Hintergrund Edingen-Neckarhausen Haushalt

21.11.2018 UPDATE: 21.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

"Machen Haushaltszahlen krank?" Bürgermeister-Stellvertreter Markus Schläfer stellte die Frage in der Novembersitzung des Verwaltungsausschusses (VA) mit Ironie in den Raum, weil sowohl Bürgermeister Simon Michler als auch Kämmerer Manfred Kettner krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnten. Claus Göhrig, zweiter Mann im Rechnungsamt, war ebenfalls in Urlaub.

So traf es Benjamin Gerhold, bei den VA-Mitgliedern vor allem für die noch sehr vagen Zahlen für den Haushaltsplan 2019 um Verständnis zu werben. Hier beklagten Hans Stahl (UBL-FDP/FWV) und Thomas Zachler (SPD) vor allem den nicht ausgeglichenen Verwaltungshaushalt. "Ich hätte gerne von der Verwaltung gewusst, warum er nicht ausgeglichen ist", sagte Stahl. Er hätte wenigstens eine schwarze Null oder einen Überschuss erwartet. Hier müsse die Verwaltung noch mal ran, sie kenne die Zahlen in diesem Bereich schließlich besser. "Beim Vermögenshaushalt sind wir alle gefordert." Letztlich gehe es darum, die Schulden nicht weiter in die Höhe zu treiben.

Nach derzeitigem Stand würde sich 2019 im Verwaltungshaushalt ein Minus von 680.000 Euro ergeben. Im Vermögenshaushalt wären bei einem Volumen von rund 12,8 Millionen Euro knapp acht Millionen nur über neue Kredite abzudecken - wobei der Griff in die Rücklage in Höhe von vier Millionen Euro sich, abhängig vom Jahresergebnis 2018, bereits andeutet. Auch im Finanzplanungsjahr 2020 fehlen derzeit noch über neun Millionen Euro. Mangels anderer Deckungsmittel wären auch diese nur über Kredite zu finanzieren.

Wie schlimm es tatsächlich kommt, bleibt offen. Bislang schlossen die Haushalte zwar stets besser ab als ursprünglich angenommen. Doch Verwaltung und Gemeinderäte machen sich Sorgen. Und Zachler fragte, wie man angesichts dieser doch sehr vagen Novemberprognosen im kommenden Jahr bereits im Dezember den Haushalt 2020 beschließen könne. Gerhold sagte, die Kommune müsse ab 2020 im neuen System der doppelten Buchführung (Doppik) arbeiten. "Das wird eine große Herausforderung für die Verwaltung", betonte er. Man werde zwar versuchen, mehr Haushaltsposten abzuschließen als bisher, doch bleibe eine Interimszeit.

Im Haushalt 2018 sind auch noch nicht alle Zahlen verlässlich, da bei Einnahmen und Ausgaben noch Buchungen im Millionen-Bereich erfolgen. Die Verwaltung, so heißt es in der Vorlage zur Sitzung, gehe nach "grober Abschätzung" davon aus, dass dem Vermögenshaushalt am Jahresende rund 800.000 Euro zugeführt werden können. Er wird dennoch wohl mit einem Minus von 500.000 Euro abschließen, das durch die Rücklage ausgeglichen wird. Zu Beginn dieses Jahres belief diese sich noch auf 7,42 Millionen Euro. Anfang November betrugen die Einnahmen im Verwaltungshaushalt rund 22,9 Millionen Euro, die Ausgaben rund 22,6 Millionen. Eine zunächst geplante Kreditaufnahme von 244.000 Euro wird nicht benötigt. (nip)