Nach Remis gegen Schalke: Für 1899 Hoffenheim war mehr drin

Hoffenheim hat die Schalker im Griff und muss trotzdem mit einem Remis glücklich sein – Nagelsmann agiert wieder mit Taktik-Gespür

27.02.2017 UPDATE: 28.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Emotionales Coaching: Schalkes Trainer Markus Weinzierl (vorne) und sein Hoffenheimer Kollege Julian Nagelsmann. Foto: APF

Von Achim Wittich

Gelsenkirchen. Es war schon ein bisschen verkehrte Fußball-Welt am frühen Sonntagabend im Schalker Fußball-Tempel. Da führte der ambitionierte Europa-League-Teilnehmer nach einem frühen Tor durch Alessandro Schöpf (5. Minute) mit 1:0 gegen 1899 Hoffenheim und wollte sich eigentlich Selbstvertrauen für den schweren Pokalauftritt am morgigen Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) bei den Über-Bayern holen. Doch was die "Königsblauen" in der restlichen Spielzeit boten, war königsgrau.

Die Spieldaten sprachen nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Deniz Aytekin (Obersabach) eine deutliche Sprache. Fast 60 Prozent Ballbesitz hatten die Kraichgauer, 14:7-Torschüsse wurden für sie auf dem Statistik-Bogen verzeichnet und auch in der Zweikampfstatistik lagen die Profis von TSG-Trainer Julian Nagelsmann in der vor allem nach der Pause hektischen und harten Partie vorne. Allein: In der Endzone und beim Torabschluss fehlte der Killerinstinkt.

"Wir haben zu kompliziert gespielt und sind zu oft in Dribblings gegangen anstatt zu passen", kritisierte Innenverteidiger Kevin Vogt. Auch sein sportlicher Chef war nicht nur stimmlich angeschlagen und bat auf der Pressekonferenz deshalb um Schonung. Nagelsmann wusste nur zu gut, dass bei den schwächelnden Schalkern mehr als nur der Kopfball-Ausgleich durch Jubilar Sebastian Rudy (200. Pflichtspiel für die TSG) möglich gewesen wäre. "Wir hatten deutlich bessere Chancen und waren die deutlich bessere Mannschaft. Deshalb können wir dieses Spiel auch gewinnen. Es war mehr drin", sagte der 29-Jährige und verschwand zügig in Richtung Mannschaftsbus.

Wieder einmal hatte er zuvor ein feines taktisches Gespür bewiesen. Der auf der rechten Abwehrseite unsichere und im Abschluss unglückliche Ermin Bicakcic wurde von Nagelsmann zwar geschützt ("Er hat es ganz gut gemacht"), musste aber nach einer Stunde runter vom Rasen. Für ihn kam Pirmin Schwegler und Nagelsmann beorderte Sebastian Rudy auf die rechte Seite. Diese Maßnahme griff und Rudy durfte zum ersten mal seit einem Jahr wieder ein Pflichtspieltor für 1899 bejubeln.

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Die Hoffenheimer agierten, die Schalker reagierten zum Unmut ihrer Fans nur. ".Es war ein besseres Auswärtsspiel als zuletzt in Wolfsburg", resümierte Nagelsmann. Seine Profis haben augenscheinlich aus der unnötigen 1:2-Niederlage in der VW-Stadt die richtigen Lehren gezogen.

Torhüter Oliver Baumann und die Dreier-Kette Vogt, Niklas Süle und Benjamin Hübner sind Garant dafür, dass so schnell hinten nichts anbrennt. Sebastian Rudy und der erneut starke Kerem Demirbay sorgen im Mittelfeld für Ideen und Spielfluss. Zudem kann Nadiem Amiri mit einem seiner gefürchteten Antritte zu jeder Zeit entscheidende Akzente setzen. Ganz vorne, auch wenn diesmal nicht in bester Tagesform, sorgt Zehnfach-Torschütze Sandro Wagner für Kopfschmerzen beim Gegner.

Auch andere Profis wie Steven Zuber oder Marco Terrazzino, die zeitweise nicht zur ersten Garnitur gehörten, bekamen unter Nagelsmann ihre Chance - und nutzten sie. Immerhin musste sich ein Andrej Kramaric, zuletzt gegen die Darmstädter "Lilien" als Joker zweimal erfolgreich, zunächst wieder mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen. Doch solche Härtefälle scheinen dem guten Betriebsklima keinen Abbruch zu tun. Auch das ist ein großer Verdienst des Trainer-Aufsteigers Julian Nagelsmann.

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