Kleine Glücksfluchten für zwischendurch
Kurze Outdoor-Eskapaden in der näheren Umgebung.
Von Christian Haas
Rasante Seilschaften
Bei Seilrutschen hilft es, keine Höhenangst zu haben. Denn hier fliegen Wagemutige, nur an einem Stahlseil gesichert, wie Adler durch die Lüfte, und das in bis zu 120 Metern Höhe über dem Boden. Bei der über einen Kilometer langen Harzdrenalin Megazipline im sachsen-anhaltinischen Oberharz am Brocken können auf Europas größter Doppelseilrutsche gar zwei Gäste gleichzeitig starten. Bei den Eifel-Adventures in Gerolstein wiederum führen zwölf Bahnen hintereinander von Wipfel zu Wipfel. Aber keine Sorge: Stets kontrollieren Mitarbeitende Helm, Tragrolle und Gurt samt Karabinern, bevor es losgeht. Das ist, 40 Kilo Mindestgewicht vorausgesetzt, ohnehin ganz simpel: Füße anheben, Sitz- oder Liegeposition einnehmen und sich einfach der Schwerkraft hingeben.
> www.harzdrenalin.de
> www.eifeladventures.de/zipline
Entdeckertour per Kanu
"Wenn ich den See seh’, brauch’ ich kein Meer mehr." Dieser Spruch ist zwar wahrlich nicht neu, aber nach wie vor zutreffend. Und wie schön ist es erst auf dem See, etwa in Buchten, zu denen man nur mit einem (ausgeliehenen) Kanu hinkommt? Ausgerüstet mit Fernglas und Picknick können paddelfreudige Freiluftfans da in aller Ruhe Fauna und Flora entdecken. Hier ein Libellenpärchen, dort Seerosen, und sind das Biberspuren? Noch besser treiben lassen kann man sich naturgemäß auf einem sanften Fluss. Am besten nur Ein- und Ausstieg planen, dazwischen je nach Lust nah- und fernsehen, ins kühle Nass hüpfen, tagträumen. Aber aufgepasst: Manche Gewässer sind wegen brütender Vögel erst später im Jahr befahrbar. Tolle Paddeladressen sind die fünf Seen (samt dem Fluss Würm) südlich von München und die Mecklenburger Seenplatte bei Granzow.
> www.starnbergammersee.de
> www.fuenfseenland.de
> www.kanustation-granzow.de
Schlafen im Strandkorb
Wie klingt das? Während andere Strandbesucher ihre sieben Sachen einpacken und heimwärts ziehen, einfach dableiben. Die ganze Nacht, Meeresrauschen im Ohr, den Sternenhimmel vor Augen. Was ungewöhnlich klingt, ist an der Ostsee möglich. Gleich an mehreren Orten zwischen Eckernförde, Weissenhäuser Strand und der Lübecker Bucht warten Strandkörbe auf romantisch veranlagte Paare. Die können indessen beruhigt sein: Ein Verdeck mit Bullauge schützt vor Tau oder nächtlichem Regen.
> www.ostsee-schleswig-holstein.de/strandschlafen-ostsee
Über Nacht im Schlaffass
Camping als selbstbestimmte Urlaubsform im Freien boomt seit Jahren, 2024 vermeldete Deutschland einen weiteren Übernachtungsrekord. An diesem Erfolg haben auch Schlafangebote jenseits von Hauszelt und Wohnmobil ihren Anteil. So locken für Einsteiger und/oder Komfortliebhaber möblierte XXL-Zelte, Holz-Iglus, umgebaute Zirkuswagen und vor allem: Schlaffässer. Immer mehr Camping-Areale zwischen Nordsee und Chiemsee bieten die oft in erster Reihe befindlichen "Wohnkugeln" an, durchaus auch für eine "Schnuppernacht" – insbesondere für Paare und (Groß-)Eltern mit kleineren Kindern eine runde Sache. Gut zu wissen: Die gut 20 Quadratmeter großen Hobbithäuschen verfügen nicht nur über Licht, Strom, Heizung und erhabene Betten, sondern mitunter sogar über eine Kochnische samt Tisch, oft auch über eine tolle Aussicht. Dusche und Toilette sind hingegen ausgelagert, wobei man sich – typisch Campingplatz – ja ohnehin den Großteil des Tages draußen aufhält, sei es zum Chillen oder Grillen. Drei empfehlenswerte Adressen: Via Claudia Camping im Allgäu (Lechbruck am See); "Auf dem Simpel" in der Lüneburger Heide (Soltau); Gut Neumark in Sachsen.
> www.via-claudia-camping.de
> www.auf-dem-simpel.de
> www.gut-neumark.de
Der frühe Vogel
Zu unchristlicher Nachtzeit die warmen Federn zu verlassen, schmerzt mitunter. Doch das Erlebnis, anfangs mit, später ohne Stirnlampe durch die Dämmerung zum "Gipfel" des nahen Aussichtshügels oder gar Berges zu laufen, ist aller Mühen wert (wobei es klar sein sollte, dass man die Tierwelt durch leise Fortbewegung auf festen Wegen nicht stören sollte)! Erst recht, wenn man an erhabener Stelle dem Sonnenaufgang live beiwohnt. Der Moment, wo sich der strahlende Himmelskörper erstmals ganz zeigt: ergreifend. Und was meinen Sie, wie gut jetzt das mitgebrachte Sandwich samt dampfendem Tee schmeckt?
Wildcampen, aber legal
Romantiker, die gern in der Natur ihr Zelt für eine Nacht aufschlagen, schauen neidvoll nach Skandinavien. Schließlich erlaubt das dortige Jedermannsrecht genau das. Doch auch in Deutschland erlauben seit 2009 immer mehr Trekkingcamps Zeltübernachtungen in Naturschutzgebieten, etwa im Schwarzwald, im Soonwald/Ahrtal, in Schleswig-Holstein – oder im Odenwald. Es bestehen zwei Bedingungen: Man muss sich vorab anmelden und darf nur eine Nacht bleiben. Animation und Komfort darf man für die paar Euro nicht erwarten, dafür Platz für etwa fünf Zelte, eine Komposttoilette, Feuerholz und jede Menge Wildtiere von der Zwergfledermaus bis zum Igel.
> www.trekking-odenwald.de
> www.naturparkschwarzwald.de
> www.wildes-sh.de
> www.soonwaldsteig.de/trekkingcamps
Wipfel-Treffen mit Wow-Faktor
Ob an der Saarschleife, in Brandenburg oder im Bayerischen Wald: Seit einigen Jahren schießen Baumkronenpfade wie Pilze aus dem Waldboden. Fast zwei Dutzend Stelzenstege schlängeln sich mittlerweile durch deutsches Geäst. In einer Höhe von bis zu 40 Metern über dem Boden gewähren die hölzernen Spazierwege dabei ungewohnte Einblicke in die oberen Etagen von Eichen, Tannen und Buchen. Begleitet werden die gut gesicherten Pfade von Infotafeln, Taststationen und gläsernen Böden, die das Thema Wald zum sinnlichen Erlebnis machen – eine Mischung aus Abenteuerspielplatz und Klassenzimmer. Den Höhepunkt im wahrsten Sinne bildet dann oft ein über die Wipfel hinausragender Turm. Dort hinauf geht es über Treppen, Rampen oder Lifte, hinunter gern auch mal in einer Röhrenrutsche. Kurz: ein aktiver und interaktiver Spaß für Jung und Alt!
> www.baumundzeit.de
> www.treetop-walks.com/saarschleife
> www.treetop-walks.com/bayerischer-wald
