Hintergrund - LGBT und LGBTIQ oder LSBTTIQ

09.08.2017 UPDATE: 09.08.2017 00:37 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Dyke ist ein englischer Begriff, der ursprünglich eine Beschimpfung für frauenliebende Frauen war. Vergleichbar ist Dyke im Deutschen mit der Stigmatisierung als "Kampflesbe" für lesbische und feministische, und besonders für als in ihrem Auftreten maskulin wahrgenommene Frauen. Trotz der Anfeindung hat sich die lesbisch-feministische Community den Begriff positiv angeeignet.

Queer nennen sich häufig Menschen, die von der heterosexuellen oder der zweigeschlechtlichen Norm abweichen. Der Begriff ist bewusst vage gehalten, weil er somit erlaubt, auf nähere Abgrenzungen und Definitionen weitgehend zu verzichten.

Heteronormativität wird manchmal auch als "Zwangsheterosexualität" beschrieben. Dieser zentrale Begriff der Queer-Theorie problematisiert die Tatsache, dass große Teile der Gesellschaft nur heterosexuelle Beziehungen zwischen Mann und Frau als normal empfinden. Queer-Aktivisten kritisieren, dass dabei das biologische Geschlecht mit der Geschlechtsidentität, der Geschlechtsrolle und der sexuellen Orientierung gleichgesetzt wird – und zwar für alle. Dadurch werden viele Menschen diskriminiert, die nicht in das heteronormative Raster passen.

LGBT oder LSBTTIQ: LGBT steht für die englischen Begriffe Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bi (bisexuell) und Trans. Manchmal ist auch die Rede von LSBTTIQ, was dann lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer meint.

Intersexualität: Bei intersexuellen Menschen sind nicht alle geschlechtsbestimmenden Merkmale wie Chromosomen, Hormone und Geschlechtsorgane biologisch eindeutig nur einem Geschlecht zuzuordnen. Sie verfügen - vollständig oder teilweise - über männliche und weibliche Merkmale. Ein anderer, alter Begriff ist Zwitter. Das lateinische "inter" bedeutet unter anderem "zwischen".

Transgender: Umfasst meist all jene, deren soziales Geschlecht nicht - oder nicht immer - mit dem biologischen identisch ist. Nicht jeder Transgender-Mensch möchte jedoch seinen Körper so verändern, wie es viele Transsexuelle wollen. Um die verschiedenen Gruppen zusammenzufassen, wird manchmal als Oberbegriff einfach die Vorsilbe mit einem Stern verwendet: Trans*. Das soll Offenheit signalisieren und auf die Vielfalt von Selbstbildern hinweisen, die im Laufe eines Lebens wechseln können. Manche reden hier von transgeschlechtlichen Menschen.

Transsexualität: Bezeichnet das starke Gefühl, mit dem "falschen" Geschlecht auf die Welt gekommen zu sein. Den Betroffenen ist es oft ein Bedürfnis, ihren Körper mit Hormonen oder mit Operationen dem bevorzugten Geschlecht anzugleichen. Die US-Amerikanerin Caitlyn Jenner (66), früher männlich Bruce, ist die derzeit wohl bekannteste Transsexuelle.

Queer: Das Wort aus dem Englischen wird sehr unterschiedlich übersetzt: eigenartig, verquer, schwul - teils auch als Schimpfwort. Politisch wurde es in den USA zum Dachbegriff für verschiedene Randgruppen. Bei uns fasst das Wort queer heute oft viele Menschen zusammen, die ihre Identität, ihre Sexualität oder beides als abweichend von der Mann-Frau-Norm empfinden. Das kann auch Asexualität, Menschen in mehr als einer Partnerschaft und solche, die zwischen Geschlechterrollen wechseln, einbeziehen.

Cis-Menschen/Cisgender: Wer sich mit dem Geschlecht identifiziert, das ihm bei Geburt zugewiesen wurde, wird Cis-Mensch genannt. Dies trifft auf den weitaus größten Teil der Bevölkerung zu. Das lateinische "cis" bedeutet "diesseits" - als Gegenwort zu "trans", "jenseits" und "über".

Transvestit: Menschen, die das Bedürfnis haben, immer mal wieder für längere oder kürzere Zeit in die Kleidung des anderen Geschlechts zu schlüpfen. Auch Haare, Accessoires und Bewegungsstil passen sie an - und zwar im Bewusstsein, diesem Geschlecht nicht anzugehören.

Travestiekünstler/Drag Queen: Männer, die zum Spaß oder zur Unterhaltung Frauenkleidung tragen und dies besonders exaltiert tun. Künstler wollen so für mehr Offenheit und Toleranz werben. Berühmt ist etwa die österreichische Gewinnerin des Eurovision Song Contest 2014, die Drag Queen Conchita Wurst, verkörpert von Tom Neuwirth (27). rie/dpa