Hintergrund - Ethische Verantwortung

26.04.2020 UPDATE: 26.04.2020 06:00 Uhr 58 Sekunden

Ethische Verantwortung

Von Michael Wilkening

Der Todesfall im Umfeld des SV Waldhof ist tragisch, so wie es jeder Todesfall ist, den es im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gibt. Es kann der Debatte um mögliche Geisterspiele im Profifußball aber nur zuträglich sein, dass er jetzt öffentlich gemacht wurde.

Klar ist, dass der Vater des Spielers des SVW nicht durch Fußball infiziert wurde. Aber der Fall lenkt die Diskussion auf eine mögliche Folge einer Saisonfortsetzung, die bislang nicht oder kaum diskutiert wurde. Wer ist bereit, die ethische Verantwortung zu übernehmen, sollte es zu einem Todesfall bei einem Sportler oder einem Angehörigen kommen, der auf eine Corona-Infizierung aufgrund einer Sonderbehandlung für Fußballer zurückzuführen ist? Überall gelten strenge Hygiene- und Abstandsregeln, um Ansteckungen zu vermeiden. Der Fußball möchte Lockerungen für sich durchsetzen.

Was aber passiert, wenn sich das Virus einen Weg zu den Profifußballern bahnt, wenn es sich im Training oder Spiel verbreitet, wenn vielleicht ein Profi mit einer bislang nicht entdeckten Vorerkrankung stirbt? Oder der Partner des Spielers? Wäre das ein Kollateralschaden, der in allen anderen Bereichen des Lebens verhindert wird, in dem beispielsweise Kinder keine öffentlichen Spielplätze nutzen können? Übernehmen die handelnden Personen bei DFL und DFB die Verantwortung?

Es ist zynisch, Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp vorzuwerfen, er würde den Todesfall für eigene Interessen instrumentalisieren. Der tragische Tod ereignete sich vor vier Wochen. Seither hätte Kompp leichtes Spiel gehabt, diese Information unbemerkt öffentlichwirksam zu platzieren, um die Debatte in eine gewünschte Richtung zu lenken. Das tat er jedoch nicht.