Der Neubau der Hauptverwaltung wächst in die Höhe (plus Fotogalerie)
Viel mehr als nur nackter Beton - Hier zeigt der Konzern, was er kann

Der Neubau der Hauptverwaltung von Heidelberg Cement nimmt langsam Formen an. Im Herbst soll Richtfest gefeiert werden für den von Albert Speer geplanten Gebäudekomplex an der Berliner Straße. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Sie soll das neue Aushängeschild für Heidelberg Cement werden: die neue Hauptverwaltung, die gerade an der Berliner Straße entsteht. Die eigene Baustelle nutzt der zweitgrößte Baustoffhersteller der Welt, um einen Einblick in seine Produktpalette zu geben, Verfahren zum ersten Mal anzuwenden und die neuesten Technologien einzusetzen. Etwa bei der Fassade, bei der ein sich selbst reinigender Zement zum Einsatz kommt. So soll sie länger weiß bleiben.
Aber auch im Inneren wird neue Technik versteckt. Etwa bei den drei Stützen, die gerade im zukünftigen Foyer an der Ecke Jahnstraße / Berliner Straße entstehen. Sie sind etwas ganz Besonderes: "An jeder von ihnen werden jeweils drei elf Meter lange Betonstützen ineinander verschränkt. Wie beim Mikado", erklärt der Projektarchitekt Tobias Walter von der Architektur- und Ingenieurgesellschaft "w+" bei einem Baustellenrundgang. Die drei Stützen werden künftig die 700 Quadratmeter große Decke halten. "Die Konstruktion und die Schalung reizen das aus, was an Betontechnik derzeit möglich ist", erklärt Projektleiter Steffen Benz, der bei Heidelberg Cement für die neue Hauptverwaltung zuständig ist.
Kosten: 100 Millionen Euro
Doch nicht nur das Verfahren ist einmalig, auch das Material selbst ist außergewöhnlich: "Wir verwenden für die Stützen Weißbeton", berichtet Walter. Der wird sehr selten eingesetzt, ist sehr empfindlich und wird deshalb auch nach dem Aushärten zur Sicherheit eingepackt. Seine weiße Farbe erhält er durch Weißzement, die Spezialität eines Tochterunternehmens von Heidelberg Cement in Italien. "Im Vergleich zum herkömmlichen Sichtbeton erkennt man, wie weiß dieser Beton ist", sagt Walter.
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Im Moment kann man die Stützen kaum erkennen, weil ein insgesamt 250 Tonnen schweres Raumgerüst das Foyer "ausfüllt". Es erstreckt sich über drei Etagen und soll später die Decke stützen, die ein Nassgewicht von 1200 Tonnen haben wird. Bereits fertig sind die zwei Tiefgaragenebenen, dort stehen den Mitarbeitern künftig auf 10.000 Quadratmetern 500 Parkplätze und 200 Fahrradstellplätze zur Verfügung. Auch Ladestationen für Elektroautos wird es geben.
Während im Süden des Geländes schon an den Obergeschossen gearbeitet wird, werden im Norden erst die tragenden Stützen im zukünftigen Erdgeschoss gegossen. "Wir arbeiten hier abgestuft", berichtet Walter. Sechs Kräne sorgen dafür, dass die Baustoffe immer an die richtige Stelle kommen, die derzeit von 130 Mitarbeitern - Tendenz steigend - von "Diringer und Scheidel" verarbeitet werden. "Jeden Monat wird ein Geschoss fertig", erklärt Architekt Walter, denn schon im Oktober soll der Rohbau fertig sein. Insgesamt werden 32.000 Kubikmeter Beton und bis zu 7000 Tonnen Stahl dafür verbaut. Der Beton wird mit Mischern aus dem Eppelheimer Werk der Tochtergesellschaft Heidelberger Beton Kurpfalz angeliefert, der Zement kommt aus dem Werk in Leimen.
Der Zeitplan ist eng gesteckt, denn "im ersten Halbjahr 2020 wollen wir einziehen", berichtet Elke Schönig von der Unternehmenskommunikation von Heidelberg Cement. 860 Mitarbeiter werden dann in den drei Gebäuden, für die der Konzern rund 100 Millionen Euro ausgibt, arbeiten.