Hoffenheim gegen Leverkusen: Ein Anflug von Lächeln

Das 1:1 zwischen der TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen liefert Optimisten wie Pessimisten Stoff für ihre jeweiligen Sichtweisen

24.01.2016 UPDATE: 25.01.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden

Schuss ins Glück und ins lange Eck: Jiloan Hamad (rechts hinten leicht verdeckt) gelingt die 1:0-Führung gegen Bayer Leverkusen. Der erste Bundesliga-Treffer war’s für ihn. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Optimisten dürften am Samstagabend einigermaßen zufrieden nach Hause gefahren sein, Pessimisten haben freilich ebenfalls Argumente für ihre eher negative Ausrichtung erhalten. Die ewige Geschichte vom halb vollen oder halb leeren Glas ist beim kurzweiligen 1:1 (1:0) zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen um ein Kapitel angereichert worden.

Hintergrund

Baumann: Die Note 1 für den mit Abstand besten Hoffenheimer. Solch ein Rückhalt hilft 1899-prozentig im kniffligen Klassenkampf.

Kaderabek: Solider als vor Weihnachten. So muss "Kadesch" weitermachen.

Schär:

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Baumann: Die Note 1 für den mit Abstand besten Hoffenheimer. Solch ein Rückhalt hilft 1899-prozentig im kniffligen Klassenkampf.

Kaderabek: Solider als vor Weihnachten. So muss "Kadesch" weitermachen.

Schär: Leistete sich Schnitzer. Versuchte das 1:1 im Stil eines Handball-Keepers zu verhindern - vergeblich.

Süle: Auffälligster Akteur in der Viererkette. Rauschte mit Toprak zusammen. Ein Fels in der Abwehr.

Kim: Engagiert, zäh, quirlig. Hat nach vorne Qualitäten - wenn er Platz hat.

Strobl: Seine unstrittige Variabilität ist Last und Lust für ihn. Schwegler und Polanski sind wertvoller auf der Sechs.

Rudy: Zum zweiten Mal Kapitän. Glänzender langer Pass auf Volland. Da muss der stille Schwabe den Hebel ansetzen.

Schmid: Hatte Pech mit seinem Innenpfosten-Treffer (59.). Der Spezi von Baumann kann viel mehr als gezeigt.

Volland: Sucht weiterhin seine Form. Vorbildlich seine Hilfestellung hinten.

Hamad: Gefühlter Neuzugang. Sein Treffer war wunderbar - wie ein Schulbeispiel aus dem Footbonauten. Der sympathische Schwede muss aber nach Vollands glänzender Vorarbeit auch das 2:0 (49.) machen. Er weiß es selbst ...

Vargas: Kilometerfresser - hing in der Sturmspitze häufig in der Luft.

Uth für Volland, Amiri für Hamad, Neuzugang Kramaric für Vargas - alle eingewechselt und ohne Bewertung. jog

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"Der Punkt gibt uns ein gutes Gefühl, der Auftritt gibt uns ein gutes Gefühl", sagte TSG-Manager Alexander Rosen in der Mixed Zone mit einem Anflug von Lächeln im Gesicht. Entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten floh Rosen nicht vor dem Abpfiff in die Kabine, sondern er blieb "relativ ruhig" auf seinem Platz sitzen. Es darf als Metapher dafür herhalten, dass das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Mannschaft gestiegen ist.

Bei einem Wiedereinstieg in eine Spielzeit weiß ein Kollektiv nie so richtig, wo es steht. Die Hoffenheimer Tests gegen die SG Sonnenhof Großaspach (1:1), die Platinum Stars (2:0) und Sturm Graz (3:1) waren eben nur bedingt aussagekräftig. Mit dem ersten Pflichtspiel freilich ist klar: Jetzt gilt’s im knallharten Abstiegskampf! 17 Chancen hat der Kraichgauklub, um das Horrorszenario Bundesliga-Abstieg zu verhindern.

Schon über die Frage, ob die sich bietende Gelegenheit gegen Leverkusen genutzt oder vergeben wurde, ließe sich trefflichst streiten. Denn gerade nach dem 1:0 (40.) des nach 447 Tagen zurückgekehrten Schweden Jiloan Hamad hätte "Hoffe" das wohl vorentscheidende 2:0 erzielen müssen.

