Hintergrund - Bischof Emil Lorenz Stehle

02.02.2022 UPDATE: 02.02.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

> Bischof Emil Lorenz Stehle (1926-2017) war ein deutscher Geistlicher der römisch-katholischen Kirche. 1926 im südbadischen Herdwangen-Mülhausen geboren, geriet Stehle im Zweiten Weltkrieg als Frontsoldat in französische Gefangenschaft und nahm dort im "Stacheldrahtseminar" bei Chartres – einem katholischen Priesterseminar – teil. Nach Studium der Theologie wurde er 1951 in Freiburg zum Priester geweiht.

> Sein Wirken als Kaplan in der Region: Die Vikarzeit verbrachte Stehle ab 1953 je zwei Jahre lang in Waibstadt und bis 1957 in Dossenheim. In der Bergstraßengemeinde genoss er einen guten Ruf und schloss viele Freundschaften. "Er war gerade für uns junge Leute in der Katholischen Jugend ein Idol", berichtet etwa Kurt Riedinger der RNZ. Der 83-Jährige gehörte zu jenem Team um den gemeinsamen Freund Dieter Schmich, das auf Stehles Initiative von 1956 an das Legen des Fronleichnamsteppichs als Tradition in Dossenheim einführte. Von dort aus zog es Stehle nach Südamerika. Immer wieder besuchte er die Bergstraßengemeinde und galt dort als hochwillkommen.

> Sein Wirken in Südamerika: Von 1957 an baute Stehle als Seelsorger der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá eine Gemeinde für deutschsprachige Katholiken auf. Von dort aus arbeitete er ab 1969 zunächst als Berater von Adveniat, ehe er 1972 Zweiter Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks wurde und dieses von Essen aus von 1977 bis 1988 leitete. "Don Emilio", so sein Kosename in Lateinamerika, wurde 1983 in Rom zum Weihbischof ernannt – mit einem Bus voll Dossenheimer Zaungäste. Mit Übernahme des neu geschaffenen Bischofssitzes in Santo Domingo zog er fest nach Ecuador. Von 1983 bis zum Friedensabkommen 1992 wirkte Stehle zudem im Bürgerkrieg von El Salvador als Vermittler zwischen Militärregime und Guerilla. Dafür wurde er zusammen mit dem Erzbischof von San Salvador 1994 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, der an Arafat, Peres und Rabin für die Friedensanstrengungen im Nahen Osten ging. Zudem war "Der Bischof, den auch die Guerilleros achten", wie die RNZ 1997 titelte, mehrfach an der Befreiung deutscher Aufbauhelfer beteiligt und erhielt 1986 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

> Seine Rückkehr nach Deutschland: 2002 nahm Papst Johannes Paul II. seinen altersbedingten Rücktritt an. Stehle war zunächst noch als Firmbischof in Südbaden tätig und verbrachte seinen Lebensabend, seit 2006 durch einen Schlaganfall schwer behindert, in Konstanz. Er starb 2017.