"Lieber spät als nie"

1899-Stürmer Sven Schipplock setzt auf Markus Gisdol

11.04.2013 UPDATE: 11.04.2013 07:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Sven Schipplock (Nr. 9) und Kevin Volland (31) umarmen Roberto Firmino (verdeckt), der gerade das 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf erzielt hat. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Sven Schipplock (24) kommt lässig daher. Mütze, Kapuzenpulli, weite Hose, coole Schuhe. Der Stürmer der TSG 1899 Hoffenheim ist kein Lautsprecher, keiner, der viel Aufhebens um seine Person macht. Er ist ein freundlicher junger Mann, lacht gerne und schöpft seine Kraft aus seinem Glauben an Gott. Mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Demut ist er froh, dass er seinen Kindheitstraum verwirklichen und Fußballprofi werden durfte. Holger Stanislawski hatte "Schippo", wie sie ihn alle rufen, im Sommer 2011 in den Kraichgau geholt, doch bislang konnte sich der 1,86 Meter große Blondschopf nicht als Stammspieler etablieren. Weder bei "Stani", noch bei Markus Babbel, Interimstrainer Frank Kramer und Marco Kurz. Doch nunmehr scheint die Stunde für Schipplock unter dem neuen Cheftrainer Markus Gisdol zu schlagen.

Glaube an himmlischen Beistand

Beim 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf stand Schipplock in der Anfangsformation, legte das 1:0 für Roberto Firmino auf, wodurch sich seine Quote bei 11 Einsätzen und einer Gesamtspielzeit von 329 Minuten auf drei Saisontore und ein Assist beläuft. "Der Trainer kam und lässt mich gleich spielen", berichtet Schipplock im RNZ-Gespräch, "und sagt, vom Spielertyp sagt mir der Sven zu." Die Freude in das in ihn gesetzte Vertrauen ist ihm anzumerken, wenngleich er das nicht als "Freifahrtsschein" von Gisdol wertet. Schipplock ist schlichtweg einer, der sich reinhaut, stets alles gibt. "Meine Stärke ist die Lauf- und Kampfbereitschaft", so seine wohltuende Selbsteinschätzung, "und das Passspiel und den Torabschluss kann man sowieso immer verbessern." Dafür legt Schipplock Sonderschichten ein, versucht sich über die Anzahl an Wiederholungen nach vorne zu bringen.

Solche lernwilligen, ja fleißigen Spieler schätzt Gisdol, und so hat Schipplock hervorragende Chancen, am Samstag (15.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg erneut in der Hoffenheimer Startformation zu stehen, zumal Joselu, Derdiyok und de Camargo als Wintereinkauf bis dato nicht zu überzeugen vermochten. Rein statistisch gesehen ist Sven Schipplock der beste TSG-Stürmer ...

Der gebürtige Reutlinger, der über den VfB Stuttgart zu "Hoffe" stieß, musste in dieser Runde immer wieder Rückschläge wegstecken. Erst die Fersenprellung zu Saisonbeginn, dann im Januar eine Entzündung in der Achillesferse, was sich über insgesamt sechs Wochen hinzog. "Das war zweimal ein ganz blöder Zeitpunkt", konstatiert Schipplock. Und mit entschlossener Miene ergänzt das "Stehaufmännchen": "Ich bin von kleinauf gewohnt, zu kämpfen. Talent wurde mir nicht in die Wiege gelegt, aber ich gleiche dies mit unbedingtem Einsatzwillen aus."

Der Triumph über die Fortuna habe beim gesamten Team "eine Wahnsinnserleichterung" ausgelöst, Markus Gisdol habe "einen klaren, einfachen Plan", der generell auf frühes Gegenpressing und Aggressivität basiere. "In den Köpfen der Spieler ist etwas passiert", hat Schipplock trotz der Kürze der Zeit festgestellt, "der Trainer ist optimal für mich."

Ein Hauch des Rangnickschen Offensivfußballs, attraktiv, laufintensiv, ballorientiert, geprägt vom schnellen Umschalten, könnte dank Gisdol und Co. wieder Einzug beim leidgeplagten Kraichgauklub halten. "Wie halt früher bei der TSG Hoffenheim", schmunzelt Schipplock, der den einstigen, extrem hungrigen Hoffenheimer Stil mit Interesse am Fernsehbildschirm verfolgt hatte.

Den Ernst der Lage hätte jeder im Team erkannt, Klassenkampf sei primär Motivations- und Kopfsache. "Spätestens jetzt haben es alle kapiert", ist Schipplock optimistisch, am 18. Mai in Dortmund oder am 28. Mai nach den beiden Relegationsspielen gegen den Zweitliga-Dritten den Ligaverbleib gemeinsam mit den 1899-Kollegen feiern zu können. "Lieber spät als nie", sagt der kantige Stürmer, dessen Vertrag in Hoffenheim 2014 ausläuft und für beide Ligen gilt, "noch ist alles möglich." Er hofft dabei auf göttlichen Beistand - Jesus begleitet Schipplock nämlich durchs ganze Leben, auch durch den Mikrokosmos des aufregenden, zuweilen turbulenten Profifußballs.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.