Hintergrund RNZ-Forum digital Corona Lockdown

30.11.2020 UPDATE: 30.11.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

Auch das Publikum nahm online rege an der Diskussion teil

Das Publikum war am Sonntagabend nicht im Saal – aber doch anwesend: Weit über 400 Zuschauer waren in der Spitze beteiligt, verfolgten die Diskussion vom Computer aus und bestimmten sie durch Fragen und bei Abstimmungen mit. Für die RNZ war das Forum somit auch ein wichtiger Test für den Umgang mit digitalen Formaten. Bis kurz vor der Veranstaltung konnten sich Interessierte kostenlos anmelden. Mithilfe des Programms Sli.do wurden Abstimmungen zu drei Fragen durchgeführt und die Ergebnisse wenig später eingeblendet. Im Chat konnte zudem jeder mitdiskutieren und Fragen stellen.

Was denken die Zuschauer?

Drei Votings – also Abstimmungen – wurden während der Diskussion durchgeführt, die Zuschauer hatten je fünf Minuten Zeit für die Antwort. "Kennen Sie jemanden, der sich mit Corona infiziert hat?", lautete die erste Frage. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig: 73 Prozent antworteten mit Ja, 27 Prozent mit Nein. Virologe Hans-Georg Kräusslich war davon nicht sehr überrascht. "Ich hatte schon mit deutlich über 50 Prozent gerechnet", sagte er.

Frage zwei betraf den Lockdown: Soll er eher hart und kurz oder lieber weich und dafür langfristiger sein? Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent sprach sich für einen härteren Lockdown aus, 44 Prozent für Lockerungen. "Die Ansichten sind tatsächlich gespalten", so Kräusslich. Rainer Kern formuliert es so: "Es hält sich relativ die Waage."

Überraschend deutlich war das Ergebnis dagegen bei der Frage, ob man sich impfen lassen würde: 67 Prozent sagten ja, 33 Prozent Nein. "Das ist deutlich höher als der Bundesdurchschnitt", so Kräusslich. In der Tat: Laut jüngstem ZDF-Politbarometer vom Freitag wollen sich nur 51 Prozent definitiv impfen lassen.

Fragen aus dem Publikum

Die Zuschauer meldeten sich auch mit eigenen Fragen zu Wort. Warum werden etwa keine Hotspots gesperrt, wie es Spanien in Madrid gemacht hat? "Es ist schwierig, Gesetzesänderungen an der Stadtgrenze zu haben", sagte Kräusslich. Warum sind Museen geschlossen, große Geschäfte aber offen? "Da gibt es keine logische Begründung", räumt Kräusslich ein – es sei eine politische Entscheidung.

Ein Zuschauer warf die Frage auf, ob die Kultur sich besser vernetzen müsste – und rannte damit bei Rainer Kern offene Türen ein: "Die Kultur ist in Sachen Lobbyarbeit schlecht ausgestattet", so der Intendant. Wie sich der Lockdown auf Familien auswirke, wollte ein anderer wissen. "Eine kurze Krise ist für die meisten verkraftbar, aber für Kinder ist es schwierig", sagte Rainer Holm-Hadulla. Und wie sieht es mit der psychologischen Betreuung von medizinischem Personal aus? "Wir haben Bereiche, die sich speziell damit beschäftigen", sagte Kräusslich.