Hurra, Sticker und Filter! Wer gerne viele Fotos in die Welt jagt,
könnte an den eingebauten Kameraoptionen des Moto X4 Spaß haben.
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Von Till Simon Nagel
Berlin (dpa) - Mit dem Moto X4 richtet sich Motorola an die Zielgruppe weit unter 30 - an Nutzer, für die Instagram und Snapchat fast schon wieder zu alt sind. Hier dreht sich alles um Fotos, ihre Bearbeitung und Verbreitung, und das zu einem relativ geringen Preis.
Zwei Kameralösungen stehen dafür bereit. Eine Doppellinse auf der Rückseite mit 12 Megapixeln (MP) Normalwinkel und 8 MP Weitwinkel, dazu eine Doppelblitz-LED und ein flotter Autofokus. Das Gespann beherrscht die üblichen Tricks: Fotos mit Tiefenunschärfe und nachträglicher Fokussierung, Full-HD- und 4K-Video, Gesichter erkennen und Barcodes scannen. Im Profi-Modus lassen sich viele Einstellungen von Hand wählen. Ein Filtermodus erkennt Gesichter und versieht sie mit Geweih oder Astronautenhelmen. Da die Aufnahme im quadratischen Instaformat ist, kann sie mit einem Klick ins Netz.
Das Motorola X4 im Test - Die FotogalerieAuch die 16-MP-Frontkamera beherrscht die Gesichtsfilter und kann durchfeierte Nächte aus dem Gesicht glätten - möge die Jugend zumindest digital ewig andauern. Etwas unverständlich ist der Panorama-Selfie-Modus. Trotz mehrerer Versuche gelingt kein Bild ohne Fehler. Vielleicht eine Frage des Alters.
Für ein Gerät dieser Preisklasse können sich die Kameralösungen sehen lassen. Vor allem der Tiefeneffekt liefert ansehnliche Bilder. Wunder sollte man aber nicht erwarten. So verzeichnet das Weitwinkelobjektiv massiv, und die Qualität der Aufnahmen mit Gesichtsfilter taugt nicht für mehr als einen Schnappschuss.
Insgesamt ist das Moto X4 ein solides Telefon - im besten Sinne. Das relativ pure Android 7 wirkt optisch etwas veraltet, verzichtet dafür aber bis auf einige Ausnahmen auf unnützen Spielkram. Der Achtkernprozessor bringt Apps flüssig auf den Bildschirm und berechnet flott Fotoeffekte. Nutzer können den Steckplatz für die zweite SIM-Karte auch für eine Speicherkarte nutzen. Dann ist der mit 32 Gigabyte Speicher eher mittelgroß bemessene Speicher kein Problem.
Als Alleinstellungsmerkmal liefert Motorola mit Moto Display und Moto Actions ein praktisches Bedienkonzept. Im Display erscheinen dann Kurzinfos zu eingehenden Nachrichten. Mit einem Fingertipp lassen sich auch bei gesperrtem Display Apps bedienen und Infos abrufen. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Gesten für Schnellzugriffe, und der Fingerabdrucksensor lässt sich zum Ersatz für die Android-Bedienungsleiste machen. Praktisch.
Weniger gelungen ist (noch) die in die Kamera integrierte Objekterkennung. Sie soll Objekte analysieren und relevante Informationen im Netz ausspucken. Schritt eins klappt meist gut. Die Kamera erkennt etwa problemlos eine Banane. Warum dann allerdings der Wikipedia-Artikel über die "blaue Banane" genannte Bevölkerungszone der EU erscheint? Ein Geheimnis. Vor der Machtübernahme durch die künstliche Intelligenz muss man sich (noch) nicht fürchten.
Ebenfalls nicht funktionstüchtig: Amazons Sprachassistent Alexa. Macht aber nichts, der Google Assistant funktioniert tadellos.
Was richtig nervt: Bei der Einrichtung will Motorola erst erhebliche Nutzerdaten erheben. Dann wird versucht, einem diverse Apps unterzuschieben. Nur wer aufpasst wie ein Höllenhund, umgeht diesen Bloatware- und Promo-Spießroutenlauf.
Fazit: Für knapp 350 Euro ist das Moto X4 ein konkurrenztüchtiges Android-Smartphone mit einem robusten, eleganten Design und cleveren Kamera-Lösungen. Auch das hauseigene Bedienkonzept gefällt. Und: Es hat einen 3,5-Millimeter-Kopfhörerstecker. Luft nach oben gibt es noch bei den Zusatzlösungen wie der Objekterkennung oder Alexa.