Marie Bernhard eröffnet mit 26 Jahren eigene Schmuck-Werkstatt
Die Schmuckstücke der Goldschmiedemeisterin sind alle Unikate. 2019 war sie beste Goldschmiedin der Region.
Von Anica Edinger
Heidelberg. Im Jahr 2019 wurde sie zur besten Goldschmiedin der Region und zur drittbesten Baden-Württembergs gekürt – jetzt hat die 26-jährige Goldschmiedemeisterin Marie Bernhard ihr eigenes Atelier samt Werkstatt und Verkauf in der Schröderstraße 41 in Neuenheim eröffnet.
Ihre Initialen leuchten auf mintgrünem Untergrund. Darunter Hammer, Zangen, Feilen, Sägen. Zum Goldschmieden kam sie mehr oder weniger durch Zufall. Nach dem Abitur am Kurpfalzgymnasium in Schriesheim, wollte sie eigentlich studieren: Autodesign. All ihre Freunde gingen an die Universität. "Eine Ausbildung kam damals für mich nicht infrage", erinnert sie sich. Doch für ihren Wunsch-Studienplatz benötigte sie verschiedene Vorpraktika – unter anderem im Bereich Metall. Bernhard suchte nach einem Platz – und fand ihn bei der Goldschmiedemeisterin Kirsten Ehhalt.
Nach einer Woche Probearbeit fragte Ehhalt die damals 19-jährige Bernhard: "Willst du nicht eine Ausbildung hier machen?" Bernhard überlegte nicht lange – und sagte ja. "Ich habe beim Probearbeiten meine Liebe fürs Goldschmieden entdeckt – da kam alles andere nicht mehr in Frage." Am Schreibtisch sitzen und lernen, das sagt Bernhard rückblickend, konnte sie noch nie gut.
Nach drei Jahren Ausbildung und weiteren zwei Jahren in Anstellung, ging Bernhard auf die Goldschmiede-Meisterschule nach München. "Für mich war aber klar, ich will langfristig nach Heidelberg." Also kam Bernhard nach einem Jahr zurück – mit dem Meistertitel in der Tasche. Die Urkunde hängt jetzt in ihrem Atelier in der Schröderstraße. Alle Teile, die sie dort kreiert, sind Unikate. Sie will Schmuck machen, den man jeden Tag tragen kann. Deshalb soll er nicht zu auffällig sein. Bernhard arbeitet filigran. Die Ketten und Armbändchen sind fein, Anhänger macht sie am liebsten aus kleinen, bunten Edelsteinen. Aber auch antike Münzen oder Perlmuttscheiben werden verarbeitet.
Auch interessant
Verlobungsringe kann man sich bei Bernhard ebenfalls schmieden lassen. Wenn man Altgold hat, kann sie das weiterverarbeiten. "Schmuck ist immer mit vielen Emotionen verbunden – sie sollten in jedem Teil erhalten bleiben", sagt die junge Goldschmiedin. "Am tollsten ist es, wenn ich die Menschen ein ganzes Leben lang begleiten kann." Wenn sie also nicht nur den Verlobungsring, sondern dann auch noch die Eheringe und später eventuell ein Baby-Armbändchen zur Geburt oder Taufe anfertigen darf.
Die Arbeit mit den verschiedenen Materialien, "wie aus etwas ganz Rauem so etwas Tolles entsteht, das man selbst gemacht hat", das fasziniert Bernhard nach wie vor. Und auch, wenn sie keine ruhige Hand habe, wie sie selbst sagt: "Ich habe unglaublich viel Geduld." Eine Fähigkeit, die bei der feinen Arbeit mit Edelmetallen förmlich Gold wert ist.
Einige Jahre hatte Bernhard ihre Werkstatt und Verkaufsfläche in ihrer Drei-Zimmer-Wohnung in Neuenheim. Doch mit wachsendem Kundenstamm wollte sie mehr: ein eigenes Reich außerhalb ihrer Wohnung. Als ein Bekannter ihr die Ladenfläche in der Schröderstraße angeboten hat, war es Liebe auf den ersten Blick. In ihrem schicken Geschäft hat sie nun gut zu tun. Ihr Kundenstamm ist ihr treu geblieben. Und auch Laufkundschaft schaut öfter bei ihr vorbei. Bernhard ist zufrieden: "So darf es gerne weitergehen."