Hintergrund Schlossgarten Schwetzingen

12.06.2020 UPDATE: 12.06.2020 19:23 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

Gemüsegarten des Kurfürsten diente als Namensgeber

Der Schlossgarten mit den bepflanzten Alleen, sorgsam gestutzten Hainbuchenbögen, Skulpturen, Blickachsen und Landschaftsbildern – das ist die Kunst der Landschaftsgärtner, die seit mehr als 250 Jahren an diesem Werk arbeiten und einen besonderen Park schaffen. Aber ist es überhaupt ein Park? Dass stets vom Schwetzinger Schlossgarten die Rede ist, kann kein Zufall sein.

Als ein gewisser Heinrich Kampff im April 1668 zum Hofgärtner ernannt wurde, hieß es in seiner Bestallungsurkunde, ausgestellt von Kurfürst Carl Ludwig: "Also und dergestalten, dass er unseren, ihm anvertrauten Garten in gute Obhut nehmen solle." Von Park war da keine Rede. Auch der Historiker Wolfgang Schröck-Schmidt von den Staatlichen Schlössern und Gärten kennt den Begriff in diesem Zusammenhang nicht: "Ich nehme an, dass sich der Begriff Garten tatsächlich auf den Garten von Carl Ludwig zurückführen lässt, da in der besagten Urkunde neben Spargel auch Blumenkohl und Melonen angebaut werden sollten." Und da wäre ein "Park" eindeutig eine Fehlbezeichnung.

Der Park als "eingezäunte Grünfläche zur Hege von Bäumen und jagdbarem Wild" entwickelte sich im 17. Jahrhundert zwar zur Bezeichnung für die umschlossene, großflächige Grünanlage "zum Schmuck der Schlösser mit Spazierwegen für die vornehme Gesellschaft" – was auf die Spargelstadt durchaus zutreffen könnte. Dennoch sprach am Schwetzinger Hof niemand von einem Park. Im Gegenteil: Das Wort scheint nicht gebräuchlich. Zwei Beispiele sprechen dafür: Der Architekt Nicolas de Pigage wird zum "Intendanten dero Gärthen und Wassertkünstler" ernannt. Das war 1749. In der Gartenordnung von 1787 kommt die Bezeichnung "Lust-Garten" vor. Und in den Bauakten des General-Landesarchivs in Karlsruhe taucht der Begriff "Herrschaftlicher Garten" auf. In sämtlichen Publikationen des 19. Jahrhunderts von Johann Michael Zeyher und Alfred Leger ist immer vom Schlossgarten die Rede – nie vom Park.

Der Schwetzinger Schlossgarten ist in dieser Hinsicht allerdings keine Besonderheit. Auch die Hannoveraner würden ihre Herrenhäuser Gärten, die etwa zur gleichen Zeit entstanden, niemals einen Park nennen. Und die Anlage in Dessau-Wörlitz ist als "Gartenreich" immerhin UNESCO-Welterbe. Im niederländischen Paleis Het Loo, ebenfalls ein Barockgarten, ist die Rede ausschließlich von Garten. Kurzum: Schwetzingen ist in guter Gesellschaft. (rok)