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Andererseits durften die Hausherren heilfroh sein, dass ein kurioses "Kuddelmuddel-Tor" von Ömer Toprak zum Ausgleich (75.) das einzige Erfolgserlebnis für die enttäuschten Rheinländer blieb, die bei ihrem klaren Chancenplus erneut "Killerinstinkt" vermissen ließen. "Ich hoffe, dass es keine Never-Ending-Story bei uns wird. Chancenverwertung ist halt keine unwichtige Qualität im Fußball", blickte Bayer-Trainer Roger Schmidt nachdenklich in die Runde.

Die Werkself scheint an ihren eigenen Ansprüchen zu scheitern - und vorgestern fanden Chicharito, Kießling, Bellarabi und Co. vor 24 140 Zuschauern in der Sinsheimer Arena ihren Meister in TSG-Teufelskerl Oliver Baumann. "Wahnsinn, was Hoffenheims Torhüter alles gehalten hat", befand Leverkusens sonstiger Torgarant Chicharito.

Baumann rettete für den Abstiegskandidaten den Punkt dank starker Reflexe und sicherer Paraden, was Trainer Huub Stevens zur knochentrockenen Bemerkung veranlasste: "Baumann hat doch die Handschuhe an, also muss er die Bälle auch halten."

Stevens war gleichermaßen zufrieden und enttäuscht. Die Einstellung und Vorstellung des gesamten Teams fand er tadellos, doch das Endergebnis sowie der Teilaspekt des nicht gemachten zweiten Tores schlugen dem Niederländer aufs Gemüt. Was ihm genau missfiel, wollte er der Mannschaft in seinen "Worten zum Sonntag" nach einem regenerativen Trainingsprogramm offenbaren - ausschließlich intern natürlich. Öffentlich sagte er: "Das ist die Art und Weise, wie wir spielen müssen, um da unten wegzukommen."

Insbesondere die stärkste Phase nach dem Seitenwechsel mit den beiden Riesenchancen von Hamad (49.) und Schmid (59.) macht Mut. Die Organisation im Mannschaftsverbund ist spürbar besser geworden, durch etwas mehr Tiefe im Kader und die daraus entstehende Konkurrenzsituation kann Stevens die Motivation hoch halten.

Rosen: "Der Trainer belohnt Einsatz im Training." Stevens hebt die Augenlider: "Jeder hat seine Chance zwischen den weißen Linien. Eigentlich stellt sich jeder Spieler selbst auf." Beispiel Jiloan Hamad, er sei ein klasse Typ und habe trotz eines Totalschadens im Knie "nie aufgegeben".

Solche Stehaufmännchen brauchen die Hoffenheimer im Tabellenkeller. Klar ist darüber hinaus, dass sie auch nach der Verpflichtung des Kroaten Andrej Kramaric auf dem Transfermarkt aktiv bleiben. Eine weitere Verstärkung für die Offensive ist nach RNZ-Informationen im Anflug - und vor der Bekanntgabe.

Pessimisten beklagen, dass die TSG unter "Feuerwehrmann" Stevens acht Punkte aus acht Spielen geholt hat, bisher keine wirkliche Aufbruchstimmung im Kraichgau entstanden ist - und durch insgesamt zwei Saisonsiege und zu viele Unentschieden (acht!) unverändert SOS-Notsignale gefunkt werden.

Zumal sich die Lage in der Liga am Wochenende für den Dorfverein zugespitzt hat, es sind dank der Dreier von Werder Bremen, vom VfB Stuttgart, von Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98 vier Punkte Abstand auf den Relegationsplatz geworden.

Einigen können sich Optimisten wie Pessimisten vielleicht - nach dem Bonuskick beim FC Bayern am Sonntag - auf Folgendes: Mit dem Heimauftritt gegen Darmstadt am 7. Februar beginnt eine Serie von Big-Point-Spielen.

Und das leistungsgerechte 1:1 zwischen "Hoffe" und Bayer illustrierte zweierlei: Die Hoffenheimer Spielweise war besser anzuschauen und lieferte den Nachweis von Bundesliga-Tauglichkeit. Doch faktisch hat sich die Situation verschlechtert ...

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