Unwetter in der Metropolregion

Nach dem Temperatursturz fielen die Bäume – Zugausfälle im Fernverkehr

Verletzten wurden zwar keine gemeldet, dafür aber teilweise hohe Sachschäden. Dem Unwetter vorausgegangen war ein heftiger Temperatursturz: zehn Grad innerhalb von zwei Stunden.

15.04.2024 UPDATE: 16.04.2024 16:30 Uhr 3 Minuten, 43 Sekunden
In Sandhausen fiel ein Baum auf ein Auto. Foto: Feuerwehr

Metropolregion. (lesa/pol/dpa/sake) Der Fernverkehr der Deutschen Bahn läuft nach größeren Beeinträchtigungen durch das Unwetter am Dienstagmorgen überwiegend wieder normal. Große Verspätungen gebe es nur noch zwischen Nürnberg und Erfurt, teilte ein Bahn-Sprecher am frühen Dienstagmorgen mit.

Polizei und Feuerwehr wurden am Montagnachmittag bis in die Abendstunden im Rhein-Neckar-Raum zu etlichen Einsätzen gerufen.

Stürmischer Wind ließ etliche Bäume umstürzen, Dächer wurden abgedeckt und Steine wurden auf Straßen gewehrt. Polizei und Feuerwehr seien zu einer Vielzahl von Einsätzen ausgerückt, teilte das Polizeipräsidium Mannheim mit. Verletzte gebe es nicht. Der entstandene Sachschaden lasse sich noch nicht beziffern. 

Am Montag war es zu einem heftigen Temperatursturz gekommen: Erst kam zum Wochenbeginn die Kaltfront, dann am Montagabend ein Unwetter mit Regen und starken Windböen. So maß der Nußlocher Hobbymeteorologe Jürgen Scheuermann an seiner Station zwischen 18 und 20 Uhr einen spektakulären Temperatursturz: von 16 auf 7,4 Grad. Der Deutsche Wetterdienst hatte für den Abend bereits eine Unwetterwarnung herausgegeben, die Leitstelle per Voralarm alle Feuerwehren des Landkreises in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. 

Die Leitstelle Rhein-Neckar löste für die Weinheimer Feuerwehr den Unwettermodus als die Notrufe eingingen. Alle Feuerwehrabteilungen wurden in Alarmbereitschaft gesetzt und hatten den Abend über alle Hände voll zu tun: Insgesamt 110 Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Weinheimer waren zwischen 20 Uhr und kurz nach Mitternacht im Einsatz, um die Einsätze abzuarbeiten

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In Bammental entwurzelten die starken und lang anhaltenden Windböen um kurz nach 19 Uhr einen Baum und wehten ihn auf die Rosenstraße. Die Beseitigung übernahm die Feuerwehr. Deren Mitglieder zerkleinerten den Baum und machten so die Durchfahrt wieder frei. Währenddessen kümmerten sich andere Feuerwehrleute anderweitig um den Sturm: Sie unternahmen Kontrollfahrten durch den Ort. Weitere Schäden gab es aber nicht.

In Dossenheim erwischte der kurze, aber heftige Sturm auch die Gemeinde. Die Folgen blieben aber – zumindest für die Feuerwehr – überschaubar. Gegen 21.15 Uhr wurde die Wehr in die Gewerbestraße gerufen, wo es einen kleinen Sturmschaden gab. Ein Ast war abgebrochen. Die Wehr machte kurzen Prozess: Sie zerkleinerte ihn und legte ihn an den Straßenrand. 

In Lobbach stürzten gleich mehrere Bäume am Ortsausgang Richtung Spechbach sowie am Waldwimmersbacher Ortseingang auf die Straße. Lange blockierten sie den Weg nicht. Die Feuerwehr rückte an und beseitigte die Verkehrshindernisse. Weitere Sturmeinsätze gab es laut Kommandant Thomas Geiß nicht.

