Einen Platz in der Sonne

Dolce Vita auf römischen Plätzen

Sandra Ehegartner hat
die schönsten Plätze der ewigen Stadt für sonnige Pausen
beim Sightseeing oder Einkaufsbummel zusammengestellt.

23.03.2024 UPDATE: 23.03.2024 13:12 Uhr 4 Minuten, 29 Sekunden
Das Pantheon am Piazza della Rotonda im Idealzustand.  Foto: Getty

Der Lebhafte

Piazza Navona

Der Salon Roms lädt seine Gäste gleich an mehreren Orten zum Verweilen ein. Direkt vor dem Vier-Ströme-Brunnen von Bernini oder doch lieber mit den Straßenmalern als Kulisse? Das bleibt jedem selbst überlassen. Ein Spektakel bietet sich allemal. Und das war schon immer so: In der Antike war die Piazza Austragungsort für Leichtathletikspiele, im Barock wurden die Regenwasserabflüsse seitlich des Platzes verstopft und der Platz geflutet. Dann fanden Wasserschlachten und andere Wasserspiele auf dem Oval statt. Und auch heute steht noch alles im Zeichen der Unterhaltung, wenngleich weniger dramatisch. Maler, Musikanten und allerlei Straßenkünstler zeigen ihr Können und laden manches Mal sogar Passanten zum Mitmachen ein. Herrlich, wenn man dann im cremigen Milchschaum rührt und dem bunten Treiben zusehen kann.


Der Legendäre

Piazza di Sant' Eustachio 

Die Piazza di Sant’Eustachio gilt unter Kennern zusammen mit der fußläufig entfernten Tazza d’Oro als Favorit, wenn es um den besten Cappuccino oder Espresso Roms geht. Ganz Begeisterte sprechen gar vom "Caffèhimmel". Dahinter steckt – zumindest im "Caffè San Eustachio" – ein kleiner Trick: Der Milchschaum wird mit etwas Zucker verrührt und dadurch noch cremiger und süßer. Abgesehen davon ist auch der Platz etwas ruhiger und kuscheliger als seine größere Schwester, die Piazza della Rotonda, und lädt zum Verschnaufen ein. Gelingt es dem Kaffeeliebhaber, einen der winzigen Tische draußen zu ergattern, kann er mit Muße auf die weinlaubbehangenen Hausfassaden und das Treiben auf dem Platz blicken. Und vielleicht einen zweiten Was-auch-immer bestellen. 


Der Luxuriöse

Piazza San Lorenzo in Licina

Die Piazza San Lorenzo in Lucina eignet sich perfekt für eine Pause nach aufreibenden Stadt- und Schaufensterbummeln. Oder, wenn die Sonne verführerische Strahlen auf den romantischen Platz schickt. Umgeben von Kultur und Schick, nimmt auch die Jeunesse Dorée Roms hier gerne ihren morgendlichen Cappuccino. Mütter kommen mit ihren Töchtern zum "pranzo leggero", zum leichten Mittagessen, Geschäftsleute und Politiker zum etwas weniger leichten Mehrgängemenü. Dazwischen gibt es immer wieder Tische für Besucher und Neugierige. Denn zu sehen gibt es neben dem Erwähnten allerlei: Passanten, Tauben und das lebhafte römische Innenstadtleben zieht am traditionsreichen "Caffè Ciampini" vorbei. Da kann die Pause schon mal länger werden.


Der Dörfliche

Piazza di Santa Maria in Trastevere

Ein kurzes Stück über den Tiber liegt Trastevere. Ehemals das Arbeiter- und Armenviertel, ist es auch heute noch das bunteste und internationalste der römischen Viertel. Ist Trastevere abends ein beliebtes Ausgehpflaster, zeigt es in den Morgen- und Mittagsstunden seinen typischen Charakter. Freundliches und friedliches Miteinander, hier ein Scherz, dort ein Hupen, leben die Trasteverini gleichmütig gegen ausländische Residenten und Touristen an. Am besten lässt sich das bei einem Cappuccino oder Caffè auf der Piazza di Santa Maria beobachten. In der Bar "Caffè di Marzio" gegenüber der Kirche gibt es neben italienischen Kaffeespezialitäten auch noch unvergleichlich gute Panini. Einen beachtlich großen Aperol Spritz hingegen bekommt, wer diesen schräg gegenüber im "Caffè delle Arance" bestellt.


