Tiermütter

Neun oder zehn Monate sind doch ein Klacks

Rund neun Monate dauert eine Schwangerschaft bei Menschen. Im Tierreich variiert die Zeitspanne von 24 Stunden bis zu mehreren Jahren.

09.05.2025 UPDATE: 11.05.2025 04:00 Uhr 3 Minuten, 47 Sekunden
Fotos: Getty​

Von Christian Satorius

Klare Sache: Nach neun bis zehn Monaten Schwangerschaft steht bei uns Menschen die Geburt an. Im Tierreich sieht die Sache ein wenig anders aus. Manche sind sehr viel schneller durch mit der Trächtigkeit, andere brauchen etwas länger. In einigen Fällen sogar viel länger.

Für eine Stubenfliege vergeht die Schwangerschaft sprichwörtlich wie im Fluge. Nach nur 24 Stunden Trächtigkeit ist die Eiablage angesagt. Ein Kinderspiel ist die zwar nicht gerade, denn immerhin wollen bis zu 400 Eier auf einmal abgelegt werden, aber unterm Strich sind die Tiere damit relativ schnell durch. Das ist wohl auch ganz gut so, denn drei bis vier Tage später kann schon die nächste Eiablage an der Reihe sein. Bei optimalen Lebensbedingungen, etwa in einem Tierstall oder auch bei uns in der guten Stube, sind 15 Generationen pro Jahr durchaus drin. Uns Menschen erfreut das in der Regel zwar weniger, aber die Stubenfliegen sichern mit dieser schnellen Reproduktion ihr Überleben. Denn das ist schließlich ständig bedroht – nicht nur von der Fliegenklatsche.

Auch ein Goldhamster lässt sich nicht allzu viel Zeit mit der Schwangerschaft. Nach gut zwei Wochen war es das dann auch schon wieder mit der Trächtigkeit und Mutti Hamster kann sich über zehn und mehr goldige kleine Nachkommen freuen. Da Goldhamster nun nicht gerade an der Spitze der Nahrungskette stehen und teilweise sogar gefährdet sind, passt das, denn durch ihre rasche Reproduktionsgeschwindigkeit kommen schnell mal zehn Generationen pro Jahr zusammen, die das Überleben der Art sicherstellen sollen.

Etwa halb so lange wie wir Menschen sind Hausziegen trächtig. Nach etwa fünf Monaten geht das Gemecker der kleinen Kitze los. Besonders nah sind uns die Menschenaffen und zwar nicht nur in Sachen Schwangerschaft. Im Gegensatz zu den Stubenfliegen und auch zu den Ziegen haben sie eine relativ hohe Lebenserwartung von mehreren Jahrzehnten. Gorillas sind dann auch ähnlich lange schwanger wie wir, nämlich rund achteinhalb bis neun Monate. In der Regel kommt auch nur ein einziges Junges zur Welt, dass dann ausgiebig gepäppelt wird. Drei bis vier Jahre lang schleppt Mama Gorilla das Kleine auf dem Rücken mit sich herum, und so lange wird es auch noch gesäugt.

Deutlich länger dauert eine Schwangerschaft bei den Giraffen. 15 Monate dürfen es schon sein. Das ist aber auch wohl kein Wunder, denn schließlich ist so eine Giraffe bei ihrer Geburt auch schon mal 1,80 Meter groß. Die müssen im Mutterleib natürlich erst einmal zusammenkommen und das braucht eben seine Zeit. Dafür stehen die lieben "Kleinen" dann aber auch schon nach kurzer Zeit auf eigenen Beinen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nach wenigen Stunden können sie sogar schon rennen. In der Geschwindigkeit geht es dann auch weiter, denn Giraffenkinder wachsen etwa drei Zentimeter pro Tag. Bei sechs Metern ist allerdings auch irgendwann Schluss.

Ähnlich groß wie die Giraffenkinder sind auch die Nachkommen des zweitgrößten Fisches der Erde bei ihrer Geburt. Der zehn bis zwölf Meter lange Riesenhai bringt allerdings gleich mehrere davon zur Welt, bis zu sechs Stück sind bisher dokumentiert. Die müssen natürlich auch erst einmal auf diese enorme Größe heranwachsen können und so ist ein Riesenhai denn auch ein ganzes Jahr lang trächtig. Manche Fischkundler gehen sogar davon aus, dass eine Schwangerschaft bis zu drei Jahre dauern kann.

Auch in den Alpen ist ein Tier zu Hause, dass in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung ist: der Alpensalamander. Wie der Name schon sagt, lebt dieser bis zu 15 Zentimeter lange Schwanzlurch in den Alpen, gemeinhin in Höhen oberhalb von 800 bis 1000 Metern. Außergewöhnlich an den Tierchen ist, dass diese Amphibien gleich über zwei Gebärmütter verfügen, was natürlich überaus praktisch ist, denn in jeder von ihnen kann eine Larve heranwachsen. Die Trächtigkeitsdauer ist aber auch von der Höhe abhängig, in der die Lurche leben, denn je weiter man nach oben kommt, desto kühler wird es schließlich auch. Nicht nur Bergsteiger wissen, dass in der Kälte alles ein wenig länger dauert. So kann sich die Schwangerschaft des Alpensalamanders ganz schön in die Länge ziehen. Drei bis vier Jahre, unter Umständen sogar fünf Jahre liegen durchaus im Bereich des Möglichen. Die Schwangerschaft der kleinen schwarzen Tierchen verläuft übrigens alles andere als in Amphibienkreisen üblich. Sie legen nämlich keine Eier, und das, obwohl sie erst einmal rund 50 Stück davon in ihrem Körper produzieren. Noch im Mutterleib schlüpfen dann zwei Larven aus ihrer Eihülle und ernähren sich solange von den restlichen unbefruchteten Eiern, bis der große Tag der Geburt endlich da ist und sie lebend zur Welt kommen. Dann sind sie auch schon voll entwickelt und beachtliche fünf Zentimeter groß. Nur zur Erinnerung: Die Mutti ist gerade einmal 15 Zentimeter lang. Na, da wird Mama Alpensalamander wahrscheinlich ganz schön froh sein, dass die Rasselbande endlich draußen ist und auf ihren eigenen Beinen stehen kann!

Den Trick mit den zwei Gebärmüttern beherrschen neben Alpensalamandern auch Beuteltiere wie das Sumpfwallaby. Die Alpensalamander können dem kleinen Känguru allerdings nicht das Wasser reichen, wenn es um die Länge der Schwangerschaft geht. Sumpfwallabys können nämlich ihr gesamtes Leben lang schwanger sein. Wie das funktioniert? Die zweite Gebärmutter und der Beutel, in dem die kleinen Hüpfer ihre Jungen transportieren und so immer umsorgen können, spielen dabei eine wichtige Rolle. Nach einer Trächtigkeit von rund 35 Tagen kommt in der Regel ein einziges Jungtier zur Welt. Doch noch rund eine Woche vor der Geburt des kleinen Springinsfelds kann Mutti Sumpfkänguru erneut schwanger werden und zwar dank der zweiten Gebärmutter. Das neue Geschwisterchen wartet aber so lange in der zweiten Gebärmutter ab, bis das erste geboren ist und wächst erst dann heran, wenn dieses von der Muttermilch entwöhnt ist. Die jungen Hüpfer verbringen etwa sechs bis neun Monate im Beutel der Mama, bis sie die Welt außerhalb ihrer gewohnten Umgebung auf eigenen Beinen erkunden dürfen. Bei einer Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren ist es dann vielleicht auch kein Wunder, dass Sumpfwallabys in ihrem Bestand nicht gefährdet sind.