1899 Hoffenheim

Krise? Krise! (plus Fotogalerie)

Hoffenheims Trainer nach 0:3-Pleite in Hamburg restlos bedient - Nur zwei Siege aus zwölf Spielen

26.11.2017 UPDATE: 27.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Bitterer Schlusspunkt: Kevin Vogt und TSG-Torhüter Oliver Baumann können das 3:0 durch Gideon Jung nicht verhindern. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Hamburg. Julian Nagelsmann wollte keine Zeit verlieren. "Ich verlange jetzt von jedem Einzelnen, der im Klub tätig ist, dass wir eine gewisse Unzufriedenheit ausstrahlen." Diesbezüglich ging Hoffenheims Trainer mit gutem Beispiel voran. Seine Miene sprach Bände, als der 30-Jährige die 0:3 (0:1)-Pleite beim Hamburger SV erklären musste. "Ich bin ein Freund von ehrlichen Worten", holte Nagelsmann tief Luft - um dann schonungslos den Ist-Zustand seiner Elf zu beschreiben: "Wir befinden uns in einer Ergebniskrise."

Hintergrund

Die TSG in der Einzelkritik

Baumann: Schwacher Auftritt. Das 0:2 geht auf seine Kappe.

Posch: Noch einer der Besseren im schwachen Defensivverbund.

Vogt: Der Kapitän versuchte lautstark

[+] Lesen Sie mehr

Die TSG in der Einzelkritik

Baumann: Schwacher Auftritt. Das 0:2 geht auf seine Kappe.

Posch: Noch einer der Besseren im schwachen Defensivverbund.

Vogt: Der Kapitän versuchte lautstark zu führen, erlaubte sich aber selbst Unsicherheiten.

Akpoguma: Der Pechvogel. Brachte mit seinem Eigentor 1899 auf die Verliererstraße.

Zuber: Defensiv mit großen Problemen. Offensiv auch.

Schulz: Einer der agilsten Hoffenheimer, wenngleich nicht ganz so stark wie zuletzt.

Grillitsch: Unauffällig. Was an diesem Nachmittag nichts Schlechtes bedeutete.

Demirbay: Saftlos, kraftlos. Folgerichtige früh vom Platz genommen.

Gnabry: In der Jokerrolle zuletzt besser. Noch nicht bereit für 90 Minuten. Verstolperte in der zweiten Minute die mögliche TSG-Führung.

Uth: Bester Offensivspieler. Ließ sich immer wieder in die Tiefe fallen, im Abschluss aber ohne Fortune.

Wagner: Schwach. Ein Spiel, das nicht als weiteres Bewerbungsschreiben Richtung München dient.

Amiri: Kam für Gnabry. Hätte der TSG von Beginn an gut getan.

Szalai: Übernahm für Demirbay - und blieb genauso blass.

Kramaric: Eingewechselt, blass. nb

[-] Weniger anzeigen

Krise? Krise! Ausgerechnet jenes Wort, das Bundesligatrainer eigentlich meiden wie der Teufel das Weihwasser, wählte Nagelsmann, um in die Verbaloffensive zu gehen. Die entscheidenden Parameter lieferte er gleich mit: "Wir haben nur zwei Siege aus den letzten zwölf Spielen." In der Tabelle ist die TSG auf Rang sieben abgerutscht. Das, fand Nagelsmann allerdings, "sieht noch besser aus als wir momentan sind."

Der Trainer des Jahres hätte es sich einfacher machen können, den vor allem in der ersten Hälfte katastrophalen Auftritt seiner Schützlinge auf die Strapazen der enttäuschenden Reise durch Europa schieben. Doch der Landsberger hat andere Ambitionen: "Ich will nicht rumheulen, sonst können wir uns gleich ins graue Mittelfeld stellen und sagen: ‚Das reicht uns allen‘."

Zumal der Trainer im Vergleich zur Startelf beim Europapokal-K.o. am Donnerstagabend im portugiesischen Braga kräftig wechselte, Sandro Wagner, Kevin Akpoguma, Serge Gnabry und Mark Uth für Andrej Kramaric, Havard Nordveit, Dennis Geiger und Nadiem Amiri brachte. Und es dauerte nicht einmal 120 Sekunden, da hätte man Nagelsmann beinahe für dessen goldenes Händchen loben müssen: Kerem Demirbay schickte Steven Zuber auf die Reise, der den Ball in den Strafraum brachte und Gnabry fand. Doch statt seine Farben früh in Führung zu schießen, stolperte die Bayern-Leihgabe den Ball am HSV-Tor vorbei (2.). "Im letzten Moment kommt Mavraj dazwischen und irritiert mich", beschrieb Gnabry die verpasste Großchance: "Wenn der Ball in der zweiten Minute auswärts reingeht, haben wir natürlich ein gutes Gefühl."

Auch interessant
Niederlage gegen Braga: "Brutal simpel": Hoffenheim hadert nach Ausscheiden mit sich selbst
1899 Hoffenheim: Sandro Wagner ist fit für den HSV
1899 Hoffenheim: Europa ist noch eine Nummer zu groß

Einmal mehr musste die TSG also mit der Chancenverwertung hadern. Doch auch die Defensive wackelte bedenklich. Nur vier Minuten später drückte Pechvogel Kevin Akpoguma eine Hereingabe von Hamburgs Douglas Santos aus kurzer Distanz ins eigene Tor (6.).

Einmal in Rückstand geraten, wollte 1899 gar nichts mehr gelingen: Einem haarsträubenden Fehlpass folgte der nächste. Die wenigen Kontersituationen wurden schlampig zu Ende gespielt. Unterm Strich viel zu wenig, um ein Tor zu schießen, geschweige denn Punkte aus dem Volkspark zu entführen. Dass momentan - wie Nagelsmann monierte - nicht jeder komplett fokussiert sei, wurde nach der Pause offensichtlich: Einen Freistoß aus "42 Metern" (Nagelsmann) schoss Filip Kostic zur Vorentscheidung ins Tor (75.).

"Hoffe"-Keeper Oliver Baumann hatte Uth und den eingewechselten Amiri als Zwei-Mann-Mauer mit ungewöhnlich großer Lücke positioniert, "um den Ball zu sehen" - und um diesen dann genau dort hindurch in die Maschen zu bekommen. "Dass er den halten muss, weiß Oli selbst", sagte Nagelsmann, dessen Umstellung auf eine Viererkette im zweiten Durchgang genauso wenig fruchtete wie die Hereinnahme der Angreifer Adam Szalai und Kramaric.

Im Gegenteil, gefährlich wurden auch in Hälfte zwei nur die Hausherren: Bobby Wood (49., Pfosten), zweimal Hamburgs neuer Liebling Jann-Fiete Arp (68., 69.) und der Ex-Hoffenheimer Sven Schipplock (88. Latte) ließen beste Chancen ungenutzt, ehe Gideon Jung zum 3:0 traf (88.). "Glückwunsch zum verdienten Sieg", fasste Nagelsmann in Richtung HSV-Coach Markus Gisdol zusammen: "Und einen schönen Restsonntag. Den ich nicht haben werde."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.