"Hat Dietmar mir ein Ultimatum gesetzt?"

Zuzenhausen. Andreas Müller sagt "nein" und stärkt vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen Trainer Markus Babbel den Rücken

24.11.2012 UPDATE: 24.11.2012 03:05 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Sicherer Arbeitsplatz? Hoffenheims Trainer Markus Babbel (3.v.l.), Co-Trainer Rainer Widmayer und Manager Andreas Müller (li.) hoffen auf eine segensreiche Englische Woche. Foto: APF
Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Am Allermeisten kann die Mannschaft tun, um den Arbeitsplatz von Markus Babbel (40) zu sichern. Der Trainer selbst reagierte äußerlich gelassen auf all die Diskussionen und Spekulationen, die in den vergangenen Tagen nochmals an Schärfe zugenommen haben. Babbel saß bei der Pressekonferenz am Freitag wie immer neben Manager Andreas Müller (49), schaute ihm in die Augen und fragte: "Hast Du mir ein Ultimatum gesetzt?" Müller: "Nein." Babbel unmittelbar danach: "Hat der Dietmar mir ein Ultimatum gesetzt?" Müller: "Nein." Also fuhr der unterhaltsame Münchner über den von Gesellschafter Dietmar Hopp getragenen, jungen Bundesligaklub fort: "Es wird irgendwas geschrieben, und es springen alle drauf an. Es gibt kein Ultimatum und ich muss etwas rechtfertigen, wo es nichts zu rechtfertigen gibt. Wir haben eine Woche vor uns, in der man Vieles in die richtige Richtung lenken kann. Ich bin ein optimistischer Mensch und sehe das Glas halb voll."

Die richtige Richtung? Profifußball lebt von seiner Schnelllebigkeit und Irrationalität. Alles ist möglich. Klar ist für die TSG 1899 Hoffenheim nur: In der bevorstehenden Englischen Woche müssen die Kraichgauer am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und Liga total!) gegen Bayer Leverkusen, am Mittwoch in Nürnberg und sonntags darauf zu Hause gegen Werder Bremen gute Resultate abliefern, um nicht noch tiefer in den Tabellenkeller abzurutschen. Sonst wird's vor Weihnachten bedrohlich, und man darf sich angesichts der bislang fehlenden Hoffenheimer Erfahrung bei Abstiegsszenarien nicht 1899-prozentig sicher sein, dass das Allerschlimmste nicht passieren könnte. Es gab in jüngster Vergangenheit schon Klubs, die komfortabler positioniert waren als die Babbel-Elf - und runter mussten. Siehe Eintracht Frankfurt 2010/2011. Nach der Vorrunde waren die Hessen Siebter, am Ende Siebzehnter. Oder der 1. FC Köln 2011/2012. Zur Halbzeit Zehnter, am Ende Siebzehnter - "Kölle" tut sich merklich schwer im Unterhaus.

Babbel zum Thema Abstieg: "Wir wissen, dass es eine gefährliche Situation ist. Wir müssen die verlorenen Punkte, die weh tun, wieder reinholen." Die Mannschaft habe die ganze Woche über konzentriert und fokussiert gearbeitet, sei "gut vorbereitet" auf Leverkusen, das auch immer mal wieder mit Schwankungen zu kämpfen habe.

In schweren Zeiten stärkte Manager Müller Kompagnon Babbel den Rücken. "Wir machen doch nicht irgendwelche Schnellschüsse nach irgendwelchen Spielen", baute Müller einer weiteren Enttäuschung gegen Leverkusen vor, "die Entwicklung ist zu sehen, aber es gab im Sommer einen Umbruch in der Mannschaft. Deshalb hakt es auch noch in verschiedenen Momenten. Die Mannschaft ist von sich selbst überzeugt, dass sie guten Fußball spielen kann - und das erwarte ich auch von ihr."

Müller wurde nicht müde zu betonen, dass vorwiegend das bis dato wankelmütige Kollektiv in der Pflicht stünde, der "Trainer Dinge vorgibt", die es umzusetzen gelte. Ganz einfach: "Die Entscheidungen muss die Mannschaft auf dem Platz treffen", so Müller, der am Freitag - gewollt oder ungewollt - wie Babbels Schutzpatron auftrat.

Weiterarbeiten heißt das Hoffenheimer Hausrezept. "Wir müssen mit leidenschaftlichem Fußball die Zuschauer wieder zurückholen", empfiehlt der Manager, dem der Zuschauerrückgang durchaus zu denken gibt. Natürlich spiegle sich das auch in den Finanzen wider, wenn statt 30.000 nur 20.000 Anhänger da seien. Müller: "Es ist für die Mannschaft und uns alle schmerzhaft." Für das neunte Liga-Duell mit dem Werksklub waren vor dem Wochenende 21.000 Tickets verkauft.

Aussagen über die erste Elf wollte Babbel nicht machen. Muss gar Kapitän Tim Wiese um den Pfosten zwischen den Pfosten bangen? "Was soll ich dazu sagen", schmunzelte Babbel den Tausch zurück zu Koen Casteels weg. Müller sagte vieldeutig: "Da gibt es auch mal Entscheidungen, die nicht so populär sind, auch damit muss man zurecht kommen." Kaum vorstellbar, dass nach Sejad Salihovic mit Tim Wiese der zweite Führungsspieler degradiert wird ...

Babbel ist immer mal wieder für eine Überraschung gut. Ob seine Mannschaft ihm das honoriert?

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.