In Sandhausen hatte die Feuerwehr an mehreren Stellen zu tun. In der Willy-Brandt-Straße war infolge der Sturmböen gegen 19.30 Uhr ein Auto auf ein parkendes Auto gestürzt. Die Einsatzkräfte zersägten ihn und legten ihn am Gehwegrand ab. "Am Pkw entstand geringer Sachschaden", teilt die Feuerwehr mit. Anders sah es in der Ostlandstraße aus. Auch hier war ein Baum auf ein geparktes Fahrzeug gefallen – mit einem "größeren Sachschaden" als Folge. Dem Baum rückten die Feuerwehrleute mit Kettensägen zu Leibe, zerkleinerten ihn und räumten die Stücke weg. Der dritte Unwettereinsatz führte die Feuerwehr zur Landesstraße 598 (L 598). Hier war ein Baum umgefallen und quer auf der Fahrbahn liegen geblieben. Die Straße musste entsprechend voll gesperrt werden. Auch hier rückten die Einsatzkräfte mit Kettensägen an, zerkleinerten den Baum und reinigten im Anschluss die Fahrbahn. Dann wurde die L 598 wieder freigegeben.

Die Kreisstraße zwischen Moosbrunn und Hirschhorn war durch umgewehte Bäume vorübergehend blockiert. Ebenso musste die Feuerwehr bei Schwanheim, Haag und in Hirschhorn selbst eingreifen. Am Ortseingang Schönbrunn mussten die Wehrleute abgerissene Werbetafeln bergen.

"Fast 1,5 Stunden beschäftigt" waren die Wehren von Wiesloch und Frauenweiler, wie Kommandant Philipp Büchel berichtete: Ein größerer Baum war auf die Zufahrt zum Rewe-Zentrallager im Unteren Wald gestürzt. Nachdem über St. Leon-Rot ebenfalls starke Böen gefegt waren, brach in einem Hinterhof in der Häuserstraße ein dicker Ast von einem Baum ab und drohte, auf einen Wintergarten zu fallen. Alles in allem kam die Region Wiesloch mit einem blauen Auge davon.

Im Stadtgebiet Mannheim fielen bei den starken Sturmböen etliche Bäume um oder brachen Äste ab und fielen auf Fahrzeuge und Gebäude, teilte die Feuerwehr am Montagabend mit. Es gebe auch abgedeckte Dächer. Neben den Abteilungen der freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr sei auch das THW Mannheim alarmiert worden, um bei der Abarbeitung einer größeren Einsatzstelle in Neckarau mit Spezialgerät zu unterstützen. 

In Rheinland-Pfalz wurden Bäume entwurzelt, Autos und Stromleitungen beschädigt, Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz.

Allein die Feuerwehr in Ludwigshafen musste 80 Mal ausrücken musste. Verletzt wurde nach Informationen des Polizeipräsidiums jedoch niemand. Nur das Polizeipräsidium Rheinpfalz verzeichnete in seiner Region drei wetterbedingte Verkehrsunfälle, die aber alle glimpflich ausgingen. 

Allerdings gab es einige Sachschäden: Umgewehte Zäune und Schilder beschädigten elf Autos im Gebiet des Polizeipräsidiums in Ludwigshafen, so ein Sprecher. Dort wurden demnach außerdem drei Gebäude beschädigt. Zudem brachte der Wind in Ludwigshafen einen Wäscheständer zum Fliegen: Die Feuerwehr entdeckte ihn nach eigenen Angaben in einem Baum – etwa 25 Meter über dem Boden.

Teuer wurde es in Westhofen bei Worms: Dort trafen aufgewirbelte Gegenstände drei parkende Autos und einen Bauwagen, wie eine Polizeisprecherin erklärte. Dabei sei ein Schaden im fünfstelligen Bereich entstanden. Auch Äste, Verkehrsschilder und Bauzäune fielen auf einzelne parkende Autos, etwa in Speyer oder Landau.

Das Unwetter beeinträchtigte auch den Zug-Fernverkehr: "Einzelne Strecken sind gesperrt und es kommt zu Umleitungen mit Verspätungen", teilte die Deutsche Bahn mit. Ein dpa-Reporter berichtete, am Frankfurter Hauptbahnhof rolle kein Zug mehr. Unwetterschäden gibt es laut Bahn im Raum Würzburg Hauptbahnhof.

Von den Beeinträchtigungen betroffen sind Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. So würden die ICE-Züge zwischen Hanau und Gießen umgeleitet, ebenso die ICE zwischen Göttingen und Kassel, teilte die Bahn mit.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte ab dem Nachmittag landesweit einzelne Gewitter prognostiziert. Es gebe starke bis stürmische Böen mit Geschwindigkeiten von rund 70 Kilometern pro Stunde, auf einzelnen Schwarzwaldgipfeln seien sogar 110 km/h möglich.

Update: Dienstag, 16. April 2024, 15.50 Uhr

In Lobbach fiel ein Baum auf die Fahrbahn. Foto: Feuerwehr