alles gut am Technik Museum, weshalb auch der mittlerweile wöchentliche Ärger um den Videobeweis die Gemüter beim Champions-League-Teilnehmer nicht mehr erhitzte. Diesmal erwischte den aus Köln zum Dorfklub gewechselten Leo Bittencourt der Bannstrahl aus der Domstadt. Gerade noch hatte er sein vermeintliches 1:0 per Kopf (6.) bejubelt und Stadionsprecher Mike Diehl bereits seinen Namen ins Mikrofon gebrüllt, als der Abseitspfiff aus "Kölle" kam. Gejubelt werden in Deutschlands Fußball-Stadien, das hat der leidgeprüfte Fan mittlerweile gelernt, darf niemals zu früh ...

Bittencourt selbst nahm den Tor-Diebstahl gelassen hin. "Wenn ich Abseits stand, dann ist das in Ordnung. Dafür ist der Videobeweis ja da." Nach seiner starken Leistung dachte er überhaupt nicht daran, sich über die Kellerkinder vor ihren Monitoren aufzuregen.

Viel Aufregung dafür gab’s allerdings vorher beim Duell Nordbaden gegen Südbaden. Und das nicht unbedingt aus Gründen sportlicher Höhepunkte. Vielmehr ging es - vorsichtig formuliert - rustikal zur Sache. Mehr lagen sie, als dass sie standen auf dem Rasen. "Wir haben ein intensives Spiel von beiden gesehen", befand Voßler in seiner Analyse. Dem Ersatzmann an der Freiburger Seitenlinie konnte diesbezüglich nun wirklich keiner widersprechen.

Nur zu gut, dass die TSG bei ihrem unglaublichen Verletzungspech - nach den neuerlichen Hiobsbotschaften fehlt derzeit fast eine komplette Mannschaft - auf weitere Verkäufe oder Ausleihen verzichtet hat. Es stellt sich jedoch die Frage, wie lange Nagelsmann das Fehlen zahlreicher Leistungsträger durch sein feines Gespür für den richtigen Notfallplan kompensieren kann. Dass jetzt Deutschlands Russland-Versager am Donnerstag in München gegen Weltmeister Frankreich und am Sonntag in Sinsheim gegen Peru für eine Verschnaufpause sorgen, ist wahrlich ein Glücksfall für "Hoffe".

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.