Hoffenheim scheidet im DFB-Pokal gegen Zweitligist 1860 München verdient aus

"Hektisch und planlos" wirkten die Hoffenheimer und verloren am Ende 0:2.

09.08.2015 UPDATE: 10.08.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden

Fasst sich entsetzt an den Kopf: Niklas Süles Rückkehr in den Pflichtspielbetrieb ging gründlich daneben. Foto: APF

Von Maik Rosner

München. Auch Kevin Volland hatte sich seine Rückkehr ganz anders vorgestellt, da erging es ihm ähnlich wie Kevin Kuranyi. Während sein Namensvetter sein Pflichtspieldebüt für 1899 Hoffenheim mehr als fünf Jahre nach seinem letzten Einsatz für einen Bundesligisten erlebte, war es für den anderen Kevin im Angriff der TSG ein verpatzter Ausflug an die alte Wirkungsstätte. "Hektisch und planlos", bilanzierte Volland danach so knapp wie scharf, sei der Auftritt der Mannschaft bei seinem ehemaligen Verein gewesen. Bei 1860 München war der Nationalspieler zwischen 2007 und 2012 an den Profifußball herangeführt worden, nun erlebte er bei den in der Vorsaison beinahe in die dritte Liga abgestiegenen Löwen das verdiente Pokalaus in der ersten Runde. 0:2 (0:0) hatte der Bundesliga-Achte und Pokal-Viertelfinalist der Vorsaison durch die Tore von Daylon Claasen (51.) und Fejsal Mulic (90.+3) verloren, und Vollands Vorfreude auf die Begegnung mit alten Freunden wie 1860-Kapitän Christopher Schindler war umgeschlagen in Frust und Enttäuschung.

Allein war der gerade 23 Jahre alt gewordene Angreifer damit nicht. "Ich hatte das Gefühl, dass wir nicht richtig da waren. Schon in der ersten Halbzeit haben Frische und Geilheit gefehlt", schimpfte Niklas Süle. Auch der Innenverteidiger hatte eine missglückte Rückkehr erlebt bei seinem ersten Pflichtspieleinsatz fast acht Monate nach seinem Kreuzbandriss. "Nichts, was wir uns vorgenommen haben, hat funktioniert", befand er bedient, man sei offenbar "nicht klar im Kopf" gewesen.

Zur sportlichen Enttäuschung gesellte sich die Verletzung von Süles Nebenmann, vom Schweizer Nationalspieler Fabian Schär. In der 55. Minute hatte Rubin Oktie den Hoffenheimer bei einen Luftduell unterlaufen. Schär fiel danach so hart auf Rücken, dass er bald darauf gestützt in die Kabine geleitet werden musste. Zuvor war er nach einer ersten Behandlung zwar noch einmal aufs Feld geschickt worden, doch Schär signalisierte schon bei den ersten Schritten zurück auf den Platz, dass er raus muss. Dann sackte er wieder auf dem Rasen zusammen, ehe er diesen gestützt und kopfschüttelnd verließ. Ein Bild mit Symbolcharakter für die Hoffenheimer an diesem Samstag. Eine genaue Diagnose über die Schwere von Schärs Verletzung gibt es erst heute.

So ziemlich alles war misslungen bei diesem Pokalauftritt gegen den Zweitligisten, der seine ersten beiden Saisonspiele je 0:1 beim 1. FC Heidenheim und gegen den SC Freiburg verloren hatte. Nun präsentierten sich die Löwen aber erstaunlich homogen, was sich von Markus Gisdols Mannschaft nicht behaupten ließ. Bereits nach einer halben Stunde standen 1:6-Eckbälle aus Hoffenheimer Sicht in der Zwischenbilanz, was die Kräfteverhältnisse insgesamt ziemlich treffend abbildete.

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Zu mehreren Chancen waren die forschen Sechziger bis dahin ja ebenso gekommen, während es 1899 nur zu einem Distanzschuss des ehemaligen Münchners Tobias Strobl gebracht hatte. Und auch nach den 93 Minuten vor 17 800 Zuschauern in der schwülheißen Münchner Arena konnte die TSG nur eine richtig gute Torchance vorweisen. Der Ex-Freiburger Jonathan Schmid hatte diese vergeben (41.), als er nach einem hübsch durchgesteckten Pass von Tarek Elyounoussi am starken Ersatztorwart der Löwen scheiterte, an Stefan Ortega. "Ein Wahnsinnsspiel", freute sich der beste 1860-Profi Marius Wolf, "gegen ein Team, das so viele super Fußballer in seinen Reihen hat, haben wir nur eine Chance zugelassen." Neben der Enttäuschung nahm Elyounoussi derweil auch eine Blessur mit. Mit einer Bandage am rechten Fußgelenk humpelte er in den Bus.

Mit zwei angeschlagenen Spielern sind sie zurückgekehrt nach Sinsheim, vor allem aber haben sie sportliche Sorgen mitgebracht aus München. "Ohne Spielrhythmus", "zu wenig zielgerichtet" und "viel zu träge" sei man aufgetreten, kritisierte Trainer Markus Gisdol. Sein Fazit: "Insgesamt viel zu wenig, das müssen wir dringend abstellen." So sah es auch Pirmin Schwegler. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir haben nicht in die Zweikämpfe gefunden", und man sei insgesamt "noch in der Findungsphase. Sechzig war weiter als wir, das hat den Ausschlag gegeben", sagte der Kapitän.

Mit den Zugängen Schär, Schmid und Pavel Kaderabek in der Startelf war die TSG aufgelaufen, doch über ganz wenige gute Ansätze war die Formation nicht hinausgekommen, weil auch die Arrivierten einen schlechten Tag erwischt hatten. Das galt ebenso für Volland. "Uns fehlt ein Kevin, der bei 100 Prozent ist", befand Gisdol, und gemeint war damit in erster Linie der jüngere der beiden aus dem K&K-Sturm der letzten halben Stunde. Nach einer der wenigen gelungenen Kombinationen über Kuranyi verzog Volland den Abschluss völlig. Der Ball landete im Seitenaus. Noch so eine Szene mit Symbolcharakter an diesem Samstag.

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