Kriminalität im Südwesten

Massiver Anstieg bei betrügerischen Rendite-Versprechen

Per Mausklick den großen Reibach machen? Klingt verlockend, aber auch gefährlich. Im Sicherheitsbericht des Innenministeriums ist eine neue Betrugsmasche beschrieben.

06.05.2025 UPDATE: 06.05.2025 04:02 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden
Symbolbild Cyberkriminalität
Das Innenministerium warnt vor einer neuartigen Betrugsmasche: Cybertrading Fraud. (Symbolbild)

Stuttgart/Offenburg. (dpa/lsw) Im Internet wird gutgläubigen Opfern Hoffnung gemacht, per Mausklick insbesondere im Bereich Kryptowährungen große Gewinne zu erzielen. Doch am Ende ist es oft ein bitteres Verlustgeschäft. 

Im Sicherheitsbericht 2024 geht das Innenministerium detailliert auf eine recht neuartige Betrugsmasche namens Cybertrading Fraud ein. Hier hätten die Behörden einen Anstieg um 413 Prozent auf 1036 Fälle verzeichnet. Mehr als doppelt so viele Taten seien zudem aus dem Ausland begangen worden. 

"Erklärungen hierfür sind die hohe Reichweite der Internetplattformen, die Hoffnung vieler Geschädigter, per Mausklick eine große Rendite zu erwirtschaften und deren Gutgläubigkeit sowie Naivität", heißt es. Der massive Zuwachs im vergangenen Jahr sei jedoch hauptsächlich auf ein Großverfahren mit 870 Fällen im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg zurückzuführen.

Aktueller Fall in Stuttgart angeklagt

Erst vor kurzem hatte die Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe, bei der das Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg angesiedelt ist, über eine Anklage gegen einen 27-Jährigen zum Landgericht Stuttgart informiert. Sie wirft ihm gewerbsmäßigen Bandenbetrug in mehreren Fällen vor. 

Der Mann soll Mitarbeiter eines in der Ukraine durchsuchten Callcenters gewesen sein. "Durch geschickte Gesprächsführung und fingierte Internetauftritte hätten er und seine Mittäter das Vertrauen der Betrogenen gewonnen, die in der Folge teilweise beträchtliche Summen zumeist in Kryptowährungen investierten", hieß es. In der Anklage geht es den Angaben nach um sechs Geschädigte und einen Gesamtschaden von rund 209.000 Euro.

Enormer Druck auf Investoren

"Es beginnt meist mit einem verheißungsvollen Versprechen", schildern die Verfasser des Sicherheitsberichts. Die Kriminellen bewerben ihre Angebote demzufolge im Internet und verlinken auf Webseiten, die einen seriösen Anschein erwecken. In der Regel sei eine einfache Registrierung erforderlich. 

Dann meldeten sich vermeintliche Brokerinnen und Broker telefonisch, um eine erste Investition von meist 250 Euro zu fordern. Diese sei scheinbar sofort erfolgreich. Gelegentlich gebe es sogar kleinere Auszahlungen. 

"Diese Erfolge sowie das geschickte und intensive Einwirken der vermeintlichen Brokerin oder des vermeintlichen Brokers verleiten dazu, mehr Geld zu investieren", warnt der Bericht. Die Kriminellen übten häufig massiven Druck per Telefon oder in schriftlichen Nachrichten aus. Doch sobald die Menschen ihre angeblichen Gewinne ausgezahlt haben wollen, seien die Internetseite und auch die Ansprechpersonen oftmals nicht mehr erreichbar.

Vermutlich hohe Dunkelziffer

Das Dezernat Wirtschaftskriminalität im Polizeipräsidium Karlsruhe hatte schon vor ein paar Jahren vor der Masche gewarnt. In der Polizeistatistik wurden die Fälle 2022 noch nicht speziell erfasst, wie eine Anfrage ergab. 

Auch dürfte die Dunkelziffer hoch sein: Betroffene Investoren fühlten sich oftmals gar nicht betrogen oder erstatteten aus Scham keine Anzeige, erklärte das Bundeskriminalamt (BKA) seinerzeit. Die Behörde befasst sich nach damaligen Angaben seit 2016 mit dem Phänomen des Cybertradings.

Die registrierten Fälle fließen nach Auskunft des Innenministeriums in die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik als "Anlagebetrug Bande" ein. Nur in einzelnen Fällen werden sie demzufolge als Wirtschaftskriminalität gewertet. Entscheidend ist das Gerichtsverfassungsgesetz, wie ein Sprecher erklärte.