Ein Glas Aperol oder ein Bier im Freien genießen. Foto: dpa

Der Elegante

Piazza Farnese

Die Piazza Farnese hat es nicht ganz leicht, sich einen Platz im Herzen der Piazzafreunde zu erobern. Sie hat einfach zu große Konkurrenz durch ihre berühmten Nachbarn: den Campo dei Fiori und die Piazza Navona. Derweil ist gerade dort das ruhige Schweifen des Blicks über die beiden wannenförmigen Brunnen links und rechts des Platzes eine herrliche Erholung von der Hektik ringsherum. Vielleicht ist das auch der Grund, warum viele Römer den morgendlichen Caffè samt Cornetto in der "Bar Farnese" nehmen und ihre Zeitung vom Kiosk nebenan genüsslich durchblättern. In den beiden Herren, die die Bar betreiben, finden sie engagierte Gesprächspartner für römische Alltagsthemen jeglicher Art. Ob Politik oder die beiden großen römischen Fußballklubs – die Themen werden je nach Erfordernis mit philosophischer Gelassenheit oder brennender Leidenschaft erörtert. Allerdings nur auf Italienisch.


Der Römische

Piazza della Rotonda

Auf diesem Platz scheinen alle Besucher mindestens einmal während ihres Besuches vorbeizukommen, er gilt als das Wohnzimmer der italienischen Hauptstadt. Und so sind zu touristischen Hochzeiten alle Stufen des Brunnens in der Mitte des Platzes belegt, vor dem Wasserspender bilden sich Schlangen, und im Pantheon, dem Grund für all das Treiben, gibt es trotz seiner Größe ein ziemliches Gedränge. Wohl dem, der sich gemütlich in eines der vielen Caffès rund um den Platz gesetzt hat. In der Bar am Eck wird man mit etwas Glück von Mauro oder Alessandro bedient. Sie sind zusammen mit ihren Kolleginnen die Seele des "Ritorno al Passato". Und wer von einem der "Kundenfischer" hereingelockt wurde, der wird es selten bereuen. Tische werden zurechtgerückt, Scherze in allen möglichen Sprachen gemacht und trotz des unermüdlichen Stroms an Touristen und Besuchern herrscht immer die gleiche Freundlichkeit.


Der Versteckte

Piazza di Pietra

Erstaunlich, dass dieser Platz, dem die mächtigen Säulen des Hadrianstempels seinen Namen gegeben haben, nicht bekannter ist. Zu sagen, es handle sich um ein winziges Plätzchen, wäre auch untertrieben. Am Cappuccino im "Gran Caffè La Caffettiera" kann es ebenfalls nicht liegen. Also nichts wie hin, um in Ruhe eine Sightseeing-Auszeit zu genießen. Der beste Moment dafür ist mittags, denn die Säulen und hohen Fassaden der Häuser ringsherum erlauben der Frühlingssonne nur dann, auf den Platz zu strahlen. Mit etwas Glück kann noch ein Finanztipp von den Mitarbeitern der Börse erhascht werden. Die verbringen dort gerne ihre (Kaffee-)Pause. Ihr Arbeitsplatz befindet sich ausgesprochen malerisch im Gebäude hinter den hadrianischen Säulen. Da kommt man gerne zur Arbeit – oder zur Pause.


Der Mondäne

Piazza del Popolo

Der römische Volksplatz war das Erste, was Besucher aus dem Norden erblickten, wenn sie über die Via Flaminia oder die Via Cassia nach Rom reisten. Und was sie da sahen, ist auch heute noch beeindruckend. Direkt gegenüber der Porta del Popolo, dem mächtigen Eingangstor, empfangen den Besucher die beiden Zwillingskirchen Santa Maria in Monte Santo links und Santa Maria dei Miracoli rechts. Das "Caffè Canova" und das "Caffè Rosati" sind im römischen Empfangssalon die Gastgeber. Sie thronen ehrwürdig zu beiden Seiten der Kirche, rechts mit Morgensonne das "Rosati" und links mit Sonne ab Mittag, das "Canova". Und so kann es passieren, dass der Rombesucher nach seiner Ankunft gar nicht viel von der Stadt sieht, weil er den gesamten Tag gemütlich bei einem Cappuccino und später einem Aperol Spritz auf der größten Piazza Roms verbringt. Macht nichts, Rom ist ja nicht umsonst die ewige Stadt.


Der Bunte

Campo dei Fiori

Der Inbegriff des italienischen Lebens findet auf dem Campo dei Fiori statt. Ein bunter Markt, leider inzwischen durchsetzt mit internationalem Ramsch, liegt dem Cappuccinofreund zu Füßen. An der Stirnseite behaupten sich neben dem großen Kiosk tapfer die Blumenstände, die dem Platz seinen Namen gegeben haben. Eingefasst werden Platz und Händler, die übrigens nur vormittags verkaufen, von zahlreichen Restaurants, Bars und Caffès. Die Restaurants sehen es nicht besonders gerne, wenn man nur einen Kaffee trinkt, aber es gibt genügend Alternativen. Tipp: Der Parmesan am Stand in Richtung Via dei Giubbonari ist besonders gut und kann eingeschweißt wunderbar transportiert werden. Vielleicht auch als Mitbringsel für Freunde, die im nasskalten Deutschland geblieben sind.