Nicolai Rapp ist auf dem Sprung

Der ehemalige Limbacher Nicolai Rapp zählt aktuell zum Profikader von
 1899 Hoffenheim

28.01.2015 UPDATE: 24.01.2015 06:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden

Von Heiko Schattauer

Gleich vier hoffnungsvolle Kicker aus dem Odenwald spielen aktuell nicht nur in den Juniorenteams des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim, sondern zählen auch zu den jeweiligen U-Nationalmannschaften. Einer aus diesem Odenwälder Quartett klopft nun eine Etage höher an die Tür, bei den Profis der TSG. Genau genommen hat Nicolai Rapp (18) sogar schon einen Fuß im Türrahmen, schließlich durfte der Kapitän der Hoffenheimer U19 zuletzt mit Firmino und Co. ins Vorbereitungs-Trainingslager nach Johannesburg.

Die erfolgreiche Nachwuchstruppe der TSG, aktuell Tabellenführer der U19-Bundesliga Süd/Südwest, muss sich also vielleicht bald nach einem neuen Kapitän umsehen. Denn der 1,85 Meter große Defensivmann, der derzeit die 12. Klasse am Wirtschaftsgymnasium der Max-Weber-Schule in Sinsheim absolviert, zählt auch nach der Rückkehr aus Südafrika zum Profi-Kader.

Wie fühlst du dich aktuell: Als U19-Spieler oder doch schon als Mitglied der Bundesliga-Mannschaft?

Ich bin gerade 18 geworden und habe die komplette Hinrunde U19 gespielt. Das Trainingslager in Südafrika mit den Profis war eine super Sache für mich und hat richtig Spaß gemacht. Nach fast zehn Jahren TSG fühle ich mich dem Verein zugehörig und nicht einer bestimmten Mannschaft. Dass die Bundesliga-Mannschaft mein Ziel ist, ist klar.

Wie waren denn die zehn Tage mit gestandenen Bundeliga- und Nationalspielern wie Firmino, Volland und Co?

Das war eine echte Erfahrung. Firmino und Volland spielen in einer anderen Liga, da muss man als A-Jugendlicher erstmal schlucken. Aber es war ein gutes Gefühl, man kann sich einiges abschauen. In der U19 spiele ich ja auf der Sechs, bei den Profis durfte ich in der Innenverteidigung ran. Daher hat mir zum Beispiel auch Ermin Bicakcic wertvolle Tipps gegeben. Von Futterneid oder Angst um den Stammplatz, weil da jetzt mal ein Junger mittrainieren darf, habe ich nichts gespürt.

Wie wird, entschuldige die Formulierung, ein "Jungspund" aus der eigenen Jugend aufgenommen von den Profis?

Sehr gut. Ich hatte eine Vierer-WG mit Nadiem Amiri, Nico Rieble und Marvin Schwäbe, die ich ja bestens kenne, weil sie mit mir letztes Jahr noch in der U19 gespielt haben. Um das Ritual, zum Einstand ein Lied zu singen, bin ich leider nicht herumgekommen. Ich musste mich im Trainingslager vor dem Abendessen auf einen Stuhl stellen und eine Flasche als Mikrofon benutzen.

Welches Lied hast Du in die Flasche geträllert?

Ich habe "Viva Colonia" gesungen. Nein, ich bin kein Köln-Fan … aber ich kann den Text.

Du zählst auch nach dem Trainingslager in Johannesburg noch zum Kader. Chefcoach Markus Gisdol scheint mit deinen Leistungen also nicht ganz unzufrieden gewesen zu sein. Gab’s denn ein direktes Feedback für dich?

Ja, er hat mir noch in Südafrika ein längeres Feedback gegeben und mir gesagt, dass er zufrieden war und wo ich mich noch verbessern muss. Ich darf jetzt bis zum Ende der Vorbereitung bei den Profis weitertrainieren.

Wo siehst du selbst deine Stärken? Wo hast du noch Luft nach oben?

Das kann man nicht pauschal beantworten. In der U19 bin ich Sechser und Kapitän. Ich denke, hier liegen meine Stärken im Zweikampf, in der Spieleröffnung und in der Führung der Mannschaft. Bei den Profis sieht das anders aus. Da habe ich noch in allen Bereichen Luft nach oben.

Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, hast du sicher vom Verletzungspech von Niklas Süle profitiert, dessen Ausfall eine Lücke in der Innenverteidigung gerissen hat. Wieder mal ein Beispiel, wie schnell es im Fußball gehen kann, wie nah Sieg und Niederlage beieinander liegen?

Ja, das ist so im Fußball. Des einen Pech ist des anderen Glück. Ich kenne Niklas aus seiner Zeit in der Akademie sehr gut, wir hatten auch nach seiner Verletzung Kontakt. Er ist schon wieder auf einem guten Weg. Ich wünsche ihm, dass er schnell wieder zurückkommt.

Du hast beim FC Limbach deine ersten fußballerischen Schritte gemacht, dich dann aber früh, ab der E-Jugend, für die Ausbildung bei der TSG Hoffenheim entschieden. Auf wieviel muss man als Jugendlicher verzichten, wenn man den Fokus so auf den Fußball ausrichtet?

Man muss schon viele Abstriche machen, da man neben der schulischen Ausbildung auch sehr viel trainieren muss. Aber andererseits macht es ja auch Spaß und meine ganzen Freunde sind hier. Für meine alten Kumpels aus Limbach habe ich leider nicht mehr so viel Zeit. Aber es ist ja auch nicht so, dass man komplett auf alles verzichten muss.

Verfolgst du den Weg deines Heimatvereins eigentlich noch? Immerhin spielt die "Freya" ja jetzt Landesliga.

Ja, klar, schließlich war mein Vater lange Zeit dort im Spielausschuss. Meine Eltern wohnen noch in Limbach und ich kenne einige Spieler sehr gut. Wenn ich Zeit habe, bin ich ab und zu da. Aber im Moment läuft es eher nicht so gut.

Welche Schlagzeile wäre dir lieber: "Kapitän Rapp führt Hoffenheim zur Deutschen U19-Meisterschaft" oder "Als wäre er schon immer dabei: Neuling Rapp feiert souveränes Bundesliga-Debüt"?

Am liebsten wäre es mir, beide Schlagzeilen zu lesen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.