Hintergrund Heidelberg Nina Papavasiliou

04.08.2021 UPDATE: 06.08.2021 06:00 Uhr 52 Sekunden

Wie finden wir die richtigen Antikörper gegen einen bestimmten Stoff? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Arbeitsgruppe von Nina Papavasiliou am DKFZ. Denn es gibt Moleküle, gegen die der Körper selbst keine Abwehrstoffe bilden kann, auch die Herstellung im Labor kann mit herkömmlichen Verfahren schwierig sein. Die überraschende Idee hinter Papavasilious Erfindung, für die sie jetzt ausgezeichnet wurde: Sie nutzt afrikanische Trypanosomen – einzellige Parasiten, die als Erreger der Schlafkrankheit des Menschen und schwerer Viehseuchen bekannt sind.

Trypanosomen leben in den Blutbahnen und müssen sich daher gut vor Antikörper-Attacken schützen. Ihre Oberfläche ist bedeckt von vielen Millionen identischer Proteine, genannt VSG ("variant surface glycoproteins"), die das Immunsystem dazu anregen, große Mengen neutralisierender Antikörper zu produzieren. Allerdings: Kaum ist die Antikörper-Antwort ausgelöst, tauscht der Parasit schlagartig alle VSG auf seiner Oberfläche gegen eine neue, abgewandelte Version aus – das Immunsystem hinkt also bei einer echten Trypanosomen-Infektion immer hinterher.

Auch wenn der Parasit letztendlich die menschliche Immunabwehr austrickst: Papavasiliou und ihre Kollegen erkannten, dass die VSG einen hervorragenden Träger darstellen, um die Produktion von Antikörpern gegen nahezu beliebige Moleküle anzuregen. Dazu manipulierten sie abgetötete Trypanosomen so, dass sie genau die VSG bilden, welche die gewünschte Antikörper-Reaktion auslösen. So können Impfstoffe hergestellt werden oder bei einer Individualtherapie auch Antikörper außerhalb des Körpers, die dann zugeführt werden. ste