Nur trübe Stimmung – oder doch etwas mehr? Depressionen werden oft unterschätzt, gerade bei älteren Menschen. Foto: Getty
(dpa). Wenn ältere Menschen schlecht schlafen, sich zurückziehen und keine Freude mehr am Leben spüren, wird das oft mit dem Alter oder der angeschlagenen Gesundheit abgetan. Doch häufig steckt eine Altersdepression dahinter, die nicht oder erst spät erkannt wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was macht die Diagnose so schwierig? Typische Symptome einer Depression wie zum Beispiel Schlaf- oder Antriebsstörungen können auch im Zusammenhang mit einer körperlichen Erkrankung auftreten oder werden von anderen Beschwerden überlagert. Die Depression wird oft nicht als eigenständige Erkrankung erkannt. Auch bei Alzheimer- demenz oder Parkinson treten oft depressive Symptome auf.
Welche Symptome weisen auf eine Altersdepression hin? Grundsätzlich unterscheidet sich eine Altersdepression nicht von einer Erkrankung in jüngeren Jahren, es gibt aber einige Besonderheiten. An Depression leidende Menschen neigen dazu, bestehende Probleme als stärker und bedrohlicher wahrzunehmen. Während bei Jüngeren unter anderem berufliche Probleme im Vordergrund stehen, sind es bei Älteren häufig Gesundheitsprobleme. So werden beispielsweise Rückenschmerzen oder Ohrgeräusche bei einer Depression als zunehmend unerträglich empfunden.
Ältere Menschen mit Depression haben auch häufig Probleme, sich so lebhaft wie früher zu artikulieren, können sich schlecht konzentrieren und klagen über Gedächtnisstörungen. Manche können ihren Alltag nicht mehr wie gewohnt meistern. Das macht die Abgrenzung von einer Demenz schwierig.
Wie sind eine Depression und Demenz zu unterscheiden? Depressive Patienten sind in der Regel nicht desorientiert, sie können beispielsweise Datum und Uhrzeit nennen. Bei Demenzkranken ist dies häufig nicht mehr der Fall. Bei der Schilderung ihrer Beschwerden ist bei depressiven Patienten der damit einhergehende Leidensdruck zu spüren, während Demente ihre Beschwerden häufiger bagatellisieren oder dazu neigen, die Defizite zu verstecken. Aufschluss kann auch eine Untersuchung des Gehirns per Elektroenzephalografie, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie bringen.
Was können Angehörige tun? Sie sollten die Krankheit ernstnehmen: Depressive Stimmungen sollten Angehörige keinesfalls verharmlosen. Wie bei allen schweren Krankheiten sollte man umgehend ärztlichen Rat einholen, empfiehlt die Deutsche Depressionshilfe. Weil es für depressive Menschen oft schwer ist, sich zu einem Arztbesuch aufzuraffen, können Angehörige dabei helfen, den Termin auszumachen oder mit in die Praxis kommen.
Außerdem ist Zuhören wichtig. Auch wenn sich depressive Menschen immer wieder beklagen, sollten Angehörige geduldig sein, positiv bleiben und sich nicht abwenden. Die Deutsche Depressionshilfe empfiehlt zudem, keine gut gemeinten Ratschläge zu erteilen. Stattdessen sollten Verwandte die Eigeninitiative des Depressiven unterstützen.
Was sind Ursachen einer Altersdepression?Das Alter gilt als Phase mit entscheidenden Umbrüchen. Viele Menschen empfinden den Ausstieg aus dem Job, den Auszug der Kinder, die zunehmenden Verluste von Familienangehörigen und Freunden sowie wachsende gesundheitliche Probleme als sehr negativ. Zudem erhöhen lange Phasen der Einsamkeit das Risiko von Depressionen.
Was macht Depressionen im Alter so gefährlich?Die Behandlung einer Depression ist in jedem Alter wichtig. Sowohl Psychotherapie als auch eine medikamentöse Therapie erwiesen sich dabei als wirksam. Depression im Alter ist aber mehr noch als in jüngeren Jahren eine lebensbedrohliche Erkrankung. Bettlägerigkeit, verminderte Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr und vor allem ein bei älteren Männern drastisch erhöhtes Suizidrisiko sind große Risikofaktoren. Haben Angehörige den Verdacht, dass jemand in Gefahr ist, sich das Leben zu nehmen, sollten sie ihn darauf ansprechen.