Europa League

Timo Horn bleibt Realist

Kölner Keeper ist vor dem Duell gegen Hoffenheim vorsichtig

03.11.2017 UPDATE: 04.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Nur bedingt zufrieden: Timo Horn. Foto: dpa

Von Andreas Morbach

Köln. Gerade mal zwei Wochen ist es her, da machte Timo Horn, gebürtiger Kölner, einen folkloristischen Vorschlag. Zur Beseitigung der Krise des örtlichen Fußballvereins, die in diesem Herbst fast apokalyptische Ausmaße angenommen hat, müsse man alle Ortsansässigen bitten, in den Dom zu pilgern und dort eine Kerze für den 1. FC Köln zu entzünden - "damit diese Situation mal ein Ende nimmt". So regte der Torwart des Geißbockklubs vor der Europapokalreise nach Borissow an. Die Partie verloren die Rheinländer 0:1, nun kam der Tabellenzweite der weißrussischen Liga zum Gegenbesuch - und wurde vom Bundesliga-Schlusslicht 2:5 vermöbelt.

Aus Sicht der Kölner eine Frohlockung für die nächste Aufgabe in der Liga gegen Hoffenheim. Doch Ballfänger Horn hat in den vergangenen 14 Tagen jeden Gedanken an himmlischen Beistand beerdigt. Irdische Ansichten liegen dem 24-Jährigen inzwischen eindeutig näher, daher kommentierte er die ersten Kölner Punkte in der Europa League auch betont nüchtern. Mochten Kollegen wie Matthias Lehmann ("In der zweiten Halbzeit haben wir furios gespielt") oder Leonardo Bittencourt ("Das ist ein positiver Schub") nach dem gedrehten 1:2-Pausenrückstand ins Schwärmen geraten - bei Timo Horn klang das so: "Die fünf Tore entschädigen für einiges, was in den letzten Wochen hier geboten wurde. Für die Fans war das schwer zu ertragen. Zudem haben wir wieder zwei Tore kassiert."

Es ist wohl genau dieser Tonfall, den die Kölner brauchen, um sich ihrer Lage nachhaltig bewusst zu werden. Auch Trainer Peter Stöger verlor zuletzt spürbar die Lust, immer nur von unglücklichen Niederlagen oder ungünstigen Umständen zu sprechen. Nach dem 1:2 in Leverkusen betonte er ganz unverblümt, gewonnen habe das Team mit mehr Qualität und der der größeren Widerstandsfähigkeit. Und nach dem unerwartet hohen Sieg gegen Borissow versprühte der Österreicher nur etwas Optimismus.

Die zweite Hälfte seiner Mannschaft sei in Ordnung gewesen, erklärte Stöger - und hob, fast verwundert, den großen Zuspruch von Außen hervor. "Wir hatten ja ewig kein Heimspiel mehr gewonnen", erinnerte der 51-Jährige. Zum Japaner Yuya Osako, der nach seiner Einwechslung mit zwei Treffern und einer Torvorlage großen Anteil am Umschwung hatte, fiel ihm ein: "Er hat heute so gespielt, wie wir ihn eigentlich kennen. In dieser Saison war das leider noch nicht so oft der Fall." Ähnlich analysierte er die Selbstermunterungen in der Halbzeitpause, als er feststellte: "Die Worte, die alle gemeinsam in der Kabine gesprochen haben, sind mal auf fruchtbaren Boden gefallen." Von diesen sachlichen Eingeständnissen schaffte er die Kurve hin zum Duell mit der TSG.

Auch interessant
Hoffenheim in der Europa League: Angeschlagen nach Köln
Europa League: Nächste Niederlage für Köln: 0:1 bei BATE Borissow
Europa League: FC-Trainer Stöger über Kantersieg: "Das ist eben Köln"
Gegen BATE Borissow: Köln will "anschreiben" für das Selbstvertrauen

Prinzipiell sind die Voraussetzungen aus Sicht des FC gut. Die Kraichgauer konnten ihren internationalen Auftritt nicht im eigenen Stadion austragen, spielten in Istanbul vor. Beim späten Gegentor zum 1:1 bekamen sie von Basaksehir obendrauf einen moralischen Keulenschlag verpasst. Zudem gilt Hoffenheim in Köln, das nur eines der letzten elf Spiele gegen die TSG verlor, als beliebter Gast. All das interessierte die kritischen Geister Stöger und Horn aber nicht. "Am Sonntag spielen wir gegen einen besseren Gegner", betonte der Coach kurzum. Und sein vollbärtiger Keeper forderte grimmig: "Gegen die Hoffenheimer müssen wir sofort nachlegen - und dürfen sie nicht zu solch leichten Toren einladen wie Borissow."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.