Hintergrund III Musiklehrerin Schnitzer

Valerie ist "plötzlich viel gelöster, glücklicher und freier" - Umfeld reagierte positiv auf Geschlechtsangleichung

06.07.2018 UPDATE: 06.07.2018 21:00 Uhr 1 Minute, 1 Sekunde

Wurde hinter ihrem Rücken getuschelt? Wurde ihr Rücktritt als Chordirigentin gefordert oder stand gar ihre berufliche Versetzung an eine andere Schule im Raum? Nichts dergleichen ist geschehen. Nach ihrer Geschlechtsangleichung blieb für Valerie Schnitzer in der Schule, im Verein und bei den Chören alles beim Alten.

Vorstandssprecher Thomas Hübler vom Sängerbund Germania erzählte auf Anfrage der RNZ: "Der Vorstand hat weder ängstliche Anrufe noch Forderungen, Frau Schnitzer ihres Amtes zu entheben, erhalten." So hohe Wellen, wie man vermuten könnte, gab und gebe es zum Thema im Verein nicht. "Sicher wird der eine oder andere eine ganz persönliche Meinung haben. Aber die persönliche Veränderung von Ralf zu Valerie ist Privatsache und hatte zu keinem Zeitpunkt Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen Verein, Chören und Dirigentin", stellte Hübler fest.

Ähnlich äußerten sich die 24-jährige Josefine Trobisch und der 35 Jahre alte Jan-Henning Wegener. Beide waren früher Schüler von Ralf Schnitzer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) und gehören seit vielen Jahren dem Kammerchor "Young Vocals" an. Josefine Trobisch: "Sicherlich war es nicht nur für mich eine Umstellung, Ralf jetzt mit Valerie anzusprechen. Sie war plötzlich viel gelöster, glücklicher, lebensfroher und irgendwie freier."

Jan-Henning Wegener ist vor allem Valerie Schnitzers toleranterer Umgang aufgefallen, wie bei Probenabsagen. "Ralf schien immer persönlich angegriffen. Bei Valerie traf man häufiger auf Verständnis für die eigene Situation." Wegeners Meinung zur Geschlechtsanpassung? "Ich mag den Menschen - egal, ob der Mensch Mann oder Frau ist." Vom Elternbeirat des DBG hieß es: "Eltern und Schülerschaft haben sehr tolerant darauf reagiert, wie aus Herrn Schnitzer Frau Schnitzer wurde." (sg)